Tatjana Pokorny
· 06.03.2017
Das SVB Team Germany hat beim Last-Minute-Einsatz im Oman Lehrgeld bezahlt. Doch – so Skipper Paul Kohlhoff – habe sich die Investition gelohnt
Vorletzter zu werden, das ist selten lustig. Allerdings in diesem Fall auch kein Beinbruch. Sehr kurzfristig war das junge SVB Team Germany einer Einladung gefolgt, auf eigene Rechnung an der hochkarätig besetzten GC32-Championship im Oman teilzunehmen. Mit wenig Geld und noch weniger Training hatte sich die Mannschaft der Herausforderung in der vergangenen Woche gestellt. Oberstes Ziel: Lernen, lernen und nochmals lernen. Denn das Team um Skipper Paul Kohlhoff vom Kieler Yacht-Club nimmt im Sommer am Red Bull Youth America's Cup teil und nutzt dafür jede Gelegenheit, sich mit den Besten der Zunft zu messen.
Gewonnen hat die Katamaran-Regatta das mitfavorisierte Heimteam Oman Air, für das kein Geringerer als Matchrace-Weltmeister Phil Robertson aus Neuseeland steuerte. Auf Platz zwei segelte America's-Cup-Gewinner Ernesto Bertarelli mit seinem sehr erfahrenen Schweizer Team Alinghi vor dem SAP Extreme Sailing Team, für das in dieser Saison mit Adam Minoprio ein weiterer Matchrace-Weltmeister steuerte. Dass die jungen deutschen Segler sich gegen derart starke Konkurrenz noch nicht würden messen können, war vor dem ersten Startschuss klar. Dass sie aber beispielsweise den seit einem Jahr intensiv trainierenden jungen Briten des Öfteren nahe kamen oder auch schlagen konnten, war einer von vielen kleinen Hinweisen auf das Potenzial der Deutschen, die bislang noch nicht viel miteinander trainieren konnten.
Tag der Entscheidung: Wie die hochkarätige Regattawoche im Oman zu Ende ging und was die Top-Leute zum Abschluss zu sagen hatten
Im Endspurt hat das SVB Team Germany den Abstand zur Spitze im Oman sogar deutlich verringert, die Serie mit einem fünften Rang und Platz zehn insgesamt abgeschlossen. "Wir wollten lernen. Und das haben wir getan", sagt Taktiker Max Kohlhoff, der im olympischen Segelsport Finn-Dinghy segelt. Steuermann und Bruder Paul bereut die kostspielige Reise ebenso wenig wie seine Crew, zu der im Oman außerdem der dritte Bruder Johann, Moritz Burmester und Phillip Kasüske zählten. "Es war genau die richtige Entscheidung", so Kohlhoff, "auch wenn sie ein Loch in die Crew-Kasse gerissen hat. Wir haben jeden Tag Riesenfortschritte gemacht. Am letzten Tag waren wir in Sachen Geschwindigkeit fast da, sehr fix unterwegs und hatten die Defizite auf ein Minimum reduziert. Zwei Rennen mussten abgebrochen werden, als wir auf den Rängen zwei beziehungsweise drei lagen. Wir haben uns nicht mehr versteckt, sondern sind souveräner in die Rennen gegangen. Wir haben selbstbewusste Entscheidungen getroffen und denken, dass wir im Vergleich zu den anderen Jugend-Teams auf jeden Fall konkurrenzfähig sind."
Diese Erfahrung nimmt das SVB Team Germany nun mit in die Saison, in die Trainings und vor allem mit in den Red Bull Youth America's Cup im Juni vor Bermuda. Nach wie vor operiert die Mannschaft trotz neuer Partner mit einem schmalen Budget, sucht weitere Förderer und bereitet sich parallel auf die anstehenden Großaufgaben vor. "Für Bermuda", so Paul Kohlhoff, "werden die Karten neu gemischt. Da geht es auf gestellten Booten zur Sache. Damit werden die Teams im Bereich Material auf Augenhöhe agieren." Sechs Katamarane kommen aus der America's-Cup-Weltserie, zwei weitere wurden eigens für den Red Bull Youth America's Cup noch umgebaut. So stehen acht AC-45-Geschosse zur Verfügung, auf denen in zwei Gruppen à jeweils acht Teams um den Einzug ins Finale der besten acht Jugend-Mannschaften mit Seglern bis maximal 25 Jahren gekämpft wird. Die Qualifikationsrunde für "Pool A" findet am 12. und 13. Juni vor Bermuda statt, die Qualifikationsrunde für "Pool B" am 15. und 16. Juni. Das Finale steigt am 20. und 21. Juni im America's-Cup-Revier.
"Wir möchten uns für das Finale qualifizieren. Das ganz große Ziel sind die Top Vier", sagt Paul Kohlhoff, der sich gleichzeitig keine Illusionen macht. "Viele Jugend-Teams können aufgrund größerer Budgets intensiver trainieren. Manche wie das Team BDA aus Bermuda sind längst vor Ort und geht regelmäßig segeln. Das ist ein Vorteil. Am Ende wird aber auch das grundsätzliche Können der Segler zählen. Mit Blick auf die Auslosung der beiden Gruppen sehe ich für uns erst einmal weder große Nachteile noch besondere Vorteile." Das SVB Team Germany trifft in Pool A auf das schwedische Team Artemis Youth Racing, das Team France Jeune, das Kaijin Team Japan, die Youth Vikings Denmark und das starke Schweizer Team Tilt. In Pool B ringen Bermudas Cup-Nachwuchs, das NZL Sailing Team, die britische Land Rover BAR Academy, das Spanish Impulse Team, das amerikanische Team Next Generation USA und das österreichische Candidate Sailing Team um Punkte und Finaleinzug.
Hier geht es zum Gesamtergebnis der GC32-Meisterschaft im Oman.