Youth America’s CupCup-Nachwuchs gefordert – Verdrängungswettkampf statt Foil-Action

Tatjana Pokorny

 · 20.09.2024

Das Youth AC Team Germany vor Barcelona
Foto: Ricardo Pinto/America's Cup
Der Nachwuchs im Youth America’s Cup träumt von Foiling-Spaß, Speed und Erfolg auf der Segelweltbühne vor Barcelona. Zum Auftakt aber hagelte es für die Crews in der Qualifikationsgruppe B mit dem AC Team Germany vor allem Penalties. Dem deutschen Quartett verdarb ein technisches Versagen auf dem Mini-Cupper den möglichen Traumstart. Der Verdrängungswettkampf auf den für etwas mehr Wind gemachten AC40-Foilern geriet zur maximalen Geduldsprobe.

Alles sah gut aus für einen starken Start des Youth AC Team Germany ins erste Rennen der Qualifikationsgruppe B beim 3. Unicredit Youth America’s Cup. Der Foiler war kurz vor dem Signal gut unterwegs, die Borddaten ließen nach dem Rennen den Schluss zu, dass es ein Traumstart hätte sein können. Wenn da nur nicht auf dem Weg zur Linie – ohne Crew-Verschulden – das Backbord-Foil plötzlich hochgekommen wäre.

Hart: Mit genau diesem technischen Problem hatte dasselbe Boot schon in den Rennen der Qualifikationsgruppe A zu kämpfen, als es noch vom Nachwuchs des Schweizer Teams Alinghi Red Bull Racing gesegelt wurde.

Nach Foil-Panne: Frühstart statt Traumstart

“Wir sind bei wenig Wind raus. Das Rennen wurde länger verschoben. Wir sind gut rein in die Box, das Timing war gut. Dann ist unser Backbord-Foil in der Startbox einfach hochgekommen. Es war das Problem, das Alinghi schon hatte. Deswegen mussten wir kurz vor der Linie die Wende vor dem Schiff machen und sind vom Foil gedroppt. Von da an war es tricky, sonst wäre es ein cooler Nullstart gewesen”, fasste mit Lukas Hesse der Chief Shore Operations im AC Team Germany zusammen.

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Dass aller Anfang auf den AC40-Flitzern am unteren Windlimit besonders schwer ist, bekamen alle sechs Teams in der Qualifikationsgruppe B im Auftaktrennen zu spüren. Alleine die Australier gingen ohne Penalty ins Rennen. Gerettet hat es sie am Ende nicht. Die fünf anderen Teams hatten bis zum Startschuss mindestens einen Penalty kassiert, Kanada sogar drei!

Die Strafe gegen das deutsche Boot wurde ausgesprochen, weil sich der Mini-Cupper mit plakativer Werbung für “Kiel.Sailing City” in der Folge der Foil-Problematik beim Startsignal noch auf der Luv-Seite der Linie befand. “Sobald man dann in Lee durch und wieder einmal in die Linie gedippt ist, ist man ‘clear’”, erklärte Lukas Hesse.

Leichtwindauftakt für Youth America’s Cup

So unfreiwillig auf dem falschen Fuß ins Auftaktrennen mit marginalen Winden bei einem halben Meter Welle gestartet, hatte das deutsche Quartett mit den Steuerleuten Paul Farien (Steuerbord) und Maru Scheel (Backbord) sowie den Trimmern Tom Heinrich und Jesse Lindstädt im weiteren Verlauf des Rennens zu kämpfen. Der löchrige Parcours wies so viele Flautenfallen auf wie ein von Maulwürfen bearbeiteter Rasen Hügel. Auf die Foils, runter von den Foils und wieder auf die Foils – das war die Hauptaufgabe dieses anspruchsvollen Tages.

Während das niederländische Jajo Team Dutchsail schon am Start zurückblieb und das Rennen aufgeben musste, dominierten die hochfavorisierten Schweden den Lauf zunächst. Es folgten am ersten Tor das angriffslustige Sail Team Barcelona, das Andoo Team Australia, Schwarz-Rot-Gold und Kanada. In dieser zweiten Qualifikationsgruppe B der eingeladenen Teams ohne Verbindung zu einem der aktuellen Rennställe im 37. America’s Cup bilden die Schweden auf dem Papier eine Liga für sich.

Die junge Swedish Challenge powered by Artemis Technologies verfügt im Gegensatz zu den anderen Pool-B-Teams über einen eigenen AC40er. Dadurch haben die Steuerleute Oscar Engström und Ludvig Lindqvist mit ihrer Crew einen riesigen Trainingsvorteil. Andere eingeladene Youth-Teams wie die Spanier konnten dank Charter-Möglichkeit im Vorfeld mindestens etwas reale AC40-Erfahrung sammeln. Die niederländischen und die deutschen Talente dagegen müssen ihre im Simulator erworbenen Kenntnisse maximal schnell auf die Regattabahn übertragen.

Schweden-Schock im Endspurt

Das ist bislang gar nicht schlecht gelungen. Im Training konnte das AC Team Germany vor dem Youth America’s Cup mit den Rängen 2 und 4 zeigen, dass sie durchaus eine Chance auf das Erreichen der Halbfinalrunde haben. Dazu qualifizieren die ersten drei Plätze in jeder der beiden Qualifikationsgruppen. Im ersten Rennen mag das Glück beim technischen Versagen nicht auf ihrer Seite gewesen sein. Am Ende erkämpften Skipperin Maru Scheel und die drei Männer vom AC Team Germany aber noch Platz vier.

Auch die hochgehandelten Schweden mussten sich beim Auftakt voller Drehungen und Wendungen im Endspurt geschlagen geben. Sie blieben auf dem auf drei Abschnitte verkürzten Kurs ins Ziel im Verdränger-Modus kleben. Sie wurden von den im Heimatrevier umjubelten Spaniern und auch Kanadas Team Concord Pacific Racing umkurvt.

“Das war ein Schocker, als wir auf dem letzten Abwind-Abschnitt nicht mehr auf die Foils kamen, einfach schmerzhaft. Wir sind mit Platz drei noch ganz gut davongekommen, hätten auch Fünfte werden können. Aber es tut natürlich trotzdem weh”, sagte der schwedische Steuermann Ludvig Lindqvist.

Wochenend-Action im Youth America’s Cup

Die Australier kamen als Fünfte hinter dem AC Team Germany ins Ziel. Nur ein Rennen statt der erhofften vier war am Freitagabend die dünne Ausbeute des schwachwindigen Segeltages. Es machte aber neugierig auf mehr.

Youth America’s Cup, Qualifikation Pool B, Zwischenstände nach 1 Rennen:

  1. Sail Team BCN Youth (Spanien), 10 Punkte
  2. Concord Pacific Racing Youth Team (Kanada), 7 Punkte
  3. Swedish Challenge Youth Team powered by Artemis Technologies (Schweden), 5 Punkte
  4. Youth AC Team Germany (Deutschland), 3 Punkte
  5. Andoo Team Australia Youth Team (Australien), 2 Punkte
  6. Jajo Team Dutchsail (Niederlande), 0 Punkte

Die Rennen der Qualifikationsgruppe B im Youth America’s Cup wird am Samstag (21. September) ab 14.09 Uhr fortgesetzt. Hier geht es zur Live-Übertragung. Und hier geht es zum Reload des Auftaktrennens für Pool B:

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