Martin-Sebastian Kreplin
· 12.03.2003
Nach dem America's-Cup-Triumph trennt sich Russell Coutts nicht nur von seiner neuseeländischen Heimat, sondern auch von seiner olympischen Gold-Medaille
Allan Garbutt staunte nicht schlecht, als aus dem kleinen Schweizer Päckchen eine Goldmedaille fiel. "Es ist unglaublich, damit hatte ich nicht gerechnet", sagte der Segellehrer der Otago Boys High School, in der vor rund 30 Jahren auch Coutts die Schulbank drückte.
In der Schule des Ortes Dunedin dokumentieren seit Jahren Fotografien die Karriere des wohl bekanntesten Schülers der Highschool. Nach dem AC-Sieg 2000 kam ein Trikot vom Team New Zealand hinzu. "Nach dem großen Erfolg im diesjährigen AC habe ich Russell lange in den Ohren gelegen, er möge uns doch noch ein weiteres Erinnerungsstück schicken. Aber die Medaille ? das habe ich nicht erwartet", so Garbutt.
Aber warum gibt Russell Coutts seine einzige olympische Medaille her, die er 1984 im Finn-Dinghy so hart erkämpfen musste? Viel scheint Coutts an der Medaille jedenfalls nicht mehr zu liegen, beim Transport mit der Post hätte sie auf dem Weg ans andere Ende der Welt ebenso gut verloren gehen können.
Möglicherweise ist das ein Zeichen dafür, dass Coutts nach dem Sieg für "Alinghi" endgültig seine Neuseeland-Ära abschließt. Dann wäre der Abschied von der Medaille, die er in 1984 in Los Angeles für Neuseeland gewann, nur ein weiterer Schritt weg von der einstigen Heimat.
Verständlich, denn wer möchte in einem Land leben, dessen Einwohner ihren wohl bekanntesten Segler "Vaterlandsverräter" nennen, ihn in Restaurants nicht bedienen und sogar Morddrohungen verschicken? Coutts hat jedenfalls angekündigt, dass er offiziell mit Familie in die Schweiz übersiedelt.