Fabian Boerger
· 03.05.2025
Während die Segelsaison an Nord- und Ostsee gerade erst beginnt, geht sie in der Karibik mit der Antigua Sailing Week ihrem Ende entgegen. Dieses traditionsreiche Event Ende April zählt zu den ältesten der Region. Sie bildet vor allem für Regatta-Crews den festlichen Abschluss, bevor viele von ihnen mit ihren Booten Richtung Europa oder Nordamerika zurückkehren. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung bei der 56. Auflage. Trotz gesunkener Teilnehmerzahlen überzeugte es mit spannenden Rennen auf dem Wasser und karibischen Vibes an Land.
Vor der malerischen Kulisse Antiguas gingen insgesamt 53 Crews aus 16 Nationen an den Start. Die Bedingungen vor der Küste von English Harbour präsentierten sich vielseitig. Nach einem idealen Auftakt am Sonntag mit Passatwinden zwischen 12 und 16 Knoten folgte ein von Squalls geprägter Montag mit wechselhaftem Wind. Den Rest der Woche setzten sich überwiegend moderate Winde zwischen 7 und 15 Knoten durch.
Zudem sorgte nicht nur das Wetter bei der diesjährigen Antigua Sailing Week für reichlich Abwechslung; auch die Vielfalt der teilnehmenden Bootsklassen war beeindruckend. Diese reichte von 24-Fuß-One-Design-Yachten und Charteryachten bis hin zu rennerprobten Klassikern wie der 79-Fuß-Sparkman & Stephens "Kialoa III" und modernen Volvo-Racern wie der "Pyewacket" von Roy Disney.
Das Besondere: 70-Fuß-Kohlefaser-Rennmaschinen segelten im gleichen Feld wie Charter-Cruiser-Yachten. Diese Mischung stellte eine Herausforderung dar, so Jaime Torres, der Race-Manager der Antigua Sailing Week. Mit einer großen Vielzahl an Kursen versuchte er darauf eine Antwort zu finden.
„Für die großen Boote haben wir lange Strecken vorgesehen, auf denen sie sich die Beine vertreten und ihre großen Segel ausfahren können.“ Die restliche Flotte absolvierte kürzere Kurse entlang der Südküste Antiguas, die an Nelsons Dockyard und der Willoughby Bay vorbeiführten. Diese reichten von vier bis über 20 Seemeilen. Laut Torres ist es diese Kursvielfalt, die Segler jedes Jahr nach Antigua lockt.
Die "Pyewacket" von Roy Disney dominierte schließlich das überschaubare Feld der ersten Rennklasse und sicherte sich den ersten Platz vor den VO65 "Sisi" (AUT) und "Sailing Poland" (GBR). In den anderen Rennklassen waren die Ergebnisse weniger eindeutig: Die "Wave Walker", eine Swan 58 unter US-Flagge, errang den Sieg in der zweiten Klasse. In der größten Gruppe, der CSA 4, konnte das Team der italienischen "Caccia Alla Volpe", angeführt von Skipper Carlo Falcone, einem ehemaligen Olympiasegler, die Führung verteidigen.
Der Brite Steve Rigby und sein Team führten mit "El Ocaso", einer gecharterten J122, souverän die dritte Regattagruppe an. Damit gelang es ihnen, sich zum dritten Mal in Folge die Lord Nelson Trophy zu sichern. Damit wird der Sieger der Racing-Klassen zwei, drei oder vier mit der schnellsten korrigierten Gesamtzeiten ausgezeichnet.
“Es war wirklich sehr umkämpft, also sind wir trotz der Erfolge des Bootes in der Vergangenheit sehr zufrieden. Es fühlt sich an wie die am stärksten umkämpfte Regatta, an der El Ocaso je teilgenommen hat.” Steve Rigby, “El Ocaso”-Skipper
In der Bareboat-Klasse, wo internationale Amateur-Crews auf Charterbooten gegeneinander segeln, konnte sich die Schweizer Crew um Skipper Jakob Oetiker durchsetzen. Insgesamt starteten die Boote in zehn verschiedenen Klassen.
Alle weiteren Ergebnisse finden Sie hier auf der Seite der Antigua Sailing Week
Neben den kompetitiven Rennen auf dem Wasser schätzen viele Seglerinnen und Segler auch das alljährlich abwechslungsreiche Rahmenprogramm an Land. Tägliche Siegerehrungen, Livekonzerte und verschiedene Events sollen laut Veranstalter nicht nur den Austausch zwischen den internationalen Crews ankurbeln. Sie sollen auch Gelegenheiten zur Interaktion mit Einheimischen und anderen Besuchern ermöglichen. Dazu gehören auch festivalähnliche Veranstaltungen wie „Reggae & Rum“ sowie der Lay Day am angrenzenden Pigeon Point Beach.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1968 hat sich die Antigua Sailing Week zu einem internationalen Großereignis entwickelt. Einst war ihr Ziel, die Saison in der Karibik zu verlängern, und als Marketinginstrument für Antigua zu wirken, sagt Alison Sly-Adams. Sie ist die Präsidentin der Antigua Sailing Week. „Mittlerweile gilt sie als Großmutter der karibischen Regatten.“
Neben lokalen und nordamerikanischen Teams nahmen in diesem Jahr auch Crews aus Österreich, Großbritannien, den Niederlanden, Irland und weiteren Ländern teil. Die deutschsprachigen Crews sind in der Regel besonders in der Bareboat-Charterklasse vertreten. In diesem Jahr waren es drei Crews, die die Plätze sechs, sieben und zehn belegten.
Jedes Jahr zieht das Rennen auch zahlreiche deutschsprachige Crews in die Karibik. Das ist laut Veranstalter auch dem jahrelangen Engagement von Hartmut Holtmann zu verdanken. Die Charterfirma KH+P hat demnach mehr Crews zur Antigua Sailing Week gebracht als jede andere Organisation. 1997 erreichte die Teilnahme deutschsprachiger Teams ihren Höhepunkt mit 40 Crews, einschließlich Begleitbooten. In den Rekordjahren nahmen insgesamt rund 250 Crews an der Antigua Sailing Week teil.
Doch diese Zeiten gehören der Vergangenheit an. In den letzten Jahren sind die Teilnehmerzahlen kontinuierlich gesunken und haben sich laut Veranstalter auf etwa 100 Boote eingependelt. Auch die Corona-Pandemie hatte einen Einfluss, denn die Antigua Sailing Week musste zwei Jahre hintereinander abgesagt werden.
Und die Zahl der Teilnehmer ist weiter gesunken: Im Jahr 2025 waren es nur noch 53 Crews. Die Veranstalter erklären dies mit einem zunehmend vollen Regattakalender in der Karibik. Neben der Antigua Sailing Week finden auf der Insel auch das RORC Caribbean 600 im Februar und die Antigua Classic Yacht Regatta im April statt. Zudem beginnt die Regattasaison im Mittelmeer und an der US-Ostküste früher, weshalb viele Renn-Yachten früher aus der Karibik zurückkehren.
In den kommenden Jahren plant man, die Antigua Sailing Week entsprechend anzupassen, so Sly-Adams. Ein Ziel besteht darin, den Termin der Veranstaltung vorzuverlegen, wobei das genaue Datum noch festgelegt werden muss. Zudem soll die Klassenaufteilung neu strukturiert werden, um den sich verändernden Verhältnis von Racern, Cruisern und Charterbooten gerecht zu werden. So wird es im nächsten Jahr vom 18. bis 22. März zusätzlich eine Antigua Race Week geben, die den Fokus auf die Rennklassen legen soll.