Kieler WocheZum Geburtstag ein Silbernes Band und die Line Honors

YACHT-Redaktion

 · 24.06.2023

Die „Red“ von Paul Posch ist bei Kiel Leuchtturm im Ziel des Silbernen Bands und wurde in der Endabrechnung Fünfte. Die Class 40 wurde früher von Mathias Müller von Blumencron und auch einige Male von Boris Herrmann gesegelt
Foto: ChristianBeeck.de
Eine lange Nacht rund um Langeland war angekündigt, doch dann war der Wind zum Langstreckenrennen Silbernes Band plötzlich besser als erwartet und bescherte gerade den Kieler-Woche-Crews auf den größeren Yachten kurzweilige Stunden in der Dänischen Südsee

Für die Crew der „X-Day“ markierte der Zieldurchgang am Samstagmorgen einen doppelt guten Tag. Die GP42 holte nicht nur die Line Honors für das erste Boot im Ziel. Das Team um Steuermann Lars Hückstedt aus Plön feierte auch den 59. Geburtstag ihres Eigners Walter Watermann aus Dortmund. Am Nachmittag kam dann noch die dritte gute Nachricht dazu: Die “X-Day hat im Silbernen Band der Kieler Woche auch berechnet in der ORC-Gruppe A&B gewonnen”.

Um Mitternacht gab es statt Sekt eine Halse” (Lars Hückstädt)

Top auf der Liste der kleineren ORC-Yachten C&D war die „Patent 4“ von Jürgen Klinghardt (Lübeck). Weitere Siegerpokale zur Preisverleihung am Abend auf der Audi-Bühne im Olympiazentrum wird es für die „Dwinger 2.0“ von Jens Dwinger (ORC Double-Handed) und die „Hunky Dory“ von Martin Görge aus Strande geben.

„Um Mitternacht gab es statt Sekt allerdings eine Halse. Wir waren vor dem Svendborgsund gerade mit 18 Knoten unterwegs und mussten das Manöver setzen“, berichtete Lars Hückstädt. „Aber wir haben dabei gesungen und den Korken eine halbe Stunde später knallen lassen.“ Walter Watermann freute sich über seinen besonderen Geburtstag: „Sie haben mich sehr schön hochleben lassen und wirklich toll gesungen.”

Unbeleuchtete Tonnen als Herausforderung für die Navigatoren

Vor allem ist Watermann mit seiner Crew aber gut gesegelt. Nach dem Start vor dem Sportboothafen Düsternbrook mit insgesamt 39 Yachten setzte die „X-Day“ den Gennaker und rauschte durch die Innenförde. Auf dem Amwind-Kurs Richtung Lyø zog die größere „Störtebeker“, eine Carkeek 47 vom Hamburgischen Verein für Seefahrt, zwar vorbei, doch Richtung Svendborgsund wechselte die Führung wieder. Die „X-Day“ übernahm unter Gennaker wieder die Führung und ließ sich im weiteren Verlauf der Ostsee-Rallye bei dieser Kieler Woche nicht mehr einholen.

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„Wir haben lange überlegt, mit dem Code Zero durch den Sund zu fahren. Das wäre in den Manövern einfacher gewesen. Aber dann hat uns doch das Renn-Fieber gepackt, und wir haben den Gennaker stehen lassen. Das war für den Navigator eine echte Herausforderung mit den unbeleuchteten Tonnen im Sund, denn wir mussten einige Halsen setzen“, berichtete Hückstädt nach Rückkehr in den Kieler-Woche-Hafen. Watermann ergänzte: „Zum Glück war es kaum dunkel. Im Norden gab es immer einen hellen Schimmer.“

Gutes Training für die ORC-WM im August

Mit dem Zieleinlauf am frühen Sonnabendmorgen rund eine Viertelstunde vor der „Störtebeker“ beendete die „X-Day“ erfolgreich die Kieler Woche auf der Seebahn: „Das war ein schöner Abschluss und ein gutes Training für die Langstrecken-Wettfahrt bei der WM im August“, so Hückstädt.

Während die weiteren Yachten in der Gruppe der großen Boote der „X-Day“ ins Ziel am Kieler Leuchtturm folgen musste, kürzte Ralf Paulsen für die anderen Boote den ursprünglich 135 Seemeilen langen Kurs am südlichen Zipfel von Langeland ab. „Da wir auf der freien Ostsee im Laufe des Tages null Wind erwartet hatten, wäre die Flotte von Langeland nach Kiel ins Nichts gesegelt“, so Paulsen. Auch Principal Race Officer Eckart Reinke erklärte: “Das langsamste Boot der großen Klasse musste vor Kiel Leuchtturm ankern. Da hätten ohne Bahnverkürzung auch alle kleinen geankert.”

Wir können auch noch Langstrecke” (Jürgen Klinghardt)

„Die Entscheidung war absolut richtig“, sagte Jürgen Klinghardt von der „Patent 4“. „So war es ein tolles Rennen. Das letzte Mal durch den Svendborgsund bin ich vor 55 Jahren mit meinen Eltern gesegelt. Und wir dürfen feststellen: Wir können auch Langstrecke! Eigentlich ist das ja nicht unsere Domäne.“

Doch in Vorbereitung auf die WM hatte Klinghardt seine Yacht spontan auch für das Silberne Band gemeldet – inklusive einiger Umbesetzungen in der Mannschaft. So übernahm Oliver Voss die Position des Navigators und als zweiter Steuermann. „Wir sind mehr als zufrieden. Am Start hatten wir uns gut positioniert. Die ‘Freya’ und die ‘Dwinger’ haben uns zwar erst etwas überlaufen, doch mit dem Code Zero sind wir dann schön unten durchgezogen, waren als Erste auf der Außenförde. Das war der entscheidende Punkt. Danach wurde das Feld zwar im Ziehharmonika-Effekt im Svendborgsund erst etwas zusammengeschoben, aber danach zog es sich auch wieder auseinander“, berichtete Voss.

Er wird seinen Job auf der „Patent 4“ auch zur IDM vor Travemünde und zur WM in Kiel fortsetzen. „Daher war es super, zum Silbernen Band zu segeln. Ich muss das Steuern ja mal lernen“, so Voss. Eckart Reinke zog einen Tag vor Ende der 129. Kieler Woche positiv Bilanz: “Wir haben trotz der schwachen Winde jede Wettfahrt gesegelt, die möglich war. Darauf sind wir stolz.”

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