Kieler Woche“Tatort” Förde – Segelsport satt und Finalkrimis am Sonntag

Tatjana Pokorny

 · 28.06.2025

Lässig wie im eigenen Vorgarten: Heiko Kröger segelt im 2.4mR auf Goldkurs…
Foto: Sascha Klahn/saschaklahn.com/Kieler Woche
Im Kieler-Woche-Finale fielen am Vorschlusstag die Entscheidungen im Kampf um die Meistertitel bei den Seeseglern. Gekürt wurden die IDM-Besten in den Wertungen “Offshore” und “Zweihand”. Auf den Jollen- und Sportbootbahnen brachten sich die Besten in möglichst gute Ausgangspositionen fürs Sonntagsfinale, während rund 170.000 Menschen die Windjammerparade sahen.

Für das “eXciter”-Team um Jens Kuphal vom Berliner Yacht-Club kam der Meistertitel in der “Offshore”-Wertung am Samstag wie Balsam, nachdem ein Schäkelbruch die Podiumshoffnungen der Crew im letzten Rennen der “Inshore”-Wertung hatte platzen lassen. “Offshore” wackelten weder die Mannschaft noch die neue XR41.

Wie schon bei der Aalregatta zum Auftakt der 131. Kieler Woche, setzten sich Jens Kuphal, Robert Stanjek, Max und Karl Gurgel, Ludger Gawlitta, Heiner Wilkens, Finn Klein, Philipp Blinn, Jacek Wysocki, Daniel Frahn und dazu Philipp Kasüske auch im Silbernen Band auf dem Kurs von Kiel rund Langeland und zurück durch.

“Exciting”: Kuphal-Crew holt den Offshore-Titel

Mit zwei Siegen auf den Mittelstrecken gewann “eXciter” den “Offshore”-Titel souverän vor Jon Sverre Hoidens norwegischer Sinergia 40 “Sons of Hurricanes” und Julian Schaarschmidts XP-44 “Surprise”. Jens Kuphal kommentierte den Erfolg entsprechend glücklich und sagte: „Unser Trumpf war ein Großsegel mit einem Reff, das wir auch eingebunden haben, weil der frische bis starke Wind nachts nicht abnahm.”

Ohne Speedverlust sei die Regattayacht, so der frischgebackene Deutsche Meister “Offshore” in ORC A&B, besser zu kontrollieren gewesen. Jens Kuphals Blick auf den Rennverlauf im Silbernen Band: „Mehr als 20 Halsen in der Dunkelheit waren auch nicht ohne. Und da müssen wir noch ins Feintuning für die WM.“ Nach mehr als 16 Stunden auf dem Wasser betrug der berechnete Vorsprung vor den „Sons of Hurricanes“ satte 76 Minuten und 26 Sekunden.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Kieler Woche: Patentes Team mit neuem Setup

Auf der „patent 4“ von Jürgen Klinghardt, der selbst verletzungsbedingt fehlte, war die Freude genauso groß. Mit Steuermann Oliver Voss holte die siebenköpfige Crew der Italia 9.98 den Titel in ORC C&D. „Eine klasse Leistung mit neuem Setup“, lobte der Eigner, „wir haben vom 82-Quadratmeter-Spi auf 120 als Gennaker umgerüstet. Das macht das Boot wesentlich agiler.“

Deutsche “Offshore-Meister sind neben Skipper Oliver Voss Arne Krogmann, Dan Bauermeister, Sören Hesse, Ulf Böttger, Nadja Schmidt und Vanessa Wagner. Das Team will zur WM noch den Bootsspeed bei acht bis zwölf Knoten Wind verbessern. Offshore”-Silber holte in der Gruppe der kleineren Boote Torsten Bastiansens X-35 und “Inshore”-Meisterin “Sydbank”. Bronze ging an Eike Claas Carminckes Mat 1010 “Matchbox”.

Den “Doublehand”-Titel der Seesegler sicherten sich Bernd Dreier von der DHH-Regatta-Gruppe und Jan Assmann vom Flensburger Segel-Club. Sie hatten mit der X-332 “Xalty” sowohl im Senatspreis als auch beim Silbernen Band den Bug vorn. Zweihand-Silber gewannen Bernd Lenz und Tim Katscher von der Segler-Vereinigung Kiel vor Manfred und Mattis Franken auf der JPK 10.10 “Freizheit”.

Nationalsegler ohne weitere Medaillen

Für die Segelnationalmannschaft indessen wird es bei der 131. Kieler Woche bei drei Medaillen in acht olympischen Disziplinen bleiben. Das Edelmetall hatten Windsurfer Fabian Wolf (Kiel) mit Gold und die Skiffsegler Sophie Steinlein/Catherine Bartelheimer (Norddeutscher Regatta Verein) sowie Jakob Meggendorfer/Andreas Spranger (Byerischer Yacht-Club) mit zweiten Plätzen bereits in der ersten Kieler-Woche-Halbzeit gewonnen.

In den verbliebenen zwei Olympia-Segelklassen 470er-Mixed und Nacra 17 machen am Sonntag in Abwesenheit der deutschen Top-Crews europäische Spitzenreiter und ihre Jäger den Kampf ums Podium unter sich aus. Im 470er-Mixed starten die Briten Martin Wrigley/Bettine Harris bei 15 Punkten nach acht Rennen mit einer Zehn-Punkte-Führung vor den spanischen Weltmeistern Jordi Xammar/Marta Cardona (25 Punkte) ins doppelt gewertete Medaillenrennen am Sonntag ab 11 Uhr.

Hier haben Theresa Löffler und Christopher Hoerr als Siebte mit 45 Zählern auf dem Kieler-Woche-Konto keine Medaillenaussichten mehr. Die deutschen 470er-Mixed-Vizeweltmeister Simon Diesch und Anna Markfort hatten nach der Verschiebung ihres Wettbewerbs in die zweite Kieler-Woche-Halbzeit aufgrund anderer Verpflichtungen für das Heimspiel passen müssen.

Kieler-Woche-Hoffnung: ein Sieg für Oma

Auch Malte Winkel und Paula Schütze (61 Punkte) haben das 470er-Mixed-Medaillenrennen als Zehnte nach der Hauptrunde erreicht. Nach einer Disqualifikation zu Regattabeginn erholten sie sich und überzeugten als Dritte zum Tagesabschluss. „Das war ausgesprochen trickreich, und es ist uns auch nicht alles gelungen“, sagte Malte Winkel.

Ich bin heilfroh, dass meine Oma mich auf meinem Heimatrevier im Finale bei KielerWoche.TV live im Fernsehen sehen kann. Sie ist mein größter Fan. Und wir wollen das gewinnen!“ Malte Winkel

Im olympischen Katamaran Nacra 17 werden am Sonntag ab 11.40 Uhr die französischen Spitzenreiter Tim Mourniac/Aloise Retournaz mit den nur drei Punkten zurückliegenden Briten John Gimson und Anna Burnet um Kieler-Woche-Gold ringen. Die Briten hatten 2024 in Marseille ihre erhoffte Olympia-Medaille durch eine ganz knappe Frühstartdisqualifikation im Finale dramatisch verpasst und danach geheiratet. Jetzt wollen sie es auf Kurs LA28 noch einmal als Ehepaar wissen.

Erneut ideale Segelbedingungen mit mäßigen bis frischen Winden ließ alle Bootsklassen am Samstag auf ihre Kosten kommen. Auf Siegkurs blieben Moritz Borowiak und Noel Jonas Theiner (Schwerin) im 420er. Neue Zweite sind die Polen Filip Nosol und Filip Marjański knapp vor Jacob Cross und Finn Weigt aus dem Rheingau. Im Contender baute der Bremer Christoph Homeier seine Gesamtführung vor Jesper Armbrust (Dänemark) und Mark Bulka (Australien) aus.

Von weißen Westen und vier Siegen in vier Rennen

Mit zuletzt vier Siegen in Folge beeindruckten Michael Grau und seine Crew vom Norddeutschen Regatta Verein in der J/70. Trotz der drei Tagessiege am Samstag aber beträgt ihr Rückstand nach einer Frühstartdisqualifikation in Rennen drei und eines Ausrutschers in Rennen fünf satte 26 Punkte auf den führenden Dänen Sten Mohr und dessen Team. Punktgleich mit Grau lauern Kai-Uwe Hollweg und seine Crew aus Bremen auf Rang drei.

In der J/24 dürfte der Kieler Woche-Sieg Stefan Karsunke und seiner Hamburger Mannschaft nach ebenfalls drei weiteren Tagessiegen kaum mehr zu nehmen sein. Die Führung in der OK-Jolle verteidigte der Schwede Niklas Edler mit vier Zählern Vorsprung vor André Budzien vom Schweriner Yacht-Club und Baabii’O Flower aus Kanada.

Mann des Tages im Ilca 4 war der Malteser Timmy Vassallo, der die Spitzenposition mit vier von vier möglichen Tagessiegen vor dem Schweden Viktor Elfving und Mats Silva Østvold aus Norwegen ausdehnte. Vassallos Pendant im Ilca 6 in der offenen Klasse heißt Levian Büscher. Mit seinem Tagessieg im neunten Rennen verdrängte der Düsseldorfer den Ungarn Benedek Héder auf Rang zwei und startet als Führender in den Finaltag.

Tatort Förde: FD-Krimi voraus?

Bei den FD-Seglern steht für Sonntag ein Krimi auf dem Programm: Die Ungarn Scabolcs Majthenyi/András Domokos starten mit einem winzigen Puffer von 0.6 Punkten auf ihre Verfolger Kilian König und Kai Schäfers in die letzten beiden Rennen. “Tatort” für das Duell zwischen den Ungarn und der Crew vom Hannoverschen Yacht-Club ist dann die Förde. Im 2.4mR hingegen ist der Ammersbeker Ausnahmesegler Heiko Kröger kaum mehr aufzuhalten. Der Paralympics-Sieger von Sydney 2000 beherrscht sein Boot “V 8” auch ein Vierteljahrhundert danach noch wie kein anderer. Alle Kieler-Woche-Ergebnisse finden sich hier.

Meistgelesen in der Rubrik Regatta