YACHT-Redaktion
· 09.02.2023
Der italienische Helm-Hersteller Kask und der amerikanische Cup-Verteidiger Team New Zealand sind eine Partnerschaft eingegangen. Entwickelt wurde angeblich ein spezieller Segler-Helm, der jedoch offenbar ein Snowboard-Modell ist. Wir blicken hinter die Kulissen der Produktion
Es ist nun kein Skandal, dass ein Snowboard-Helm zur Neuentwicklung für Segler stilisiert wird. Oder diese Entwicklung ist noch im Gange und die Segelwelt wird auch in diesem Punkt einmal mehr von den Neuseeländern überrascht. Sei’s drum. Jedenfalls nutzt der Cup-Verteidiger die Kopfschützer des italienischen Herstellers Kask sowohl an Bord als auch für das Landteam und beim Training auf dem Straßenrad. Dieses wird wieder intensiv betrieben, da beim kommenden Cup 2024 erneut Pedalantrieb für die hydraulischen Anlagen an Bord erlaubt ist.
Das Bemerkenswerte an Kask-Helmen ist, dass diese komplett in Italien gefertigt werden und “Made in Italy!” entsprechend der Slogan ist, mit dem Kask punkten will, während die meisten Konkurrenten in China ihre Helme bauen. Die YACHT-Radsportschwester TOUR, die sich dem Rennradfahren widmet, wollte genauer wissen, welches Knowhow sich hinter einem simpel erscheinenden Helm verbirgt. Die Kollegen hatten Ende 2022 die Möglichkeit, bei Kask hinter die Kulissen der Produktion zu blicken. Hier ist ihr Bericht:
Während die Herstellung von Styropor-Helmschale und Außenschale an einem Ort in einer Fabrikhalle in einem Industriegebiet nahe dem Lago d’Iseo bei Bergamo geschieht, findet die Endmontage bis zum fertigen Helm mit Polster und Gurtsystem an einem anderen Standort statt.
Der Prozess ist in drei Schritte aufgeteilt für die drei große Maschinen benötigt werden. An der ersten Station steht ein Kask-Mitarbeiter. Er schnappt sich einen vorgefertigten Kunststoffrohling, gibt diesen in eine Presse und kippt von oben Farbe in eine Form. Anschließend drückt die Maschine die Farbe auf den Rohling, dem noch nicht anzusehen ist, dass er später mal Teil eines Fahrradhelms sein wird. Es verwundert für Außenstehende, dass dieser Produktionsschritt aufgrund seiner Einfachheit von menschlicher Hand ausgeführt wird und noch nicht voll automatisiert ist.
An der zweiten Station ist zunächst nur ein Mensch zu sehen, der zwei große Hebel an einer Maschine bedient. Erst mit einem Perspektivwechsel wird klar, was hier geschieht. Der flache Kunststoffrohling mit der Farbe wird erhitzt und in seine spätere Form gepresst. Dies geschieht mittels einer Rohform der Innenschale des Helms, die von unten in den Plastikrohling gedrückt und wieder herausgezogen wird. Bei einem Blick in ein seitliches Fenster der Maschine wird das Innenleben sichtbar und klar, dass dieser Produktionsschritt für die Fahrradhelm-Außenschale nur wenige Sekunden dauert.
Die Rohform der Helmschale wandert aus der Maschine auf einen Tisch. Ein Kask-Mitarbeiter schneidet mit einem Messer das überschüssige Material ab. Von dort aus geht es weiter zur dritten Station, einem riesigen Glaskasten, in dem ein Roboterarm zum Einsatz kommt. Mit einer Fräse wird das spätere Unter- vom Oberteil der äußeren Helmschale abgetrennt und maßfertig zugeschnitten. Am Oberteil der Fahrradhelmschale fräst der Roboterarm die nötigen Löcher in die Kunststoffdecke der Schale.
Den letzten Feinschliff bekommt die äußere Schale der Kask-Helme von Hand. Eine Mitarbeiterin entfernt mit einer Feile den Grad von der Schale und führt eine Qualitätskontrolle am Produkt durch, ehe die äußere Helmschale fertig ist.
Die Zusammenführung von unterer und oberer Außenschale mit dem Rest des Fahrradhelms erfolgt dann in einer anderen Fabrikhalle, genau wie das Einziehen der Gurte, das hier in dieser Bildergalerie zu sehen ist.
Kask hat sich nicht nur mit Fahrradhelmen oder anderen Sporthelmen einen Namen gemacht. Die Italiener produzieren beispielsweise auch Helme für Rettungs- und Arbeitssicherheit oder den Reitsport. Mal sehen, ob es bald auch einen Segler-Helm gibt und worauf bei dem besonderer Wert gelegt wird.
*Video-Quelle: Kask