Kristina Müller
· 01.08.2017
Rund 50 Minis segeln beim Transgascogne im Regattamodus über die Biskaya – für einige ist es der letzte Test vor dem Minitransat über den Atlantik
Es ist die letzte Chance zu testen, mit wie wenig Schlaf man auskommt, wie schnell die Segel gewechselt sind, wann und wie das eigene Boot Top-Speed läuft: Vor wenigen Tagen hat die Mini-Regatta Transgascogne 2017 begonnen – sie ist das letzte Rennen der Saison, bevor die nur 6,5 Meter langen Hochseezwerge mit ihren Einhand-Skippern am 1. Oktober die Startlinie zur Atlantiküberquerung passieren werden.
Auf 450 Seemeilen, von Les Sables d’Olonne an der französischen Atlantikküste ins spanische Avilés und wieder zurück, haben die Segler und Seglerinnen die beste Möglichkeiten, um sich an den "besonderen Rhythmus einer Hochseeregatta" anzupassen, heißt es auf der Veranstalter-Webseite: Es geht dabei zweimal quer über die gefürchtete Biskaya (auf französisch "Golf de Gascogne"), gesegelt wird in zwei Etappen mit einem Zwischenstopp in Avilés, wo gestern um die Mittagszeit die ersten Minis der Serienwertung und der Prototyp-Klasse nach gut zwei Tagen auf See eintrafen.
Ganz vorn dabei war niemand anderes als die strahlende Mini-Newcomerin Clarisse Crémer. Die 27-Jährige hatte im Januar die Seamaster-Auszeichnung der boot Düsseldorf und des Delius Klasing Verlags für ihre unterhaltsame und einträgliche Medienkampagne erhalten. Bei den bisherigen Mini-Regatten der Saison hatte sie mit vorderen Platzierungen gezeigt, dass sie den Segelsport nicht nur vermarkten kann, sondern auch das Potenzial für Podiumsplätze mitbringt. Zuletzt hatte sie mit ihrem Trainingspartner und gleichzeitigen Kontrahenten Erwann le Draoulec das Mini-Fastnet auf dessen Pogo 3 gewonnen (siehe auch YACHT 16/2017). "Ich bin echt happy, vor allem, weil ich lange an zweiter Stelle hinter Erwann lag und ihn erst kurz vor dem Ziel überholen konnte. Die Bedingungen waren dabei zum Schluss echt eine Katastrophe, mein Boot ist sogar zwei 360-Grad-Kreise unter Spi gefahren, weil der Wind ständig drehte", sagte die gebürtige Pariserin nach der ersten Etappe.
Die von Crémer angesprochene Flaute über den 33 Solo-Startern im Serienboot-Feld setzte dem einzigen deutschen Teilnehmer in dieser Wertung stärker zu: Oliver Tessloff konnte sich über seinen respektablen achten Platz nicht wirklich freuen. "Ich lag die ganze Zeit über auf Rang drei, vier oder fünf, aber zehn Meilen vor dem Ziel war ich in einem Windloch gefangen, und einige konnten vorbeiziehen. Der absolute Albtraum", sagt der Hamburger Segler gegenüber YACHT online.
In der Zweihand-Wertung der Serienboote segeln unter zehn Booten gleich zwei deutsche Minis mit, einer davon gewann die erste Etappe: Chris Lükermann brauchte mit seinem französischen Co-Skipper nur zwei Tage und knapp fünf Stunden für den Ritt am Rande des Atlantiks und war damit Schnellster in seiner Wertung. 2015 hatte er beim Mini-Transat allein den Atlantik überquert, die YACHT berichtete.
Mit Lükermanns damaligem Boot, einer Pogo 2 aus dem Baujahr 2008, will im Oktober eine deutsche Skipperin dabei sein: Lina Rixgens nutzt das Transgascogne im Zweihand-Modus, um ihre neuen Segel zu testen. "Und dazu noch die ein oder andere Sache, da passt es ganz gut, dass man dieses Rennen auch zu zweit segeln kann", sagt die 22-Jährige, die mittlerweile in Frankreich lebt. Spätestens am 1. Oktober wird auch Rixgens in den Solo-Modus wechseln: Wie Clarisse Crémer, Oliver Tessloff und 80 weitere "Miniisten" hat sie die erforderlichen Qualifikationsmeilen und -regatten für das Mini-Transat im Oktober absolviert.
Am Samstag, den 5. August, startet die Rücketappe des Transgascogne. Den Tracker und die Ergebnisse gibt es hier.