Immer mehr gerät auch der Segelsport in den Fokus der Umweltschützer. Dieses Mal geht es nicht um biozidfreies Antifouling oder ein Verbot von Foils. Wobei das Foilverbot sogar schon zur Anwendung beim Sail-GP vor Neuseeland wegen eines Delphins kam. Dieses Mal geht es um Unterwasserlärm.
Forscher der schottischen Heriot-Watt University haben den Lärm, den motorisierte Zuschauerschiffe während des 36. America’s Cup 2021 in Neuseeland verursachten, untersucht. Die Studie schlägt vor, dass bei internationalen Segelveranstaltungen Maßnahmen zur Reduzierung des von ihnen erzeugten Unterwasserlärms ergriffen werden sollten, da dieser die marine Tierwelt stören könnte.
Im Rahmen der Untersuchung fanden Wissenschaftler aus dem Institut für Lebens- und Geowissenschaften heraus, dass der Lärm von großen Flotten von Zuschauerbooten – in einigen Fällen Hunderte von motorisierten Booten – ausreichend laut und langanhaltend war, um möglicherweise Meeressäuger, Fische und wirbellose Tiere zu beeinträchtigen. Diese Tiere nutzen komplexe Hörmechanismen für eine Vielzahl von Zwecken wie Nahrungssuche, Kommunikation, Fortpflanzung, Vermeidung von Raubtieren und Orientierung.
Die Studie analysierte und maß akustische Aufnahmen rund um die Rennstrecken während des 36. America’s Cup im Golf von Hauraki, Neuseeland, im Jahr 2021. Diese Ausgabe des America’s Cup, der bereits seit 1851 ausgetragen wird, lockte fast 300.000 Besucher an.
Die Forschung wurde von Matte Kiefer, einem Honorary Research Fellow an der Heriot-Watt’s School of Energy, Geoscience, Infrastructure and Society, durchgeführt. Laut Kiefer sollte bei der Planung größerer Segelwettbewerbe die mögliche Auswirkung von Unterwasserlärm durch Zuschauerboote berücksichtigt werden, speziell in ökologisch empfindlichen Bereichen.
Er wies darauf hin, dass Unterwasserlärm von motorisierten Schiffen besonders problematisch ist, da Studien gezeigt haben, dass dieser den Stresslevel vieler Meeresbewohner erhöhen und deren Erfolgsraten bei Fortpflanzung, Nahrungssuche und sozialen Interaktionen verringern kann. Lärmbelästigung kann zudem dazu führen, dass einige Arten ihre Heimatgebiete meiden oder verlassen.
Die Forscher fanden heraus, dass während des 36. America’s Cup 10.468 Schiffe an den drei verschiedenen Veranstaltungen teilnahmen, wobei bis zu 1.300 Schiffe pro Tag regelmäßig zu den Rennbahnen und wieder zurück fuhren. Der erhöhte Schallpegel konnte mehrere Kilometer über die Begrenzungen der Rennstrecken hinaus gemessen werden und blieb weit über die Dauer des Rennens hinaus hoch. An einem typischen Renntag war der Schallpegel zwischen 6 und 21 Uhr rund um die Rennstrecke um 5 Dezibel höher als an einem “Kontrolltag”, an dem kein Rennen stattfand. Das ist in etwa mehr als das Dreifache des normalen Schallenergiepegels.
Die von den Veranstaltern ergriffenen Schutzmaßnahmen wie die Begrenzung der Geschwindigkeit der Zuschauerschiffe auf 5 Knoten, um das Risiko eines Zusammenstoßes mit Meeressäugern zu verringern, haben dazu beigetragen, den Unterwasserlärmpegel zu reduzieren, räumen die Forscher ein. Es seien jedoch weitere Verbesserungen erforderlich. Dazu könnte auch die Einrichtung ausgewiesener Bereiche gehören, in denen Zuschauerschiffe aufgefordert werden, sich zu versammeln. Geräte zur Erkennung von Meeressäugern könnten auch verwendet werden, um visuell oder akustisch zu erkennen, wenn sich Tiere in der Nähe von Zuschauern befinden, sodass bewährte Lärmpraktiken übernommen oder überwacht werden könnten. Auch könnte das Publikum aufgefordert werden, die Veranstaltungen von Land aus zu beobachten.
Andere Maßnahmen könnten die Staffelung des Ausfahrens der Schiffe sein, um die Zuschauerflottillen kleiner zu halten, oder Ratschläge an die Zuschauer zur Reduzierung des Lärms ihrer Schiffe zu geben, etwa durch Vermeidung plötzlicher Geschwindigkeitsänderungen und Abschalten von Echolot-Navigationsgeräten, wenn das Boot im Leerlauf ist.