Kieler Woche25-mal Urlaub, um es „für die Aktiven so gut wie möglich zu machen“

Tatjana Pokorny

 · 27.06.2024

Kieler Woche: 25-mal Urlaub, um es „für die Aktiven so gut wie möglich zu machen“Foto: ChristianBeeck.de/Kieler Woche
Christina Buch
Christina Buch ist eine aus dem Helferstamm im Ehrenamt. Die erfahrene Wettfahrtleiterin vom Kieler Yacht-Club und vom Steinhuder Meer feiert in diesem Jahr ein persönliches Jubiläum

1998 war Tina Buch erstmals Teil des Kieler-Woche-Teams. Seitdem hat die Nachhilfelehrerin und Honorartrainerin nur zwei Editionen ausgelassen. Sie ist in diesem Jahr zum 25. Mal in der Wettfahrtleitung im Einsatz.

Tina, du engagierst dich seit mehr als einem Vierteljahrhundert im Ehrenamt für die Kieler Woche. Warum?

Zum einen sind wir im Kieler-Woche-Team zusammengewachsen und wie eine große Familie. Die Zugehörigkeit gibt ein gutes Gefühl. Es macht Spaß, die Leute zu treffen. Wir sind alle gern auf dem Wasser, auch wenn wir uns bei Regen manchmal fragen, warum. Dann werden wir von herrlichen Tagen entschädigt. Dazu verbindet uns der Ehrgeiz, es für die Aktiven so gut wie möglich zu machen.

Gemeckert wird bekanntlich schneller als gelobt. Sind euch die Segler dankbar, dass ihr in euren Ferien ehrenamtlich für sie arbeitet?

Von der Mehrheit hört man eher nichts. Man kriegt schon schneller gesagt, wenn etwas nicht gut läuft. Die meisten Dankeschöns kommen von internationalen oder olympischen Crews. Viele ambitionierte Freizeitsegler meinen sogar, dass wir Geld für unsere Arbeit erhalten. Aber das stimmt nicht. Wir bekommen nicht einmal die Reisekosten erstattet, nehmen Urlaub für die Kieler Woche. Das Einzige, was uns gestellt wird, sind der Wohnwagen und sein Stellplatz auf dem Camping-Gelände, wo wir gern die Kieler-Woche-Stimmung erleben. Und die Verpflegung. Schön finde ich die beiden Ehrenamtsabende.

Wie wichtig ist Erfahrung in deinem Aufgabenbereich?

Enorm wichtig! Es gibt auch nach so langer Zeit immer wieder neue Situationen, mit denen du nicht rechnest. Bei Strom kann plötzlich etwas komisch aussehen. Dann kannst du dich nicht nur auf Daten verlassen, musst konstant schauen, was die Boote oder Boards machen – und anpassen. Erfahrung hilft in der Wettfahrtleitung auch, weil unterschiedliche Bootsklassen ganz unterschiedliche Winkel zum Wind fahren. Beim Ilca sind Winddreher von 15 Grad verdammt viel, bei Katamaranen nicht. Du musst die Klassen gut kennen. Und wenn du neue Klassen bekommst, musst du dich intensiv mit ihnen auseinandersetzen. In Kiel gibt es immer Leute, die man fragen kann.

Du bist in diesem Jahr bei den Wingfoilern mit auf dem Startschiff, bist aber oft selbst als Wettfahrtleiterin gefordert. Hast du lieber leichte oder schwierige Segelbedingungen?

(Lacht) An entspannten Tagen legst du den Kurs hin, hast vielleicht noch eine Zehn-Grad-Änderung – fertig. Das kann angenehm sein. Spannender aber sind schwierige Bedingungen, in denen du gut planen, flexibel sein und trotzdem für maximal mögliche Fairness sorgen musst. Manchmal ist es auch ein bisschen wie Pokern. Dabei weißt du um deine begrenzten Ressourcen: Du hast drei Motorboote, ein THW-Boot und musst in anspruchsvollen Bedingungen auch mal Prioritäten setzen. Es ist diese komplexe Herausforderung, die mir am meisten Spaß macht. Dazu kommt mein tolles, über die Jahre zusammengewachsenes 14-köpfiges Team von ganz jung bis ganz alt: Die sind so gut, dass sie weitgehend selbstständig arbeiten.

Man kennt dich auch als Wettfahrtleiterin beim Helga Cup oder der Meisterschaft der Meister …

Ich suche mir meine Rosinen aus (lächelt). Zu Hause in Steinhude kümmere ich mich noch um die Juniorenmeisterschaft der Europes und die OK-Regatta. Und im Herbst um die Landesjugendmeisterschaft der Optis.

Wie schaust du auf die Entwicklung des Regattasports?

Es ist ganz klar ein Trend zu athletischeren Klassen zu sehen. Andererseits gibt es auch einen Zuwachs bei einigen älteren Klassen, die über sehr lange segelbare Schiffe verfügen. Es wird interessant sein zu erleben, wie sich der Segelsport mit der zunehmenden E-Mobilität entwickelt. Die meisten E-Autos können schon etwas größere Boote nicht mehr ziehen. Das könnte Formate mit gestellten Booten beflügeln.


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