VideoOlympia gegen America’s Cup – wer ist schneller?

Max Gasser

 · 07.08.2024

Seltene Begegnung: Ein italienisches Nacra-17-Team (r.) traf beim Training vor Barcelona auf seine Landsmänner von Luna Rossa Prada Pirelli (l.)
Foto: Instagram/@ita98nacra17
Beinahe 1,5 Millionen Aufrufe: Ein ganz besonderer Clip geht derzeit durch die sozialen Medien. Zu sehen ist das seltene Aufeinandertreffen von einem AC75 und einem Nacra 17. Spielen die beiden Foiler in einer Liga?

Bei den aktuell vor Marseille laufenden Segelwettbewerben der Olympischen Spiele 2024 zählen die Nacra-17-Katamarane zweifellos zu den spektakulärsten Bootsklassen. Deutschlands Foiling-Asse Paul Kohlhoff und Vorschoterin Alica Stuhlemmer liegen vor dem auf morgen verschobenen Medalrace auf dem achten Platz. Kurz vor ihrer zweiten gemeinsamen Olympiateilnahme hatte die Kieler Crew einen neuen persönlichen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt: 33,5 Knoten. Ähnliche Geschwindigkeitsbereiche erreichen nur die Surfer auf ihren IQFoil-Brettern, sogar noch schneller sind lediglich die Kiter.

Zumindest, wenn es um olympisches Segeln geht. Denn ein Video hat erst kürzlich die aktuelle Rangordnung verdeutlicht. Zu sehen ist auf ihrem Instagram-Kanal die italienische Nacra-17-Crew Gigi Ugolini und Maria Giubilei im Foil-Modus beim Training. Spektakulär genug, könnte man meinen. Dann aber kommt von hinten ein silbrig-glänzendes Geschoss angerauscht. Nach einmal Blinzeln ist klar: Der neue AC75 des italienischen America’s-Cup-Syndikats Luna Rossa Prada Pirelli zieht mit einem deutlich höheren Winkel zum Wind und einigen Knoten mehr Bootsspeed in Lee am plötzlich winzig erscheinenden Katamaran vorbei.

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37. America’s Cup: rasend schnell und hochspannend?

In der Videobeschreibung schreibt das Team treffend: “Wenn du denkst, du bist der Schnellste in der Bucht ... du aber in Barcelona bist.” Denn dort läuft aktuell der Countdown zur 37. Ausgabe des wohl prestigeträchtigsten Segelwettbewerbs. In 15 Tagen fällt hier der erste Startschuss zur letzten Vorregatta, bei der die foilenden Monohulls erstmals aufeinandertreffen. Nur wenig später wird es bei der Herausforderer-Serie im Rahmen des Louis Vuitton Cups ernst, wenn es darum geht, den Gegner der neuseeländischen Verteidiger im finalen Cup Match zu ermitteln.

Noch tun sich selbst erfahrene Cup-Experten schwer, zu bestimmen, wer aktuell die Nase vorn hat. Selten gab es derartig diverse Designs, die sich dennoch auf einem ähnlichen Leistungsniveau befinden. Von der voluminösen “Britannia” über die extrem minimalistische und flache “Patriot 2.0” bis hin zur perfektionierten Verteidiger-Yacht der Kiwis wird das komplette Designspektrum abgebildet. Die unterschiedlichen Ausrichtungen könnten allerdings folgerichtig zu Stärken in unterschiedlichen Bedingungen führen. Entscheidend beim Kampf um die Silberkanne dürfte also die beste Revieranalyse sowie zweifellos das beste Segelteam sein.

“Es gibt einfach zu viele gegensätzliche Faktoren, um bei allen Bedingungen das optimale Boot zu haben. Unsere Segler und unser Designteam sind zuversichtlich, dass wir jede potenzielle Sekunde aus unserem Boot über den gesamten Windbereich herausholen können, aber einige Boote werden ihre Sweet-Spots haben, und es geht darum, mehr davon zu haben als der Gegner”, bestätigt auch Ray Davies, zweifacher America’s-Cup-Sieger und Coach beim Emirates Team New Zealand.

Nacra 17: Luna-Rossa-Steuermann will erneut Olympia-Gold

Sollte sein Team auch den kommenden America’s Cup verteidigen, würde das in die Geschichtsbücher eingehen. Die Neuseeländer wären dann das erste Team, das die älteste Trophäe im Segelsport dreimal hintereinander gewinnt.

Unter anderem Luna Rossas Silberpfeil könnte ihnen allerdings einen Strich durch diese Rechnung machen. Nicht nur konnte das Design bisher vor Barcelona überzeugen, sondern auch die Crew schien konkurrenzfähig zu sein. Nicht zuletzt wegen Steuermann Ruggero Tita, der aktuell bei den olympischen Spielen auf Goldkurs liegt – im Nacra 17!


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