Tatjana Pokorny
· 04.10.2021
Im dritten America's-Cup-Anlauf unter britischer Flagge formieren sich Skipper Sir Ben Ainslie, Rennstallbesitzer Sir Jim Ratcliffe und ihr Team Ineos Britannia neu. Als Challenger of Record und damit Verhandlungspartner der neuseeländischen Cup-Verteidiger haben die Engländer im 37. America's Cup deutlich bessere Karten in Händen als noch bei der vorherigen Edition als "gewöhnlicher" Herausforderer. Mit der frühen und umfangreichen Einbindung des Mercedes-AMG Petronas F1 Teams und der geplanten Design-Arbeit in dessen Design-Schmiede im britischen Brackley sollen die technologischen Lücken geschlossen werden, die im 36. America's Cup dazu geführt hatten, dass die Cup-Yacht "Britannia" nicht schnell genug war. James Allison, technischer Leiter des Mercedes-AMG Petronas F1 Teams, wird gleichzeitig die technische Leitung des britischen America's-Cup-Teams Ineos Britannia übernehmen. Dazu kommt mit dem deutschen Design-Meister Martin Fischer einer der klügsten Köpfe der America's-Cup-Welt bei den Briten an Bord.
Für Martin Fischer ist der Wechsel vom vorherigen italienischen Arbeitgeber, Patrizio Bertellis Luna Rossa Prada Pirelli Team, zu den Briten ein Wunschkonzert: "Ich hatte schon in Auckland den EIndruck, dass das Team sehr gut aufgestellt und organisiert war. Ich habe zu der Zeit mit einigen Leuten vom Team gesprochen, und das hat mein Interesse geweckt." Die bevorstehende Arbeit auf der Jagd nach dem ersten Cup-Sieg für die Segler aus dem Mutterland der berühmtesten Trophäe der Segelwelt unterschätzt Fischer nicht: "Gäbe es ein einfaches Siegkonzept, dann könnten wir es leicht kopieren. Der starke Punkt der Neuseeländer ist, dass sie schon sehr lange zusammenarbeiten. Das können wir nicht kopieren. Viele von uns arbeiten jetzt erstmals zusammen, bringen aber sehr viel Erfahrung mit. Der Vorteil dieses Mal ist die Chance, früh durchstarten zu können."
Die Briten repräsentieren bei ihrer Herausforderung im 37. America's Cup erneut die Royal Yacht Squadron. Ihr Team war 2014 gegründet worden und scheiterte bei den bisherigen beiden Herausforderungen vor Bermuda und in Neuseeland vor allem an mangelnder Bootsgeschwindigkeit. Das Unternehmen Ineos ist seit 2018 als namensgebender starker Partner an Bord. In viel engerer Kooperation mit dem Mercedes-AMG Petronas F1 Team soll nun ein wettbewerbsfähiges Boot entstehen.
Es ist 57 Jahre her, dass mit der britischen "Souvereign" 1964 eine britische Yacht in einem America's-Cup-Match stand. Erstmals seit Sir Thomas Lipton und dem Royal Ulster Yacht Club (1899 bis 1930) tritt ein britisches Team zum dritten Mal in Folge im Kampf um die älteste internationale Sporttrophäe an. Aktuell verhandeln die Briten mit den verteidigenden Kiwis das neue Protokoll für die kommende Cup-Auflage. Mitte November soll es publiziert werden und allen weiteren Herausforderern und der Öffentlichkeit den Weg in die Cup-Zukunft weisen.