Für die Fans daheim ist der Blick auf den Tracker zum Haareraufen. Für die Teilnehmer aber, die über weit rudimentärere Informationen verfügen, muss die Ungewissheit, in die sie hineinsegeln, schier unerträglich sein.
Derzeit wirken die Standorte der Minis fast willkürlich. Eine kleine Gruppe versucht im Südosten, als Erste die Passatwinde zu erreichen. Eine andere jagt nordwestlich des Großkreiskurses einen Trog und danach die Nordseite einer kleinen Depression, bevor sich auch dort der Nordostpassat einstellt. Und dann gibt es noch die ziemlich breite Fraktion der Mitte, die keine Experimente eingehen mag und auf die kürzeste Distanz setzt.
In allen drei Gruppen finden sich namhafte Mitfavoriten. So hält sich Carlos Manera, der Sieger von Etappe 1, bei den Protos am engsten an der Ideallinie und hat seit heute Früh auch die Gesamtführung übernommen.
Am weitesten im Südosten quält sich Laure Galley auf “DMG Mori Sailing Academy 2” durch bleierne Flaute. Sie war in La Palma gut weggekommen, muss jetzt aber tapfer sein, weil sie als Letzte im Klassement der Prototypen geführt wird, mit bereits fast 130 Seemeilen Rückstand auf Carlos Manera.
Das könnte schon fast so etwas wie eine Vorentscheidung sein, wären da nicht noch 2.500 Meilen bis Guadeloupe und ein insgesamt schwer zu deutendes Wetter-Szenario, das derzeit allerdings die Boote weiter im Nordwesten favorisiert.
Zu denen zählt unter anderem Luca Rosetti auf “Race:Care”, der anfänglich die Serienwertung anführte, und Léo Bothorel (”Les Optiministes”), einer der potenziellen Siegkandidaten, der freilich auf Etappe 1 arg zurückgefallen war.
Auch Lisa Berger hält sich auf Position 20 gut, wenngleich sie nicht so weit nördlich segelt wie einige ihrer Wettbewerber – und es damit in der Nacht womöglich nicht ganz auf die Nordseite des Tiefs schafft. Dann bleibt ihr nur, auf das Einsetzen des Passats zu warten, der nach den Daten des europäischen Wettermodells im Norden stärker wehen sollte als im Süden.
Es wird in jedem Fall spannend bei den Minis, die das Glück haben, von den mächtigen Sturmtiefs in der Biskaya verschont zu bleiben. Dafür sieht es für sie nicht nach einem schnellen Rennen aus. Um die 20 Tage, so schätzt Christian Dumard, der Wetterrouter des Mini-Transats, werden die Schnellsten wohl brauchen.
Für Caroline Boule (”Nicomatic”) lief der Auftakt nicht wie erhofft. Die Mitfavoritin auf dem schnellen Sam-Manuard-Foiler hatte schon in der ersten Nacht Probleme mit dem Autopiloten und musste El Hierro anlaufen, wo sie reparierte. Heute Früh ging sie wieder auf Kurs, hängt aber in der Flaute fest und muss sich erst mühsam in den Wind hangeln. Ein herber Rückschlag, nachdem schon Etappe eins für sie nicht nach Plan verlaufen war. Mal sehen, ob ihr die Aufholjagd diesmal gelingt.