Fink-HavarieTotalschaden bestätigt, Neustart in Sicht: Melwin Fink: "Ich baue auf jeden Fall einen neuen Mini"

Tatjana Pokorny

 · 10.05.2022

Fink-Havarie: Totalschaden bestätigt, Neustart in Sicht: Melwin Fink: "Ich baue auf jeden Fall einen neuen Mini"Foto: Melwin Fink Racing
In seiner Ausbauhalle in Bad Salzuflen: Melwin Finks Mini-Wrack

Das Gutachten des Versicherers hat den Totalverlust bestätigt. Melwin Fink plant jetzt neu und hofft trotz vieler Hürden auf einen weiteren Mini-Transat-Start

Die Nacht vom 1. auf den 2. April wird Melwin Fink wahrscheinlich nie wieder vergessen: Bei der Überführung seines neuen und mit Bootsbauer Markus Mehlen selbst ausgebauten Minis mit Segelfreund Marc Menzebach von Barcelona nach Mallorca verlor sein Boot in dunkler stürmischer Nacht den Mast. Die Crew auf dem Mini ohne Motor wurde von der Seenotrettung abgeborgen, der Mini Tage später auf Mallorcas Felsküste gespült und stark beschädigt. Jetzt hat ein Gutachten des Versicherers Pantaenius den Totalschaden bestätigt. Die Erstattung erfolgt zu Finks Zufriedenheit fair und mit nur wenigen Abzügen. Nun kann der 20-Jährige mit Gewissheit neu planen.

  Wieder dort, wo er zu Jahresbeginn ausgebaut und fertiggestellt worden ist: Finks "Schrotthaufen" in der Halle in Bad SalzuflenFoto: Melwin Fink Racing
Wieder dort, wo er zu Jahresbeginn ausgebaut und fertiggestellt worden ist: Finks "Schrotthaufen" in der Halle in Bad Salzuflen

"Pantaenius hat gut gehandelt. Das ging alles so schnell, wie es eben möglich ist. Ich bin definitiv zufrieden, das war sehr gut", zieht Fink gut einen Monat nach der Havarie Bilanz. Klare Aufschlüsse über die Ursachen für den Mastbruch wird es nicht geben, weil die havarierte Crew das Rigg im Unglück losschneiden musste. Die an Bord verbliebenen drei Mastmeter reichen zur Ursachenforschung nicht aus. "Der Gutachter hat nichts Spezifisches gefunden. Die wahrscheinlichste Ursache bleibt der Salingsbruch. Das ist bei den Maxis schon dreimal vorgekommen. Aber es gibt keine klaren Erkenntnisse, die dazu veranlassen, jemandem die Schuld zuzuweisen", sagt Fink.

  So sah das traurige Ende der führerlosen Irrfahrt von Finks Mini nach der Havarie vor Mallorca ausFoto: Marine Claim Service
So sah das traurige Ende der führerlosen Irrfahrt von Finks Mini nach der Havarie vor Mallorca aus
  Es war einmal ein schöner neuer Mini … Nach der Havarie ist er nun ein TotalschadenFoto: Melwin Fink Racing
Es war einmal ein schöner neuer Mini … Nach der Havarie ist er nun ein Totalschaden

Der Mini-Transat-Dritte von 2021 ist längst mit neuen Plänen beschäftigt: "Ich werde auf jeden Fall einen neuen Mini bauen." Der Bau wird wieder beim Yachtservice Stettin stattfinden. Aktuell wartet Fink auf das Angebot dazu und hofft, dass der Bau noch vor der Sommerpause beginnen kann. Seinen Plan von der Teilnahme am Mini-Transat 2023 mag Fink noch nicht aufgeben, auch wenn die Hürden dahin ernüchternd hoch sind. Das größte Problem sind für ihn die Startplätze bei den Regatten, die er als Qualifikationsnachweise für den Mini-Transat-Start braucht. Die sind in der Mini-Klasse unverrückbar mit dem gemeldeten Boot und nicht mit dem Skipper verknüpft. Mit der Havarie und dem Verlust des havarierten Bootes hat Fink alle Startplätze verloren. Seinen Antrag auf Sondergenehmigung hat die Klassenvereinigung abgelehnt. Für seinen Fall empfindet Fink das als schwer nachvollziehbar: "Das ist schon ein ziemlich mieses Gefühl. Das havarierte wie das nächste Boot sind Neubauten. Da hätte ja niemand einen Nachteil. Ich war ja eh schon da." Nun muss der junge deutsche Skipper nach Neuanmeldung aufs Wartelistenglück setzen und überlegen, ob und wie er die geforderten Regatta- und Meilennachweise für das nächste Mini-Transat mit dem zweiten Neubau erbringen kann. "Ich will es versuchen", sagt der Unkaputtbare.

  Bekannt wurde Melwin Fink mit Platz drei in der Serienbootwertung bei seiner Mini-Transat-Premiere und einer in stürmischen Bedingungen bravourös bestrittenen ersten EtappeFoto: Mini Transat EuroChef 2021/AlexisCourcoux
Bekannt wurde Melwin Fink mit Platz drei in der Serienbootwertung bei seiner Mini-Transat-Premiere und einer in stürmischen Bedingungen bravourös bestrittenen ersten Etappe
  Die demolierte 1058 in der SeitenansichtFoto: Melwin Fink Racing
Die demolierte 1058 in der Seitenansicht

Bis zur Fertigstellung des neuen Neubaus will sich Fink wieder mehr auf sein Jurastudium konzentrieren und von der Uni Kiel nach Bielefeld wechseln. Außerdem hat er einige Regattastarts im Visier, die aber noch nicht final bestätigt sind. Im Gespräch sind das Fastnet Race und einige Ostsee-Rennen wie beispielsweise das Baltic 500, das er gern bestreiten würde. Auch wartet noch einige Arbeit auf ihn mit dem demolierten, nach seinen Omas "Karin Monika" benanntem Mini. Den hat er inzwischen von der Werft in Sóller auf Mallorca mit dem Hänger heimgeholt, der noch in Barcelona stand. "Ich habe den Schrotthaufen nun zu Hause. Da sind vielleicht noch einige Beschläge zu retten, viel mehr aber nicht, denn alles war geflutet." Das gilt insbesondere für die Elektronik an Bord. Auch kleinere Ausrüstungsteile wie beispielsweise die Konstriktorklemmen wurden von den Tauchern unglücklicherweise durchschnitten, um die Leinen rauszuholen.

  Hier wird der Mini auf den letzten Metern in die Halle gebracht, aus der er kamFoto: Melwin Fink Racing
Hier wird der Mini auf den letzten Metern in die Halle gebracht, aus der er kam

Als Mensch und Segler, sagt Fink, habe er sich in den vergangenen Wochen regenerieren können. Am stärksten sind ihm die Minuten der Rettung im Gedächtnis geblieben: "Die Zeit vom Sprung ins Wasser bis zum Taucher war die intensivste. Beim Taucher angekommen, war klar, dass dann nichts mehr passieren kann, weil diese Teams so gut sind. Die Ungewissheit dahinzuschwimmen, das nächtliche Szenario mit den ganzen Blinklichtern, der Lärm und die Querschlägerwellen, die das Boot immer wieder komplett auf die Seite gelegt haben, das war schon doll." Inzwischen hat Fink aber bereits mit einem Bekannten die Überführung einer JPK von Lorient nach Kiel absolviert und konnte beruhigt feststellen: "Das war gar kein Problem. Auch nachts und allein auf Wache nicht." Das Mini-Transat 2023 bleibt das mittelfristige, wenn auch nur noch schwer erreichbare Ziel. "Ich schaue, was ich tun kann", sagt Fink kämpferisch. Aufgeben war – siehe unter anderem den Husarenritt bei seiner Mini-Transat-Premiere 2021 – noch nie sein Ding.

  Die von der spanischen Seenotrettung per Helikopter abgeborgenen Melwin Fink und Marc Menzebach nach der Rückkehr im HangarFoto: Melwin Fink Racing
Die von der spanischen Seenotrettung per Helikopter abgeborgenen Melwin Fink und Marc Menzebach nach der Rückkehr im Hangar