Unbeständige Winde halten die Kieler-Woche-Organisatoren weiter unter Druck: Eine Warmfront und leichter Regen sorgten an Tag drei der weltgrößten Segelserie zunächst für Verschiebungen im Programm. “Wir tun unser Möglichstes, der Wind spielt aber jetzt wieder mit”, konnte Kieler-Woche-Sportchef Dirk Ramhorst am Montagnachmittag schließlich vermelden.
Dann konnten endlich auch die bislang noch unbeschäftigten iQFoil-Windsurfer mit dem amtierenden Weltmeister Sebastian Kördel vom Norddeutschen Regatta Verein ins Geschehen eingreifen. Der Radolfzeller eröffnete die Kieler Woche mit drei Siegen in drei Rennen optimal.
Ich bin froh, dass wir in nur eineinhalb Stunden drei Rennen durchbekommen haben” (Sebastian Kördel)
Die Eindrücke des Auftakt-Dominators vom Kurs: “Die ersten beiden Rennen habe ich ziemlich dominiert, da war einigermaßen Wind. Im letzten ist der Wind dann wieder gestorben. Da war ich Fünfter an der letzten Tonne, habe sie aber alle noch gekriegt. Es war also insgesamt ein ziemlich cooler Einstieg. Mit dem Seegras ging es im Startgebiet auch. Ich hatte guten Speed und habe die Laylines gut getroffen. Ich bin froh, dass wir in nur eineinhalb Stunden heute Abend drei Rennen durchbekommen haben.”
Andere Klassen hatten ihr Tagespensum bis dahin längst absolviert. Im Nacra 17 kamen die olympischen Bronzemedaillengewinner Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer aus Kiel nach sechs Rennen aber noch nicht über Platz drei hinaus. ”Wir sind enttäuscht von uns selbst. Wie schon seit Beginn der Saison werden wir auch hier wieder von Leichtwindbedingungen geprüft. Wir haben uns heute zu viele unnötige Fehler erlaubt”, zog Steuermann Kohlhoff selbstkritisch Zwischenbilanz.
Das Kieler Erfolgsduo der vergangenen Jahre arbeitet Kurs Olympia 2024 weiter an seiner Achillesferse: der notorischen Leichtwindschwäche. Auf dem Papier müssten Kohlhoff/Stuhlemmer das aufgrund der zeitlichen Nähe zur olympischen Testregatta in Kiel sehr schwach besetzte Nacra-17-Feld dominieren. Stattdessen waren die sonst so schnellen Kieler Katamaran-Könner an Tag drei dreimal an einer Tonne hängen geblieben, mussten sogar ins Wasser springen, um sich zu befreien.
Im dritten Durchgang des Tages hatte zudem der am Bug des Nacras befestigte Tracker, der die Zeit anzeigt und mit dessen Hilfe die Wettfahrtleitung unter anderem Frühstarter ermitteln will, den Olympia-Assen einen Frühstart angezeigt. Auf dieser Basis entschieden sich Kohlhoff/Stuhlemmer, das nach ihrem Verständnis ohnehin “verlorene” Rennen mit mehr Risiko zu bestreiten. Später erwies sich die Frühstart-Anzeige jedoch als falsch. Das Rennergebnis wurde mit Rang sieben gewertet und zum vorläufigen Streicher der Olympioniken.
In der neuen deutschen Paradedisziplin 470er-Mixed übernahmen am Montag Theres Dahnke/Matti Cipra vom Plauer Wassersportverein nach sechs Rennen die Führung vor den Vize-Europameistern Simon Diesch/Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee) und dem segelnden Ehepaar Malte und Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein). “Theres und Matti haben ein gutes Näschen für den Wind hier”, attestierte Malte Winkel seinem früheren Vorschoter Matti Cipra und dessen Steuerfrau.
Die amtierenden Weltmeister Luise Wanser/Philipp Autenrieth (NRV/Bayerischer Yacht-Club) rückten nach verpatztem Auftakt auf Platz sechs vor. Mangels veritabler internationaler Konkurrenz in Kiel konzentrieren sich die vier besten 470er-Mixed-Crews der deutschen Weltklassegruppe vom German Sailing Team auf der Förde auf sich selbst. “Wir sind immer ‘on fire’, wenn wir mit- und gegeneinander antreten”, sagte Malte Winkel, dessen Crew sich für die olympische Testregatta im Juli vor Marseille qualifiziert hat.
Das große Ziel sind die Olympischen Spiele. Da ist es schon ein guter Vorteil, wenn man bei der olympischen Testregatta dabei sein kann” (Anastasiya Winkel)
Ob sie ihren “Etappensieg” der Teilnahme an den Pre-Olympics auf Kurs Olympia 2024 gegen das WM-Gold von Wanser/Autenrieth oder das EM-Silber von Diesch/Markfort eintauschen würden? Anastasiya Winkel schüttelt den Kopf: “Nicht wirklich. Das große Ziel sind die Olympischen Spiele. Das ist es schon ein guter Vorteil, wenn man bei der olympischen Testregatta dabei sein und diese wichtigen Erfahrung im Olympiarevier sammeln kann.”
Im Ilca 6 liegt Julia Büsselberg vom Verein Seglerhaus am Wannsee nach drei Wettfahrten auf Platz fünf. Bei den Windsurferinnen im iQFoil ist Theresa Steinlein als Zweite nach zwei Rennen beste deutsche Starterin. im 49er FX liegen die Kielerinnen Maru Scheel und Freya Feilcke nach zwei Wettfahrten in Führung. Im Ilca 7 war am Montagabend eine der beiden Qualifikationsgruppen der anderen um eine Wettfahrt voraus, weshalb zunächst keine vergleichbaren Ergebnisse vorlagen. Die 49er segelten um 19.30 Uhr noch.