Kieler WocheOlympiasegler mit Doppelschicht, Rekordsieger Hunger fehlt

Tatjana Pokorny

 · 22.06.2023

Das Feuerwerk über der Förde markierte die Halbzeit der weltgrößten Segelwoche
Foto: Kieler Woche/ChristianBeeck.de
Die zweite Kieler-Woche-Halbzeit begann, wie die erste endete: mit vollem Programm, viel sportlicher Spannung, Sonne satt und ausreichend Wind für das komplette geplante Programm

Bei der 129. Kieler Woche ist die zweite internationale Halbzeit eingeläutet. Nach den Medaillenentscheidungen bei den Olympiaseglern konnte am Donnerstag das gesamte geplante Programm der internationalen Bootsklassen mit knapp 1.000 Aktiven in acht Klassen und beim Senatspreis der Zweihandsegler absolviert werden.

Nationalsegler greifen in der J/70 an

Nicht am Start ist in diesem Jahr Rekordsieger Wolfgang Hunger, dessen Bootsklasse 505er nach Uneinigkeit zwischen den Veranstaltern und der Klassenvereinigung sowie wegen nicht ausreichender Meldezahlen für dieses Jahr nicht mehr Teil des Kieler-Woche-Programms ist. “Ich bin enttäuscht, dass es so gekommen ist, aber ob ich nun 24 oder 25 Kieler-Woche-Siege habe, das ist nicht so entscheidend”, sagte Hunger, der die Kieler Woche vor der eigenen Haustür nur als Beobachter erlebt.

Einige Olympiasegler dagegen nehmen sogar zweimal an der Kieler Woche teil. Die besten 470er-Mixed-Segler des German Sailing Teams sind bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft in der Sportbootklasse J/70 mit vier- bis fünfköpfigen Crews in neuer Verteilung noch einmal im Einsatz: Malte Winkel (Schweriner Yacht-Club), gerade noch in der olympischen Halbzeit mit seiner Ehefrau Anastasiya Winkel Dritter und im Juli bei der olympischen Testregatta in Marseille dabei, führte schon einen Tag später das J/70-Klassement gemeinsam mit 470er-Mixed-Gegnerin Theres Dahnke, Moritz Klingenberg und Mika Trosien im Boot an.

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Das Segeln war heute premium” (Malte Winkel)

“Ich kann von diesem Einsatz auch viel wieder mit in den 470er zurücknehmen. J/70-Segeln ist ein bisschen wie Zeitlupensegeln auf einem olympischen 470er. Vor allem, was die Abläufe angeht. Die J/70 reagiert so viel langsamer. Wenn du falsch liegst, weißt du es schon mittendrin, kannst es aber nicht mehr ändern”, erzählte Malte Winkel nach Tag eins der zweiten Kieler-Woche-Halbzeit, den seine Crew mit den Rängen 2, 1 und 5 auffallend gut gemeistert hatte. Winkel schwärmte von den Segelbedingungen: “Das war heute premium!”

Als Steuermann der J/70 “Halbtrocken light” und Mitglied im Verein Halbtrocken Sailing freut sich nicht nur Malte Winkel über die Chance, mit den J/70-Booten bei der Kieler Woche auf hohem Niveau segeln zu können. Gleiches gilt für Winkels ehemaligen Vorschoter und jetzigen Teamkameraden von 470er-Mixed-Steuerfrau Theres Dahnke. Gemeinsam segelten Dahnke/Cipra in der ersten Kieler-Woche-Hälfte im 470er-Mixed auf Platz zwei. Jetzt treten sie gegeneinander an.

Contender-Weltmeister Max Billbeck mit Blitzstart

Matti Cipra segelt als Großsegeltrimmer auf dem zweiten Vereinsboot “Halbtrocken Twi-Light” mit dem engagierten Talentförderer und Steuermann Michael Berghorn. Die Crew eröffnete die J/70-Serie mit den Rängen 6, 10, 17 auf Platz sieben, wurde aber später für das erste Rennen disqualifiziert. Eine Inspektion auf dem Wasser hatte ergeben, dass die Mannschaft die Wettfahrt ohne die vorgeschriebenen Schwimmwesten absolviert hatte. “Das steht in der Notice of Race, ist also ärgerlich und hätte nicht passieren sollen”, sagte Matti Cipra.

Im Contender ging an Tag eins der internationalen Halbzeit mit Max Billerbeck vom Wassersportverein Kollmar der Weltmeister von 2019 mit einem dritten Rang und zwei Tagessiegen in Führung. Im Ilca 4 erwischte Levian Büscher vom Düsseldorfer Yachtclub mit Rang zwei und zwei Tagessiegen den besten Start. Im Ilca 6 war Paul Ulrich vom Zwischenahner Segelklub mit drei Tagessiegen in Folge am sechsten Tag der Kieler Woche nicht zu schlagen. Fritz Meyer und seine SVAOe-Crew setzten sich mit den Rängen 1, 2 und 6 an die Spitze des J/24-Feldes. Die internationale Halbzeit der Kieler Woche dauert noch bis zum 25. Juni an.

Schönstes Sommersegeln für die Zweihand-Crews

Auf der Seebahn waren zur Wochenmitte der Kieler Woche die Zweihand-Crews gefordert und bekamen schönstes Sommersegeln serviert. Nach kurzer Startverschiebung schickte Wettfahrtleiter Ralf Paulsen die 15 Crews in zwei Gruppen auf den 27 Seemeilen langen Kurs. Bei zunächst vier bis fünf Knoten Wind und später zunehmender Brise war die „Hunky Dory“ des Vater-Tochter-Gespanns Martin Görge und Lotta Wiemers aus Strande nach 4:14 Stunden auf See als Erstes vor Schleimünde im Ziel und die beiden durften sich schon Fischbrötchen und Bier widmen.

Berechnet mussten sie sich in der Yardstick-Gruppe allerdings auf Rang vier einreihen. Hier hat die „Black Jack“ von Kai-Gunnar Kersten/Nils Lindström (Hamburg) den Bug vorn. Unter den drei ORC-Yachten der Gruppe Red liegt die „Kia Ora“ von Ansgar Chorhummel/Markus Busse (Kiel) an der Spitze. In der ORC-Gruppe Green starten morgen um 9 Uhr Leif Kemmerich/Benedikt Kolbrink (Kirchlinteln) auf der „Fakse“ als Führende in die Rückregatta nach Kiel.

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