Kieler WocheLeichtwindspiele in der “World Sailing City”

Tatjana Pokorny

 · 21.06.2025

Bunter Innenfördestart zur Aalregatta in sehr leichten WInden.
Foto: Sascha Klahn/saschaklahn.com
Die 131. Kieler Woche ist sportlich eröffnet: Am Samstag fiel der offizielle Startschuss für den Segelsport im Olympiazentrum Kiel-Schilksee. Während die Aalregatta mit fulminantem Feld von mehr als 200 Booten pünktlich begann, mussten die Jollensegler in der leichten Sommerbrise lange auf ihre ersten Rennen warten.

Die Regatta der 131. Kieler Woche wurde am Samstag im Olympiazentrum Kiel-Schilksee eröffnet. Auf der Bühne des Sailing Centers im Herzen des gut besuchten Hafens hatten sich zum Auftakt Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, Schleswig-Holsteins Innen- und Sportministerin Sabine Sütterlin-Waack, Kieler-Woche-Sportchef Dirk Ramhorst, 470er-Vizeweltmeisterin Anna Markfort und Weller-CEO Burkhard Weller am Mittag zum offiziellen Startschuss versammelt.

Kieler Woche: Aalregatta als Sommermagnet

Als Sabine Sütterlin-Waack Kiel als “World Sailing City” beschrieb, war das rekordverdächtige Feld von mehr als 200 Kielbooten schon mehr als drei Stunden bei der Aalregatta unterwegs. In wenigen Knoten Wind nahm die für Zuschauer bildschön anzusehende Flotte von der Kieler Innenförde Kurs auf Eckernförde. “Das war eine quantitativ und qualitativ tolle Beteiligung!”, sagte Kieler-Woche-Sportchef Dirk Ramhorst. Rund 50 Schiffe waren noch in der Woche vor dem Kieler-Woche-Auftaktrennen spontan dazugekommen. Viele dürften den Schönwetterprognosen gefolgt sein.

“First ship home” von der 27.5 Seemeilen langen Aalregatta war Gerd Clausens Maxi Dolphin 75 "Calypso” (Norddeutscher Regatta Verein), die nach 3 Stunden, 58 Minuten und 41 Sekunden schon um 13.01 Uhr und damit sogar noch kurz vor dem offiziellen Startsignal für die Kieler-Woche-Regatta ins Ziel gekommen war.

Schnellste nach berechneter Zeit waren jedoch der Berliner Jens Kuphal und seine Crew mit der neuen XR-41 „eXciter“, die dem dänischen Profi Jesper Radich und dessen Team auf der baugleichen „Formula X“ fast zweieinhalb Minuten abnahmen. Damit übernahm die „eXciter“ bei den großen Yachten zugleich die Führung bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft, während in der zweiten Gruppe die „Sydbank“ von Torsten Bastiansen an die Spitze segelte.

Ole Schweckendieks Heimspiel bei der Kieler Woche

Die flauen Winde hatten die Aalregatta-Crews an diesem sommerlichen Kieler-Woche-Eröffnungstag zwar etwas ausgebremst, konnten sie aber nicht stoppen. Zu den Ergebnissen der Big Boats für die Aalregatta, aber auch für die Wertung der Internationalen Deutschen Meisterschaft Inshore und die IDM Offshore geht es hier. Im Gegensatz zu den Kielbootseglern mussten die olympischen Segler viele Stunden warten, bevor am späten Samstagnachmittag und am Abend noch erste Rennen über die Kurse gingen. Die gute Sommerlaune ließen sich die Kieler-Woche-Asse davon nicht verderben.

Der Kieler Ole Schweckendiek blickte dem Heimspiel mit sonnigem Gemüt entgegen. Der U19-Weltmeister von 2023, der in diesem Jahr bei seiner ersten Weltmeisterschaft im olympischen Ilca 7 mit einigen Top-Rängen geglänzt hatte, verfolgt bei der Kieler Woche drei Ziele. “Ich bin erst in den Seniorenbereich eingestiegen. Ich will sehen wie es läuft, dabei Spaß haben und möglichst mit mir selbst zufrieden sein. Dann, wenn ich weiß, dass ich gut gesegelt bin”, sagte der 20 Jahre alte Steuermann, der zu den großen Talenten in der Segelnationalmannschaft zählt.

Noch fehlen dem jungen Scheckendiek im Abgleich zu Top-Athleten wie dem nach längerer Pause wieder ins Wettkampfgeschehen eingestiegenen Philipp Buhl etwa zwei Kilo Gewicht, etwas mehr Kraft und der breite Erfahrungshorizont der Besten. Das kleine Defizit will der Youngster im Aufstieg bis 2026 ausgeglichen haben. Schon jetzt genießt er die Arbeit in der starken deutschen deutschen Trainingsgruppe. “Wenn Philipp in der Gruppe ist, dass ist der Level echt gut. Ich schätze sehr seine Offenheit. Ihn kann man wirklich alles fragen, alles mit ihm diskutieren. Er hat zu allem eine fundierte Meinung.”

Junge KYC-Crews taufen ihre Boote

Mit Deutschlands erfolgreichstem Ilca-Segler, dem 35 Jahre alten 2020er-Weltmeister Philipp Buhl, verbindet Ole Schweckendiek auch die tief verwurzelte Liebe zum Ilca-7-Segeln. “Hier sind alle Boote gleich, es kommt nur auf den Segler an. Es ist die schwierigste Bootsklasse, weil es Segler gegen Segler geht. Ich genieße es, alleine auf dem Boot und für alles verantwortlich zu sein”, sagt Ole Schweckendiek.

Der Kieler Abiturient mit Notendurchschnitt 1,9 studiert im vierten Semester Wirtschaftsinformatik, hat als Schüler auch gerne Fußball gespielt. Da war er am liebsten als schneller Mittelstürmer im Einsatz, bis die Verletzungsgefahr auf dem Rasen zu groß für den Segelsport auf Leistungsniveau wurde. Gefragt nach seinen Stärken, antwortet Ole Schweckendiek: “Dass ich immer cool bleibe. Und das taktische Segeln liegt mir ganz gut. Dafür muss man einen guten Überblick haben.” Wie das zum Auftakt der Kieler Woche geklappt hat? Nicht schlecht, denn Schweckendiek lag nach den ersten beiden Rennen in sehr komplizierten und drehenden Winden in den Top Ten der mit 148 Booten größten Flotte auf den Jollenbahnen. Das letzte Ilca-7-Rennen war erst nach 20 Uhr beendet.

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Schon einen Tag vor der Kieler Woche haben zwei junge und talentierte Crews vom German Sailing Team das Heimspiel mit einen kleinen Festakt für ihre neuen Skiffs eingeläutet: Anna Barth, bekannt auch als Strategin im Germany SailGP Team um Steuermann Erik Heil, und ihre Vorschoterin Emma Kohlhoff (Kieler Yacht-Club) tauften ihren neuen 49erFX in Strande auf den Namen “Moana”. Ihre Vereinskameraden Kjell Haschen und Iven Fromm greifen bei der Kieler Woche mit ihrem neuen 49er “Black Marlin” an. Zum Gelingen der Projekte haben neben dem Kieler Yacht-Club auch intensiv der Lübecker Yacht-Club und weitere Projektförderer beigetragen. Zu den Kieler-Woche-Ergebnissen auf den Jollenbahnen geht es hier.

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