Les Voiles de Saint-TropezHalbzeit beim kultigen Segelfest

Sören Gehlhaus

 · 04.10.2025

Yachtsport in allen Facetten: Vor Saint-Tropez' Portalet-Turm gingen über 200 Yachten in 14 Gruppen über die zuschauerfreundlich gelegte Startlinie.
Foto: Thomas Köhler
Zur ersten Hälfte der Les Voiles de Saint-Tropez präsentierte sich der Segelsport in all seinen Facetten. Klassiker, Youngtimer, Performance-Cruiser, Rennziegen und Maxis trafen sich zum Saisonabschluss in Südfrankreich. YACHT-Leser waren ganz nah am Geschehen.

Spätestens wenn die 55 Meter lange „Eleonora of London“ zu den Dudelsackklängen eines im Kilt spielenden Crewmitglieds aus dem Vieux Port von Saint-Tropez gleitet, begeistern sich Salzbuckel wie Prominierende für den majestätischen Sport unter Segeln. Zum Auslaufen der Klassiker herrscht fortwährendes Gedränge auf dem Kai, es wird geklatscht, fotografiert und gestaunt über die anmutigen Holzschönheiten.

Wenn dann die Bucht von Segeln bedeckt ist und sich weiße und beigefarbene Tücher mit schwarzer Laminatware vermischen, kann das nur eines bedeuten: Es ist Zeit für die Les Voiles de Saint-Tropez. Klassiker, Moderne und alles dazwischen – wie keine andere Regatta vermag der Saisonabschluss im Mittelmeer zusammenzubringen, was zusammengehört: Rennyachten jeglicher Epochen, aus denen jeweils das Maximum herausgeholt wird.

Alle zusammen – 125 Jahre Yachtsportgeschichte

Dort erstmalig im Wettfahrtmodus zeigte sich die von der Spitze des Bugspriets bis zum Yachtheck 69 Meter messende Replika „Atlantic“. Dem riesenhaften Rennschoner standen diverse Rennziegen oder Sport-Cruiser aus der größten, „modern“ genannten Klasse gegenüber wie Melges 32, TP52 oder elf Tofinous von 9,70 bis 12 Meter Länge. Die Bandbreite war enorm groß. Die über alles 36 Meter lange Summers & Payne Gaffelketsch „Cariad“ lief 1896 vom Stapel, mit Löffelbug und Rüsteisen. Sie wurde in Thailand restauriert und gelangte auf eigenem Langkiel ins Mittelmeer. Erst dieses Jahr Wasser unter den radikalen T-Kiel bekam die Wallyrocket 51, ein Geschoss aus Vollcarbon, das über das Wasser zu schweben scheint.

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Die diesjährigen Les Voiles de Saint-Tropez unterteilten die 245 Meldungen – und hier wird der inklusiv-diverse Ansatz der Veranstaltung besonders deutlich – in fünf Maxi-, fünf Modern- und neun (!) Klassiker-Gruppen. Entsprechend agierten drei Wettfahrtleitungen unabhängig voneinander, über 200 Freiwillige waren im Einsatz. Der zweite Wettfahrttag brachte eine zunächst schwache Thermikbrise, die sich zum Nachmittag auf gute zehn Knoten Grundwind stabilisierte und für Wettfahrten in allen Gruppen sorgte. ​

​Maxis starteten außer Sichtweite

Einzig die drei Maxi-Klassen mit der Spirit 111 „Geist“ als längste Starterin gab es nicht vor die Augen und Linsen. Wie am Tag zuvor wurden sie in die Bucht von Pampelonne geschickt und segelten querab vom Le Club 55, ohne den und seinen Patron, Patrice de Colmont, es die Veranstaltung wohl nicht geben würde. Dort lag die Ziellinie der ersten La Nioulargue, die 1981 ein französischer 12er und die Swan 44 eines US-Eigners ohne Vergütung austrugen. De Colmonts Anstrengungen ist es zu verdanken, dass die zunächst skeptische Maxi-Szene nach Porto Cervo noch in Saint-Tropez Halt machte und dort das Saisonende feierte.

​YACHT-Leser segelten auf „Sea Cloud Spirit“

Über 200 Yachten wurden in 14 Gruppen über die zuschauerfreundlich gelegte Startlinie querab des Vieux Port und unweit der vor Anker liegenden „Sea Cloud Spirit“ auf die Bahn geschickt. Das Dreimast-Vollschiff von 138 Metern Länge diente Teilnehmerinnen und Teilnehmern der YACHT-Leserreise als Basis. Für die Regattabegleitfahrt wechselten sie auf einen Katamaran und erlebten feinstes Wettsegeln bei Kaiserwetter und steter Kommentierung des Geschehens. Am Abend hielt YACHT-Redakteur Sören Gehlhaus an Bord des segelnden Exklusiv-Kreuzfahrers einen 45-minütigen Vortrag über die kuriose Entstehung und rasante Entwicklung der Les Voiles de Saint-Tropez.

Der nächste Morgen brachte zwar wieder nur eine leichte Brise in die Bucht von Saint-Tropez, das Mittelmeer aber zeigte sich auf dem Schlag nach Korsika aufbrausend. Für die Jahreszeit untypische Winde aus nordöstlicher Richtung steigerten sich querab von Calvi auf über 30 Knoten, als ​Gäste der „Sea Cloud Spirit“ in die Wanten stiegen. Währenddessen rauschte der 4.800 Tonnen verdrängende Windjammer raumschots mit bis zu neun Knoten Korsikas Küste entlang. Ein wirkmächtiges Erlebnis!

Ein Abschlussbericht über die Les Voiles de Saint-Tropez 2025 gibt es hier.

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