Kieler WocheDarren Bundock und sein australisches Aufsteiger-Quartett

Tatjana Pokorny

 · 28.06.2025

Der zweimalige olympische Silbersegler Darren Bundock ist zurück bei der Kieler Woche…
Foto: tati
Darren Bundock war und ist einer der herausragendsten Zweirumpfakteure der Segelwelt: Der australische Vizeweltmeister im A-Class-Katamaran gewann 2000 und 2008 zwei olympische Silbermedaillen im Tornado und hat zuhause in Berkeley Vale 15 WM-Medaillen gehortet. Seine erste Kieler Woche erlebte er 1994. Jetzt ist er zurück mit vier aufstrebenden australischen Nacra-17-Crews, die einem Programm entsprungen sind, das Bundocks Lebensgefährtin Carolijn Brouwer geleitet hat.

Seine erste Kieler Woche hat Darren Bundock 1994 im Alter von 23 Jahren erlebt. In dem Jahr fand damals die Weltmeisterschaft im olympischen Zweirumpf-Flitzer Tornado im schwedischen Båstad statt. Bundock wollte mit seinem Vorschoter John Forbes vorab noch eine andere europäische Regatta bestreiten. Von der Kieler Woche hatten sie viel Gutes gehört, also ging es in den deutschen Norden. Wie oft er danach noch als Tornado-Steuermann auf der Förde aktiv war, kann er nicht mehr zählen, sagt aber: “Es war oft, sehr oft.” Gewonnen hat er auf der Förde zweimal: 1999 und 2006.

Darren Bundock: ein Ass auf zwei Rümpfen

Darren Bundock war einer der großen Stars des olympischen Tornado-Segelns, mit dem auch sein damaliger Dauerrivale und Freund Roland Gäbler hierzulande bekannt wurde. Der Australier und der Deutsche lieferten sich große Duelle auf dem Wasser. Der Tornado war vor dem Foiling-Zeitalter zwischen 1976 und 2008 die heiße olympische Zweirumpf-Segeldisziplin.

Unvergessen ist die Olympia-Regatta in Sydney 2000. Da wollten Darren Bundock und John Forbes in ihrem Heimatreviere Gold, bekamen aber Silber und wurden trotzdem wie Nationalhelden gefeiert. Roland Gäbler und René Schwall gewannen Bronze. Beide Top-Favoriten – Australier wie Deutsche – mussten sich vor der Kulisse von Sydneys Opernhaus den österreichischen Olympiasiegern Roman Hagara und Hans Peter Steinacher geschlagen geben.

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Das ist nun fast ein Vierteljahrhundert her. Darren Bundock ist als technisch herausragender Zweirumpf-Zauberer immer noch erfolgreich, wurde im vergangenen Jahr in Punta Ala Vizeweltmeister in der offenen A-Class-Katamaranwertung. Er kann es noch und liebt das Wettkampfsegeln auf zwei Rümpfen weiter. Erfahrung, Expertise und Leidenschaft gibt der Vater eines Teenagers inzwischen längst auch als Nationaltrainer weiter.

Kieler Woche: Australiens Nacra-17-Segler rücken vor

In diesem Jahr tourt Darren Bundock als erfahrener Coach für Australien mit vier aufstrebenden jungen Nacra-17-Crews durch Europa. Sie stählen sich bei den Regatten des Sailing Grand Slams und großen koninentalen oder Weltmeisterschaften für olympische Erfolge in der Zukunft, rücken dabei immer weiter an die Spitze vor. Das ist auch bei der Kieler Woche zu sehen, wo die jungen Australier Brin Liddell/Rhiannan Brown und Ruben Booth/Rita Booth nach neun Rennen auf den Plätzen drei und vier lauerten. Hier geht es zu den Kieler-Woche-Ergebnissen.

Alle acht australischen Nacra-Segler und -Seglerinnen in den vier australischen Crews bei der Kieler Woche sind einem Intensiv-Camp vor sechs Jahren entsprungen. 2019 hatte das Australian Sailing Team auf Nachwuchssuche sein Nacra-Fast-Track-Programm aufgesetzt. Zu der Zeit hatte Australiens beste Nacra-17-Crew Jason Waterhouse und Lisa Darmin – heute Flügeltrimmer der australischen SailGP-Rekordsieger Bonds Flying Roos um Tom Slingsby und Anchorwoman im SailGP-TV-Team –Nacra-Silber in Rio de Janeiro gewonnen. Doch Waterhouse und Darmanin segelten auf Kurs Enoshima schon dem olympischen Karriereende entgegen und Nachwuchs war nicht wirklich in Sicht.

Die Australier wollten der drohenden Lücke entgegenwirken, luden interessierte Teeanger aus Klassen wie Nacra 15, 29er und weiteren Disziplinen zum nachhaltigen Nacra-17-Crashkurs ein. Darren Bundock erinnert sich: “Es war klar, dass Jason und Lisa irgendwann aufhören. Wir haben eine Gruppe von zehn Kids genommen, sie als Individuen und nicht als Crews zusammengebracht. Wir hatten ein intensives Trainingscamp über neun Monate. Das war in Australien auf dem Macquarie-See mit schönen Bedingungen.”

Australiens Nacra-Nachwuchsprogramm wirkt

Schritt für Schritt ging es voran, wie Darren Bundock berichtet: “Wir haben einen vollen Crash-Kurs absolviert: wie du wendest, wie du halst, dein Boot vorbereitest, wie du deine Foils einsetzt. Jason und Lisa kamen damals, um mit den Kids zu segeln und ihnen zu zeigen, wo die Messlatte liegt. Wir haben Foil-Experten reingebracht. Ich war dabei und auch Carolijn Brouwer (Red.: Bundocks niederländische Lebensgefährtin, dreimalige Olympia-Teilnehmerin und erste Ocean-Race-Siegerin), die das Programm geleitet hat. Alle meine Segler hier bei der Kieler Woche kommen aus dem Programm. Es zeigt, dass es sich gelohnt hat.”

Zur Kosteneindämmung operieren die jungen australischen Crews in der Regeln mit gebrauchten Nacras. Bundock sagt: “Auf dem Second-Hand-Markt kann man jetzt Boote für 12.000, 13.000 Euro kaufen. Dass man trotz der Foiling-Entwicklung im Nacra jetzt mehrere Olympia-Zyklen aus den Rümpfen raisholen kann, macht die Boote günstiger. Dann brauchst du noch einen Satz Segel für etwa 3500 Euro, um die Boote in Form zu bringen. Und dann kommt das Wissen dazu, die Boote in Gang zu bringen.”

Der Vorteil der aufstrebenden australischen Crews: Sie können auf die Expertise von reihenweise Weltklasseseglern zurückgreifen. Das tun sie mit wachsendem Erfolg. Ihr Coach Darren Bundock weiß: “Vor zwei Jahren wollte noch niemand mit unseren Nachwuchsteams trainieren. Das hat sich jetzt mit dem Erreichen von immer mehr Medaillenrennen bei den großen Events geändert. Jetzt sind sie plötzlich auch für andere interessant.”

Kieler-Woche-Überraschung: ein U-Boot taucht auf

Mit einem Platz auf dem Kieler-Woche-Podium könnten die Aufsteiger aus Down Under ein weiteres Ausrufezeichen auf ihrem Kurs nach LA2028 setzen. Während seine Schüler die 131. Kieler Woche bestreiten, erinnert sich Darren Bundock gerne auch an eigenen Erlebnisse auf der Förde. “Die beste und verrückteste Erinnerung habe ich an die Startsequenz in einem Rennen Mitte der 1990er Jahre. Da tauchte plötzlich vor uns ein U-Boot auf! Das werde ich nie vergessen! Der Start musste natürlich wiederholt werden…”

Was der Segelsport ihm selbst für sein Leben geschenkt hat? Darren Bundock lacht, während er sich im Olympiazentrum Kiel-Schilksee im Trubel umschaut: “Ich glaube, mein ganzes Leben dreht sich um Segelsport. Ich habe meine Partnerin durch das Segeln getroffen. Die meisten meiner Freunde habe ich durchs Segeln kennengelernt. Segeln gibt mir mein Einkommen, einen Lebensstil. Ich habe zwei olympische Silbermedaillen, 15 WM-Medaillen aus verschiedenen Klassen, America’s-Cup-Erfahrung.”

Darüber hinaus sagt Darren Bundock: “Segeln ist ein altersloser Sport, ich trete immer noch in der foilenden Class A an. Diese Herausforderung liebe ich immer noch sehr. Und momentan genieße ich das auch das Wing Foiling, die Surfseite daran. Das kann man ganz in der Nähe unseres Wohnorts in Australien genießen.” Es freut den amtierenden Vizeweltmeister der offenen Class A, die Wing Foiler auch im aktuellen Kieler-Woche-Revier in Aktion zu sehen.

Bundock schätzt Kieler Woche als Testrevier

Die Förde hält der mit allen Wassern gewaschene Australier für ein exzellentes Regatta- und Trainingsrevier. “Wir kommen hierher, weil man hier alle Wetterbedingungen erleben kann. Von einem Tag zum anderen, manchmal auch von einem Extrem zum anderen. Das haben wir auch diese Woche erlebt. Es ist schon fast witzig, dass man sich als Australier hier am ersten Wochenende in hochsommerlichen Bedingungen einen Sonnenbrand holt, bevor dann Regen und stürmische Winde kamen. Die Kieler Woche bringt immer gute Tests.”

Blick zurück zur Jahrtausendwende und auf die damaligen Erfolge von Darren Bundock und John Forbes, die in Sydney gerade olympisches Silber gewonnen hatten:

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