Max Gasser
· 03.11.2023
Es ist ein vollkommen anderes Bild auf dem Tracker beim Mini-Transat als noch vor zwei Tagen: Unter anderem segelte der Schweizer Felix Oberle von Platz 50 mit 200 Seemeilen Rückstand nach vorn auf Rang zwei und kämpft nun um die Spitze. Hugues de Prémare, einer seiner Mitstreiter im Süden, übertrumpfte das in der Nacht von Montag auf Dienstag sogar noch. Ihm gelang es, mit seinem Serien-Mini nicht nur den Rekord seiner Klasse, sondern auch den der Prototypen einzustellen. Diesen hatte Pierre Le Roy, der Transat-Sieger von 2021, im vergangenen Jahr bei Les Sables – Les Açores – Les Sables aufgestellt: 308 Seemeilen. De Prémare übertrumpfte den Rekord nicht nur knapp, sondern stockte ihn auf beeindruckende 317,25 Seemeilen auf, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 13,22 Knoten entspricht. Er liegt derzeit an sechster Position, vor zwei Tagen war es noch Platz 55, und er wird voraussichtlich weiter aufholen.
Wie Oberle und die gesamte Süd-Flotte hatte er zuvor den richtigen Riecher gehabt und stur den Kurs gehalten, auch wenn der Rückstand immer weiter anwuchs. Jetzt durchmischen sich die verschiedenen Routen wieder. In der aktuellen Top Drei hatten alle unterschiedliche Herangehensweisen. Noch liegt der Italiener Luca Rosetti in Führung, er hatte sie am Mittwoch vom Belgier Peter Cools übernommen, der mittlerweile auf Platz 15 durchgerutscht ist. Rosetti, der aktuell 17 Seemeilen Vorsprung hat, wählte eine klare Nord-Strategie, jedoch nicht ganz so radikal, wie es Cools tat. Auf Platz zwei folgt Felix Oberle, der der klare Sieger der Süd-Gruppe ist. Und an dritter Stelle findet sich mit Justin Baradat ein Segler aus der Mitte wieder, er konnte durch die direkte Distanz punkten, als das gesamte Feld vom Passat profitierte.
Dieser war jedoch längst nicht überall gleich stark: “Die Passatwinde entlang der Küste Afrikas waren tatsächlich stärker als anderswo”, erklärt Christian Dumard, der Wetterberater des Rennens. Durch einen Dreher nach Ost gewannen daraufhin allerdings wieder die Minis im Norden. Insbesondere bei den Serienbooten waren die Unterschiede teils enorm, da das Feld mehr als 400 Seemeilen in Nord-Süd-Richtung aufgespalten war. Dieser Abstand verringert sich nun auch aufgrund des Kurses wieder. Denn die Solisten müssend den nächsten Wegpunkt, der sich auf 25° Nord und 27° West befindet, auf ihrer Steuerbordseite lassen.
Bei den Protos liegt die Führung mittlerweile fest in den Händen des Südens. Frederico Waksman ist es, der sich die Spitze erkämpft und derzeit die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit im Feld hat. Hier ist die Flotte aber grundsätzlich nie so weit in die Breite gegangen und hat sich stets tendenziell auf dem direkten Kurs oder etwas südlich davon gehalten. Carlos Manera, der spanische Sieger der ersten Etappe, liegt aktuell auf Platz drei. Mitfavoritin Carolin Boule aus Frankreich gelang es, etwas Plätze gutzumachen, sie liegt derzeit an Position 18.
Einen Platz dahinter liegt ihr Landsmann Robinson Pozzoli, den es schwer getroffen hat. Und zwar wörtlich: Ein Ufo hatte ein Loch in den Rumpf seines Protos gerammt, was er anschließend jedoch schließen konnte. Allerdings zwingt ihn der Schaden, erneut zu laminieren, mittlerweile hat er neun Plätze verloren. Zudem sei sein Backbordruder ausgefallen, er setze aber seine Fahrt in Richtung Guadeloupe fort.
Bei den Serien-Minis ist es Peter Gibbons, der der Rennleitung gestern Abend mitteilte, dass er die Kapverden wegen eines gebrochenen Ruderblattes anlaufen wolle. Der Amerikaner hofft, die Reparatur so schnell wie möglich durchführen und dann das Rennen fortsetzen zu können.