Tatjana Pokorny
· 06.04.2022
Melwin Finks Freude über seinen neuen und über Monate selbst ausgebauten Mini währte nicht lange: Nach dem Mastbruch im Mittelmeer muss wohl ein neues Boot her
Rund fünf Tage nach Mastbruch und Havarie von Melwin Fink und Marc Menzebach vor Mallorca, in deren Folge sie von der mallorquinischen Seenotrettung aus der Luft geborgen werden konnten, ist der auf See verlassene neue Vector-Mini wieder aufgetaucht. Die schlechte Nachricht: Es dürfte sich nach dem Auflaufen auf einen Steinstrand von einer Privatvilla in der Nähe von Port des Canonge in Mallorcas Nordwesten um einen Totalschaden handeln. Die gute Botschaft: Ein neues Boot ist für Melwin Fink trotz des herben Rückschlags schon in Sicht.
In der Nacht vom 1. auf den 2. April waren Skipper Melwin Fink und sein Mitsegler Marc Menzebach an Bord von Finks neuem Mini auf einem Überführungstörn von Barcelona nach Palma de Mallorca unterwegs. Etwa 30 Seemeilen vor Palma brach der Mast des von Fink und einem Mitstreiter über zwei Monate individuell ausgebauten Vector-Minis. In rauen Bedingungen und ohne Motor blieb dem Segel-Duo ohne Mast nur die Rettung durch eine erfahrene Helikopter-Crew des MRCC Palma de Mallorca. Weil Wetter und Wellengang eine sofortige Suche und Bergung zunächst nicht zugelassen hatten, blieb den Geretteten nur Beobachten und Warten an Land. Am Dienstag schließlich wurde Finks Neubau gesichtet. Mit den Nachrichten zerplatzten aber seine Hoffnungen auf ein Comeback des neuen Minis, an dem er so intensiv gearbeitet hatte. Fink erzählt: "Das Boot ist in der Nähe von Port des Canonge an der Cala Gata im Nordwesten der Insel Mallorca aufgelaufen. Da liegt es jetzt gerade ohne Kiel und ohne Ruderblätter am Strand. Das ist ganz schön hart, weil ich damit überhaupt nicht gerechnet habe. Na ja, gerechnet schon, aber im Kopf war es für mich eigentlich keine Option. Ich habe gehofft, dass das Boot einfach raustreibt und da dann irgendwann gefunden wird. Nun liegt es völlig zerstört am Strand; Kiel und Ruderblätter sind weg."
Bislang sind sich auf den ersten Blick die Beobachter und Betroffenen einig: Das ist ein offensichtlicher Totalschaden. Auch der Gutachter von Versicherer Pantaenius war bereits vor Ort, sein Gutachten steht noch aus. Ein privates Rescue-Unternehmen soll sich um den Abtransport kümmern. "Die versuchen, das Boot heute oder morgen – je nach Seegang – abzuschleppen", erklärt Melwin Fink. Nachdenklich fügt er hinzu: "Das ist schon ganz schön hart. Ich denke, ich werde die nächsten Tage auch mal hinfahren. Die ganzen privaten Sachen an Bord sind noch da. Das ist eine gute Sache. Einzig meinen Laptop hat es frittiert oder besser gesagt: durchgespült. Aber das kann man verkraften. Dennoch waren die Bilder vom Boot schockierend. Es ist ganz schön hin!" Es hätte, so Fink, aber auch noch schlimmer ausgehen können: "Wir haben ein paar Löcher, doch das Boot ist schon sehr, sehr gut gebaut. Der Schaden hat wenig mit dem Boot zu tun. Es gibt zwei Komponenten: das Boot und den Mast. Alles, was mit dem Boot zu tun hat, das hat gehalten. Und das Boot war ein super sicherer Platz für uns während dieser Nacht. Das heißt, im Boot haben wir uns immer sicher gefühlt, als dann mal der Mast weg war und wir nicht mehr befürchten mussten, dass er ein Loch ins Boot haut. Man muss es ein bisschen separieren, dass nicht der Vector das Problem ist. Das Problem ist aber aktuell auch nicht bekannt. Da kann man keinerlei Schuldzuweisungen vornehmen, und es ist auch nicht der richtige Zeitpunkt dafür."
Wie es im Fall eines auch offiziell bestätigten Totalschadens für Melwin Fink weitergeht? Der junge Skipper hat bereits Gespräche mit der Werft geführt. Seine Aussichten auf einen baldigen Ersatz für den Neubau für die zweite Mini-Transat-Kampagne seien nicht ganz schlecht. "Vielleicht", so Fink, "kann man einiges vom alten Boot auf das neue übernehmen. Das ist so meine Hoffnung. Der Bootsbauer steht bereit. Mal schauen, wie wir das alles abwickeln. Jetzt bin ich erst einmal in Bad Salzuflen. Ich habe viel zu tun, um das Ganze irgendwie zu klären. Ich werde alles geben, um so schnell wie möglich wieder aufs Wasser zu kommen. Danke für alle Aufmunterungen und Nachrichten. Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn es ist doch eine harte Zeit." Hier nimmt Melwin Fink selbst zu den Ereignissen Stellung (bitte anklicken!).