Blauwasser"Ein wirklich großes Ding"

Kristina Müller

 · 30.09.2018

Blauwasser: "Ein wirklich großes Ding"Foto: S. Kuczynski
"Ein wirklich großes Ding"

Trans-Ocean hat Preise für abenteuerliche Reisen in kleinen Booten vergeben – und verkündet, wer die Förderung für die Mini-Transat-Kampagne 2021 erhält

Ein Großteil der 250 Gäste dürfte zusammengezählt Dutzende Male die Welt umsegelt und weit über eine Million Seemeilen zurückgelegt haben: Zur 50-Jahr-Feier des Hochseesegler-Vereins Trans-Ocean kamen am Samstagabend neben bekannten Blauwasser-Seglern wie Wilfried und Astrid Erdmann, Heide und Erich Wilts, Burkhard Pieske, Mareike Guhr und Wolfgang Quix langjährige TO-Mitglieder und Langfahrtsegler – aber auch hochseehungriger Nachwuchs.

TO-Preis für 270 Tage auf 22 Fuß

Im Rahmen der feierlichen Jubiläumsveranstaltung wurden die Preise verliehen, die der Verein jährlich für herausragende Hochseereisen vergibt. Wilfried Erdmann überreichte den TO-Preis an den polnischen Einhandsegler Szymon Kuczynski, der von August 2017 bis Mai 2018 auf einer 6,36 Meter kurzen Maxus 22 allein und nonstop die Welt umsegelte.

  Schon zweimal hat Szymon Kuczynski die Welt auf der Maxus 22 "Atlantic Puffin" umrundet. Einmal mit, einmal ohne anzuhaltenFoto: S. Kuczynski
Schon zweimal hat Szymon Kuczynski die Welt auf der Maxus 22 "Atlantic Puffin" umrundet. Einmal mit, einmal ohne anzuhalten

270 Tage brauchte er für den Törn von Plymouth nach Plymouth. Mithilfe eines Dolmetschers berichtete Kuczynski von seiner Reise und erzählte im Interview mit Wilfried Erdmann unter anderem davon, wie er sich in den hohen südlichen Breiten warmgehalten hat und wie er Verpflegung für neun Monate unterbringen konnte. "Unter anderem hatte ich einen Eimer mit 20 Kilo Schokolade an Bord – der war aber schon auf dem Atlantik leer", so der 38-Jährige.

Ocean Award für Lina Rixgens

  Rixgens auf See...Foto: Lina Rixgens
Rixgens auf See...
  ... und mit Wolfgang Quix bei der PreisvergabeFoto: YACH/ K.Müller
... und mit Wolfgang Quix bei der Preisvergabe

Hatte im vergangenen Jahr noch Jimmy Cornell den Ocean Award für sein Lebenswerk und seine Verdienste um das Blauwassersegeln erhalten, ging die Auszeichnung für seglerische Einzelleistungen nun an Lina Rixgens. Die 24-Jährige hat im vergangenen Jahr erfolgreich das Mini-Transat bestritten, die alle zwei Jahre stattfindende Einhandregatta über den Atlantik auf kleinen Hochseeyachten vom Typ Mini 6.50.

"Deutschland sucht den Super-Mini-Segler"

Für das übernächste Mini-Transat im Jahr 2021 will Trans-Ocean nun auch selbst einen Nachwuchssegler finanzieren und begleiten. Die Idee dazu sei entstanden, als man die TO-Mitglieder Lina Rixgens und Andreas Deubel beim vergangenen Start in Frankreich verabschiedet habe, so Vereinsvorsitzender Martin Birkhoff. Nach einem Bewerbungsverfahren, in dem 15 Seglerinnen und Segler um die Förderung konkurrierten, wurde auf der Jubiläumsfeier bekanntgegeben, dass der 20-jährige Abiturient Lennart Burke aus Stralsund ausgewählt wurde.

  Andreas Deubel (l.) und Lennart BurkeFoto: YACH/ K.Müller
Andreas Deubel (l.) und Lennart Burke

"Für mich ist das ein wirklich großes Ding", freute sich Burke. "Segeln ist mein Leben, ich bin ehrgeizig, und das Mini-Tansat ist genau die Mischung aus Regatta und Hochseesegelns, die ich liebe. Ein Boot allein zu bändigen, es möglichst schnell zu segeln und professionell gefördert zu werden, war mein Ansporn, mich zu bewerben."

Burke war aus Camaret-sur-Mer zum Festabend nach Cuxhaven angereist. In dem Hafen an der französischen Atlantikküste liegt zurzeit die IW 31, mit der und ein Freund unmittelbar nach dem Abitur zur Atlantikrunde aufgebrochen sind. "Den Törn werde ich noch zu Ende segeln, dann zur Kieler Woche im nächsten Jahr wieder in Deutschland sein und mich dann voll der Vorbereitung für das Mini-Transat 2021 widmen", sagt Burke.

Der Stralsunder segelt seit seinem neunten Lebensjahr, erst Opti und 420er, später Soling und Melges 24. Mit seiner Melges-Crew wurde er als Steuermann 2017 Deutscher Meister.

  Kieler Woche 2017: Burke am Steuer der Melges 24 "Laika"Foto: Landeshauptstadt Kiel
Kieler Woche 2017: Burke am Steuer der Melges 24 "Laika"

Burke setzte sich gegen 14 weitere Kandidaten, darunter Lina Rixgens, durch. "Kriterien waren etwa Erfolge im Regattasport, technisches Verständnis und Sprachkenntnisse. Es war wirklich schwierig, aber dadurch, dass wir die einzelnen Kriterien mit Schulnoten bewertet haben, sind wir am Ende zu einem objektiven Ergebnis gekommen", erklärt Jurymitglied Andreas Deubel. Der 40-jährige Hamburger segelte 2017 beim Mini-Transat über den Atlantik und begleitet die TO-Kampagne als Berater. "Gezählt hat aber auch der unbedingte Wille, ein Transat bestreiten zu wollen, und da lag Lennart ganz weit vorn. Am Ende war es ein wenig wie bei 'Deutschland sucht den Super-Mini-Segler', lacht Deubel.

Bootswahl und Finanzierung stehen noch aus

Noch ist offen, auf welchem Boot Burke starten soll – und wie es finanziert wird. "Auf der nächsten Vorstandssitzung stelle ich das Finanzierungskonzept vor, dann wird der Schiffskauf fokussiert", sagt Martin Birkhoff. Bisher habe die Vorbereitung der Jubiläumsfeier und die Auswahl des Seglers alle Kapazitäten gebunden. Nun aber wolle man sich um die Wahl des Schiffs – eines konkurrenzfähigen, neuwertigen Serienbootes – und die Finanzierung kümmern. Diese soll ausschließlich durch Sponsoren, nicht über Vereinsgelder erfolgen.

Reise-Preise, Open Ship und ein Sturmtief

Schon am Vorabend der Jubiläumsfeier waren sechs Langfahrtcrews für ihre Weltumsegelungen ausgezeichnet worden: Anna und Karl-J. Hundhammer, Nicole und Armin Bender, Anna Maria und Ernst Hüttinger, Esther und Mario Wacker, Sybille und Dieter Neuhauser sowie Ursula und Hans Schult sind alle vor kurzem von ihrem großen Törn zurückgekehrt.

Einige Crews wären dabei gern auch auf eigenem Kiel zur Festveranstaltung nach Cuxhaven angereist, doch die avisierte Geschwaderfahrt von Helgoland aus musste aufgrund eines Sturmtiefs über der Nordsee abgesagt werden. Immerhin eine Handvoll Blauwasseryachten von TO-Mitgliedern schafften es dennoch zum angekündigten Open Ship für Interessierte und Blauwassersegler in spe.

  Open Ship in Cuxhaven. 25 Blauwasseryachten wurden erwartet, nur wenige konnten aufgrund des schlechten Wetters kommenFoto: YACHT/K.Müller
Open Ship in Cuxhaven. 25 Blauwasseryachten wurden erwartet, nur wenige konnten aufgrund des schlechten Wetters kommen

"Das Angebot wird gut angenommen, binnen weniger Stunden waren schon 60 Besucher hier", sagt Bert Frisch, dessen umgebauter Kutter "Heimkehr" als schwimmender TO-Stützpunkt im Cuxhavener Yachthafen zentrale Anlaufstelle für Weltumsegler war – und für all jene, die es noch werden wollen.