Mini-Transat 2023Melwin Finks Rennen gegen die Zeit läuft: Mini-Transat-Kampagne "reloaded": Melwin Fink gibt nicht auf

Mini-Transat 2023: Melwin Finks Rennen gegen die Zeit läuft: Mini-Transat-Kampagne "reloaded": Melwin Fink gibt nicht aufFoto: Team Melwin Fink
Bald schon bereit zur Abreise nach Barcelona: Der zweite Vector-Neubau, den Fink binnen eines halben Jahres ausbaut – inzwischen mit unfreiwillig viel Erfahrung und einigen noch verwertbaren Teilen vom vorherigen Totalschaden

Nach dramatischer Havarie im April waren Finks Hoffnungen auf den Mini-Transat-Start 2023 fast geplatzt. Jetzt kämpft er mit dem zweiten Neubau um seine Chance

Wenn alles gut geht, dann ist Melwin Finks zweiter Neubau in etwa zehn Tagen reisefertig. In insgesamt nur drei Wochen Ausbauzeit ist der jüngste Vector-Mini vom Yachtservice Stettin dieses Mal fertig geworden. Zur Rekordzeit haben die Erfahrung vom Ausbau des ersten Neubaus zu Jahresbeginn und auch noch vorhandene Ausrüstungsteile beigetragen. Anfang April hatten die Havarie von Finks Neubau Nummer eins im Mittelmeer, die Helikopterbergung vom jungen Skipper und seinem Mitsegler Marc Menzebach und die spätere Strandung des dadurch schwer beschädigten Minis Finks Projekt ein dramatisches vorläufiges Ende beschert. Jetzt geht es von Neuem los, auch wenn die Chancen für die von Melwin Fink nach wie vor ins Visier genommene Mini-Transat-Teilnahme 2023 gesunken sind. Der Unkaputtbare hat seinen Traum vom zweiten Mini-Transat-Start noch lange nicht aufgegeben.

  Das Symbolbild der Havarie: Der erste Mini-Neubau von Melwin Fink war Anfang April nach dem Abbergen der Crew auf einen Steinstrand Mallorcas aufgelaufen und zum Totalschaden gewordenFoto: Marine Claim Service
Das Symbolbild der Havarie: Der erste Mini-Neubau von Melwin Fink war Anfang April nach dem Abbergen der Crew auf einen Steinstrand Mallorcas aufgelaufen und zum Totalschaden geworden

"Man wünscht niemandem, was wir erlebt haben"

Dass der Ausbau von Finks jüngstem und erneut nach den Großmüttern "Karin Monika" benanntem Mini dieses Mal so schnell voranging, dass am Montag (25. Juli) bereits das Unterwasserschiff gespritzt werden kann, hilft Fink bei seiner Aufholjagd im Kampf um einen Startplatz im Mini-Transat 2023. "Eigentlich kam der Neubau noch weniger vorbereitet als der erste bei uns in Bad Salzuflen an. Es war kein einziges Loch gebohrt", erzählt er. Das Glück im Unglück der Havarie und ihrer Folgen aber ist: "Wir konnten einige der zu Jahresbeginn selbst angefertigten Teile, die wir extra haben fräsen lassen, jetzt wieder nehmen. Beispielsweise den komplett modifizierten und stabiler gebauten Bugbeschlag. Oder auch die etwas veränderte Ruderanlage." So ging der Ausbau "reloaded" zügig voran. "Alle Beschläge sind schon komplett drin, und der Mast stand auch schon einmal. Es hilft auch, dass man schon genau weiß, wo was genau hin muss. Wir haben nicht ganz ohne Sarkasmus sogar gescherzt, dass das erste ein Testboot war und wir jetzt noch optimieren konnten, etwa eine Klemme nochmals fünf Zentimeter versetzen oder gleich ganz weglassen. Natürlich gab es da positive Effekte. Aber im Ernst: Man wünscht deswegen niemandem, was wir erlebt haben. Und man will das auch nie wieder erleben."

  Melwin Fink bei der Arbeit am jüngsten neuen Mini in Bad SalzuflenFoto: Team Melwin Fink
Melwin Fink bei der Arbeit am jüngsten neuen Mini in Bad Salzuflen

Wie mit dem vorherigen Neubau wird Fink sich auch mit seinem aktuellen Mini wieder direkt auf den Weg nach Barcelona machen. Die Fahrt ist für die erste August-Woche geplant, wenn die Elektronik aus Frankreich zuvor rechtzeitig eintrifft. In Barcelona hat Fink dann zwei Wochen Zeit für Tests, Optimierungen und Training, bevor der Startschuss zum ersten Zweihand-Rennen kracht, an dem er mit Segelfreund Hendrik Lenz aus Bremen teilnehmen kann und will. Start- und Zielhafen des 500-Seemeilen-Rennens Mare Nostrum ist Garraf bei Barcelona. Der Startschuss zum anspruchsvollen und oftmals in dieser Jahreszeit gewitterfreudigen Balearen-Kurs fällt am 26. August um 14.30 Uhr. Geht es nach Finks ambitioniertem Plan, bestreitet er bis Herbst zwei weitere Rennen und kommt damit auf die 1.000 geforderten Qualifikationsmeilen für das Mini-Transat. "Es wären dann drei Rennen im Mittelmeer, wobei das letzte in Italien aktuell nur drei Meldungen hat und nicht klar ist, ob es zustande kommt", erklärt der 20-jährige Jurastudent eines der vielen Probleme seiner Aufholjagd, bei der er auch auf funktionierende Außenfaktoren angewiesen ist.

  Melwin Fink im Glück: Hier hatte der junge Skipper nach außergewöhnlichem Husarenritt gerade die erste Etappe im Mini-Transat 2021 gewonnenFoto: ALEXIS COURCOUX
Melwin Fink im Glück: Hier hatte der junge Skipper nach außergewöhnlichem Husarenritt gerade die erste Etappe im Mini-Transat 2021 gewonnen

Finks Wettlauf gegen die Zeit und das harte Mini-Reglement: Die Entscheidung fällt Anfang 2023

Weil rechtzeitig gesicherte Startplätze bei den Qualifikations-Klassikern in der Mini-Klasse grundsätzlich mit dem gemeldeten Boot und nicht mit dem Skipper verknüpft sind, hat Fink alle seine Startplätze mit dem Totalschaden des ersten Neubaus verloren. Er muss nun mit dem zweiten Neubau und kreativen Alternativen gegensteuern. Schmerzhaft ist, dass Fink infolge der Havarie beispielsweise nicht am aktuell laufenden Rennen "Les Sables–Azoren–Les Sables" in zwei Etappen über zweimal rund 1.300 Seemeilen teilnehmen kann. "Da verdienen sich gerade 70 Leute ihre Transat-Startberechtigung, wenn sie denn wollen", erklärt Fink. Eine weitere Bedingung für den Mini-Transat-Start ist die Teilnahme an mindestens einem Solorennen im Jahr des Rennens selbst, also 2023. "Da gibt es früh im Jahr eins, das auch wieder in Garraf startet und rund um eine Ölplattform vor Mallorca führt. Das würde hinhauen. Wenn ich diese Bedingung sogar noch vor den anderen erfülle, dann habe ich vielleicht wieder eine Chance aufs Mini-Transat. Dann könnte ich von der Warteliste auf die Hauptstartliste rücken. Es wird insgesamt eine enge Kiste, und es muss alles funktionieren, dann aber könnte es klappen", erklärt Fink seine komplexe Herausforderung. Die frühe Qualifikation Anfang 2023 ist ihm wichtig: "Ich möchte zu Jahresbeginn wissen, ob ich qualifiziert bin oder nicht. Das kann man sonst niemandem verkaufen und auch nicht vernünftig planen. Sonst muss man es lassen." Wie er seine Chancen selbst einschätzt? Fink bleibt als Kämpfer Optimist: "Es wird schwierig, aber bei meinem Glück schaffe ich es vielleicht. Ende des Jahres weiß ich schon mehr. Ich habe super Lust, gerade jetzt, wo ich wieder mein Bötchen habe. Es juckt mir schon sehr in den Fingern. Wir haben so viele Ideen und auch Geld reingesteckt. Da will man auch sehen, wie es sich bewährt. Und außerdem muss ich jetzt endlich mal wieder raus aus der Werkstatt."

  Schon wieder und immer noch in der Werkstatt statt auf dem Wasser: Melwin Fink mit seinem "neuen Neubau". Déjà-vu: Bald geht es wie mit dem ersten und später havarierten Neubau wieder nach Barcelona …Foto: Team Melwin Fink
Schon wieder und immer noch in der Werkstatt statt auf dem Wasser: Melwin Fink mit seinem "neuen Neubau". Déjà-vu: Bald geht es wie mit dem ersten und später havarierten Neubau wieder nach Barcelona …

Was aber, wenn der Traum doch platzt? Wenn ein Teil des fordernden und geforderten Blitz-Puzzle-Programms nicht klappt und die Teilnahmebedingungen für das Mini-Transat in der verbliebenen Zeit nicht erfüllbar sind? "Dann segle ich das Boot so lange, bis ich einen neuen Plan habe. Ich finde die neue Class 30, die inzwischen mit Carboman schon wieder einen neuen Namen hat, sehr interessant. Die Figaros fand ich auch mal spannend, aber die sind nicht mehr so gehypt. Und die Class 40 ist für mich noch zu krass als nächster Schritt. Ich fühle mich noch nicht bereit dafür. Da redet man dann auch schon über Budgets von zwei Millionen Euro oder mehr. Das kann ich mir jetzt noch nicht vorstellen, gehe es lieber Schritt für Schritt an."