Tatjana Pokorny
· 23.06.2025
Die Frauen-Crews im olympischen 49erFX waren am Montag zuerst dran und nutzten am Vormittag die mit bis zu 17, 18 Knoten zunächst noch nicht ganz so drastischen Bedingungen, um zwei ihrer drei geplanten Rennen durchzubringen. Danach nahm der Wind immer weiter zu. Auf dem 49erFX-Kurs riss sich das Startboot los, während Sturmböen ganze Bootsgruppen umwarf. Da ging es zügig zurück in den Olympiahafen Kiel-Schilksee.
Nach insgesamt sieben Läufen verteidigten die Olympia-Sechsten Marla Bergmann und Hanna Wille vom Mühlenberger Segel-Club an der Hamburger Elbe das Gelbe Trikot der Spitzenreiterinnen vor Sophie Steinlein/Catherine Bartelheimer (Norddeutscher Regatta Verein) und Katharina Schwachhofer/Elena Stoltze (Württembergischer Yacht-Club).
Es war wild heute.” Hanna Wille
«Der Wind war verrückt heute. Es waren ziemliche Survival-Bedingungen da draußen», sagte Steuerfrau Katharina Schwachhofer. Als "adrenalisiert" beschrieb Hanna Wille die Bedingungen. Als die Skiff-Männer danach zu einem Startversuch rausgeschickt wurden, mussten die in steifen Winden um sechs bis sieben, in Böen auch stürmischen acht Beaufort unverrichteter Dinge ins Olympiazentrum Kiel-Schilksee zurückkehren. Alle Ergebnisse von den Jollenbahnen finden sich hier.
Im Ilca 7 aber konnten zwei von drei Läufen stattfinden. Philipp Buhl (Sonthofen) rückte im größten olympischen Feld von 148 Jollen mit zwei siebten Rängen als bester deutscher Steuermann auf Platz drei vor. Der Italiener Lorenzo Brando Chiavarini verteidigte seine Führung vor Landsmann Dimitri Peroni. Ilca-7-Steuermann des Tages aber war der 23 Jahre alte Berliner Justin Barth, der einem Tagessieg noch Rang vier folgen ließ und sich im Ziwschenklassement nach insgesamt sechs Rennen auf Platz sechs katapultierte.
Es hat alles zusammengepasst mit gelungenen Starts, gutem Überblick, was die Winddreher unter den Wolken betraf, aber auch glücklichem Timing.” Justin Barth
In ihrem Element waren am Montag naturgemäß die iQFOiLer bei ihren Games am Ostufer vor Stein. Während die Gischt über die Außenförde flog, preschte weiter der Pole Tomasz Romanowski vorneweg, hält seine Führung aber “nur” noch punktgleich mit dem Koreaner Gunhak Choi. Der Kieler Fabian Wolf hatte nach eigenem Bekunden „viel richtig gemacht, aber genauso viel Pech mit Seegras“, das ihn ungewollt einbremste. Er bleibt bei vier Punkten Rückstand als Dritte eng dran an den Führenden.
Genossen hat das Starkwindspiel die junge iQFOiL-Nachwuchshoffnung Sophia Meyer. Die 20-Jährige durchbrach in vier Kursrennen die Phalanx der vier besten Französinnen und liegt nach insgesamt neun Rennen als Gesamt-Zweite nur vier Punkte hinter der führenden Marion Couturier. „Ich bin selbst überrascht, wie gut es lief, obwohl die Bedingungen schon ein ‚Überlebenskampf‘ für uns waren“, bilanzierte die Kielerin einen anstrengenden Regattatag, nach dem sie auf eigenem Zielkurs liegt. Meyer: „Aufs Podium der Kieler Woche möchte ich schon fahren – am liebsten natürlich nach ganz oben.“ Hier geht es zu den Ergebnissen der olympischen Windsurfer.
Auch die Internationalen Deutschen Seesegelmeisterschaften wurden an diesem Montag von den ruppigen Bedingungen getroffen. Auch auf der Seebahn riss sich nach dem einzigen Rennen des Tages das Startboot los. “Es war wirklich crazy heute”, wusste “eXciter”-Eigner und Steuermann Jens Kuphal vom Berliner Yacht-Club über Winde von 30, 35 Knoten zu berichten. “In der absoluten Spitze hatten wir auch mal 40 Knoten”, so Kuphal.
Seine Crew mit Taktiker Robert Stanjek war nach der ersten Runde erstes Boot an der Tonne. “Dann haben wir mit etwas scharfer Rundung und bei Strom die Tonne ‘geangelt’, mussten uns erst befreien”, berichtete Kuphal. Nach dem absolvierten Strafkringel machte sich das Team auf der neuen XR41 erfolgreich an die Verfolgung, kam am Ende zwei Minuten nach dem ersten Boot mit Platz vier ins Ziel.
“Wir sind bei den Bedingungen super klargekommen”, sagte Kuphal. Dass es am Abend für seine Mannschaft noch eine Standardstrafe von 0,6 Punkten obendrauf gab, war nicht direkt durch den Rock ‘n’ Roll auf der Förde begründet. Weil die “eXciter”-Crew angesichts der Windbedingungen nicht mit dem A2 segeln wollte, aber keinen A4 in der Segelgarderobe hatte, wurde ein A4 der früheren Landmark “Intermezzo” reaktiviert. Dieser ältere A4 aber trug noch seine alte Segelnummer. “Regeln sind Regeln. Wir werden da jetzt mit Klebeband eine neue einkleben”, kündigte Kuphal am Montagabend an.
Während seine Mannschaft mit 10,6 Punkten nach fünf Rennen im Kampf um Titel und Medaillen bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft Inshore weiter auf Platz zwei hinter der dänischen XR41 “Formula X” mit der Crew um Jesper Radich liegt, blickte Kuphal auch schon Teil 2 der IDM Offshore mit viel Vorfreude entgegen. Für die Offshore-Wertung hatte die gewonnene Aalregatta den gelungenen Auftakt markiert. Zum Silbernen Band über Nacht kommt Phillip Kasüske zurück ins “eXciter”-Team. Seit einigen Monaten junger Vater, hatte sich Kasüske für dieses Jahr eine Auszeit genommen.
“Wir segeln erstmals das Silberne Band in der zweiten Kieler-Woche-Halbzeit. Ich freue mich sehr, dass auch Phillip dafür aus dem Vaterurlaub kommt. Da herrscht gleich noch ein bisschen mehr Ocean-Race Stimmung”, sagte Jens Kuphal. Doch zunächst wollen sie bei der IDM Inshore am Dienstag weiter angreifen und nach hinten verteidigen. Die in ORC A&B auf Platz drei liegende italienische XR41 “WB IX” hat bei 13,1 Punkten vor dem Finaltag nur 2,5 Punkte Rückstand auf “eXciter”.
Auch Erik Stannows XR41 “Dixi 5” mit Gordon Nickel, RVS-Boss Bertil Balser und weiteren deutschen Top-Seglern, die in den stürmischen Bedingungen am Montag als Dritte ins Ziel gekommen war, fehlten nur 3,4 Punkte zum Kuphal-Team. Die neue X-Rennziege wurde am Montag bei der Kieler Woche getauft. Ihre Mannschaft hat sie bislang maximal schnell auf Ballhöhe mit den Besten der Klasse gebracht.
In ORC C&D musste Torsten Bastiansens Crew auf der X-35 “Sydbank” im einzigen Rennen des Tages mit Rang fünf ein paar Federn im Kampf um den Inshore-Titel lassen. In dieser Division führt nach dem Tagessieg weiter Patrik Forsgrens modifizierte First 36.7 mit sieben Zählern auf dem IDM-Konto punktgleich vor der “Sydbank”. Vier Punkte dahinter lag nach Rang zwei im Montagsrodeo die Italia 9.98 “Patent 4” mit Steuermann Oliver Voss. Hier geht es zu den IDM-Ergebnissen.