Vor acht Jahren ist das Leistungssportteam des Deutschen Segler-Verbandes von Hamburg nach Kiel umgezogen. Seit Ende des Olympia-Jahrs 2016 arbeiten DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner und ihre Mannschaft im Olympiazentrum in Kiel-Schilksee. „Ich hatte zuvor acht Jahre mein Büro in Hamburg“, sagt DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner, „es war eine sehr gute Entscheidung, hier hochzugehen.”
Der Leistungssport gehört ins Olympiazentrum“
In den Bundesstützpunkt-Büros arbeitet regelmäßig ein elfköpfiges DSV-Team für den Leistungssport. Dazu kommen zwei Bundesfreiwilligendienstleister, sogenannte BFDler. Die Trainer und rund 100 aktive oder angehende Spitzensegler aus Olympia-, Perspektiv- und Nachwuchs-Kader machen den Bundesstützpunkt zu einer sehr lebendigen und zukunftsgewandten Sportanlage.
„Man lernt es schätzen, teilweise auch lieben“, sagt Nadine Stegenwalner mit Blick auf die Betonarchitektur aus den 1960er Jahren, die einst großformatig für die Olympischen Spiele 1972 entworfen wurde. „Ein schöner großer Hafen, gute und großzügige Hafenflächen und eine gute Zusammenarbeit mit den Hafenmeistern, der Sporthafen Kiel GmbH, der Landeshauptstadt Kiel sowie dem Land Schleswig-Holstein beflügeln unsere Arbeit hier und dienen dem Leistungssport“, nennt Nadine Stegenwalner die auffälligsten Vorzüge des Standorts.
Das „angenehme Umfeld“ hänge aber auch eng mit dem gut eingespielten Team und den kurzen Wegen zusammen. Wenn Nadine Stegenwalner beispielsweise bei einem Telefonat in ihrem Büro aus dem Fenster schaut, blickt sie direkt auf die Rampe, wo Nachwuchs-Optimisten und Olympiajollen zu Trainings und Regatten ins Wasser geschoben werden. „Natürlich ist man oft mit einem Auge draußen, schaut, ob alles gut läuft. Auch helfen können wir so sehr schnell, wenn erforderlich.“
Gern und stark frequentiert wird der Athletikbereich, der exklusiv dem German Sailing Team zur Verfügung steht. „Den müssen unsere Segler nicht teilen. Wir wissen, wie flexibel solche Einrichtungen zugänglich und nutzbar sein müssen“, erklärt Nadine Stegenwalner. Kaum irgendwo treffen sich die Athleten so regelmäßig wie auf diesen rund 150 Quadratmetern, die Freigeräte und viel Raum für koordinative Trainings und individuelle Parcours bieten. Nur Laufbänder gibt es hier nicht, denn die Umgebung des Bundesstützpunkts lädt mit Bullerbü-Bilderbuchlandschaften, etwa Laufwegen zwischen den Leuchttürmen von Strande und Bülk, zu viel Bewegung in freier Natur ein.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Bundesstützpunkts ist die Bootshalle inklusive Werkstatt, Sanitär- und Trockenbereich, Sauna und Vermessungsräumen mit einer Fläche von rund 2.700 Quadratmetern. In bewegten Zeiten stapeln sich hier die rund zwei Dutzend Motorboote sowie mehr als 100 Olympiajollen und Boards der Segler und Seglerinnen vom German Sailing Team und der Nachwuchsteams vom Seglerverband Schleswig-Holstein auch in die Höhe. Die große Bootshalle steht dem German Sailing Team weitgehend zur Verfügung. „Die Zusammenarbeit mit der Stadt Kiel als Eigentümerin läuft hier wie überall anders auch bestens“, attestiert Nadine Stegenwalner.
Ob es am Bundesstützpunkt jemals ruhige Zeiten gibt? „Nein, gefühlt nicht“, sagt die Dirigentin spontan und lacht. Bei zehn sehr verschiedenen olympischen Disziplinen, Leistungsträgern und Nachwuchs sei immer etwas los. Mit Nadine Stegenwalner arbeiten für den Leistungssport Assistentin Marion Harm, Vincent Büsch, zuständig für Zuwendungsmanagement und Versicherungen, sowie die Leistungssportreferenten Frithjof Schade und Lea Spitzmann. Auch Olli Freiheit ist als Bundestrainer Technologie ein gefragter Ansprechpartner. Christian Aicham managt Logistik-Aufgaben und -Herausforderungen. Hendrik Ismar behält als Bundesstützpunktleiter die gesamte Infrastruktur im Blick und organisiert die Nachwuchsprogramme. Mit Athletiktrainer Daniel Dettlaff und den erfahrenen Bootshallen-Hütern Uwe Hötzel und Götz Meckenstock ist in Kiel-Schilksee ein starkes Team für den Leistungssport beisammen.
Im internationalen Vergleich seien die Möglichkeiten „sehr gut“, sagt Nadine Stegenwalner. „Es ist hier vielleicht nicht alles brandneu. Wir sind am Erbe von 1972 beheimatet. Aber grundsätzlich sind wir an diesen Standort mit dem Athletikbereich, der Bootshalle, den Büros, den Besprechungsräumen und auch der DSV-Lounge direkt an einem wunderschönen Segelrevier sehr gut aufgehoben.“
Es ist ein Standort mit Geschichte an einem der größten Yachthäfen entlang der deutschen Ostseeküste. Kein anderes aktuell aktives Segel-Leistungszentrum weltweit kann von sich behaupten, dass in seinem Revier vor der Haustür bereits zweimal eine olympische Regatta stattgefunden hat. Die Strander Bucht und die Kieler Förde, die heute den Kaderseglern des Deutschen Segler-Verbandes als effizientes, wenn auch im Winter kaltes Trainingsrevier dienen, waren die Bühne, auf der deutsche Olympia-Segler 1936 jeweils einmal Gold, Silber und Bronze gewannen. Dort sicherte sich 1972 die Drachencrew um Paul Borowski Silber, während Ulli Libor und Peter Naumann im FD und Willy Kuhweide mit Karsten Meyer im Starboot Bronzemedaillen holten. Die meisten trainierten auch zuvor in dem Revier, das weiterhin die Brutstätte für Olympia-Seglerinnen und -Segler von morgen ist.
Neben dem Leistungssportteam sind in Schilksee heute auch die DSV-Bereiche Technik, Jugend und anteilig spezielle Segeldisziplinen zu Hause. Blickt man vom Hafen in Richtung Land und auf den gigantischen Gebäudekomplex mit Apartments, Ladenzeile, maritimen Ausrüstern, Eisdiele und Restaurants, erreicht man die Büros der Leistungssport-Teams über eine Treppe von ganz rechts außen. In die vor einigen Jahren zusätzlich etablierte DSV-Lounge, die in den Räumlichkeiten des vielen Seglern noch gut bekannten ehemaligen „Luzifer“ eingerichtet wurde, gelangen Sportler und Besucher über einen breiten Aufgang mittig der Anlage. Die DSV-Lounge wird zur Kieler Woche zum Wohnzimmer und beliebten Treffpunkt der Athleten und damit zum Schaufenster ihres Segelleistungssports. Die hohe Präsenz der Sportler zeigt dann regelmäßig, wie gern sie gemeinsam dort sind. „Die DSV-Lounge gab es erstmals zur Kieler Woche 2017“, sagt Nadine Stegenwalner, „sie hat eine tolle Entwicklung genommen. Es freut uns sehr zu erleben, dass sich unsere Aktiven hier so wohlfühlen.“