America’s CupFavoritensiege zum Halbfinal-Auftakt im Louis Vuitton Cup

Tatjana Pokorny

 · 14.09.2024

Italiens Fans hatten beim Halbfinal-Auftakt allen Grund zum Jubeln
Foto: Ian Roman/America's Cup
Die Halbfinal-Duelle im Louis Vuitton Cup zum 37. America’s Cup haben mit den erwarteten Ergebnissen begonnen: Ineos Britannia ließ Alinghi Red Bull Racing in zwei Rennen keine Chance, auch wenn den Schweizern ein starker Start gelang. Umkämpfter verliefen die Matches zwischen Luna Rossa Prada Pirelli und NNYC American Magic. Unter dem Strich steht es aber in beiden Semifinal-Begegnungen 2:0 für die Favoriten im Kampf um den Einzug ins Finale.

Die Halbfinalduelle in der Herausforderer-Runde zum 37. America’s Cup begannen am 14. September gleich mit Schluckauf für das US-Team NYYC American Magic. Die “Patriot”-Crew zog den einzigen 15-Minuten-Joker, den jedes Team im Halbfinale nur einmal pro Verschiebung eines Rennstarts einsetzen darf. Probleme mit dem Kommunikationssystem und der Wunsch, die schnell erfolgte Reparatur noch zu überprüfen, zwangen Skipper Tom Slingsby und sein Team zu diesem Schritt. Ohne das reibungslos funktionierende System sind die AC75-Foiler kaum zu beherrschen.

“Luna Rossa” reichen sieben Sekunden

Kurz darauf waren die Amerikaner wieder bestens in Form. Sie wollten am Start die linke Kursseite und bekamen sie auch. “Wir sind auf dem falschen Fuß ins Rennen gegangen, hatten keinen guten Start und eine etwas schlechte erste Wende”, räumte nach dem Rennen “Luna Rossa”-Steuermann Francisco Bruni bei seinem sechsten America’s-Cup-Einsatz ein. Das konnte er recht leichten Herzens tun, denn der italienische “Silberpfeil” machte das Rennen trotzdem.

Bewertung

Zunächst aber war es den Amerikanern mit konsequenter Deckungsarbeit gut gelungen, die schnellen Azzurri in Zaum zu halten. In unbeständigen und leichten Winden hatte sich ein spannendes Duell entsponnen. Am zweiten Tor hatte sich die “Patriot”-Crew 20 Sekunden Vorsprung erkämpft, am dritten waren es trotz Dauer-Attacken von “Luna Rossa” immer noch 16 Sekunden. Dann aber fiel “Patriot” einmal kurz von den Foils. Die italienischen America’s-Cup-Jäger nutzten die Chance zum Aufholen. Am vierten Tor war der US-Vorsprung auf vier Sekunden zusammengeschmolzen.

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Der Führungswechsel erfolgte nur kurze Zeit später. Bis zum fünften Tor bauten die Co-Piloten Jimmy Spithill und Francesco Bruni mit ihrer Crew den Vorsprung von “Luna Rossa” nun ihrerseits auf 22 Sekunden aus. Im Endspurt auf dem sechsten Kursabschnitt erhöhte American Magic noch einmal den Druck, kam wieder bis auf rund 130 Meter an “Luna Rossa” heran. Im Ziel fehlten “Patriots” Co-Piloten Tom Slingsby und Lucas Calabrese, der den verletzten Paul Goodison ersetzt, nur sieben Sekunden auf die italienischen Sieger.

Wir hatten sie schon, aber sie haben es eng gehalten.” Tom Slingsby

Tom Slingsby sagte nach dem Rennen: “Es war heute sehr, sehr löchrig da draußen. Es gab große Unterschiede in den Winkeln. Wir haben sie auf dem letzten Vorwindabschnitt fast wieder gekriegt, doch Hut ab: Sie haben es ins Ziel gebracht.” Anders herum kommentierte “Cecco” Bruni das erste Halbfinalrennen in dieser Herausforderer-Runde zum America’s Cup: “Wir haben auf einen kleinen Fehler ihrerseits gewartet und uns dann auf sie gestürzt. Unser Speed war heute gut, aber wahrscheinlich können wir das sogar noch besser. Wichtig ist, dass unsere Fahrradfahrer nie aufgegeben haben und wir immer genügend Öl hatten.”

Vorwindrakete “Britannia” dominiert

Auch das erste Match in der zweiten Halbfinalbegegnung zwischen Ineos Britannia und Alinghi Red Bull Racing begann mit einem besseren Start der Nicht-Favoriten. Das Schweizer “BoatOne” ging mit guter Geschwindigkeit knapp vor “Britannia” über die Startlinie. “Was für ein schöner Start der Schweizer!”, entfuhr es der britischen TV-Kommentatorin und Doppel-Olympiasiegerin Shirley Robertson.

Bei der ersten Wiederbegegnung mussten die Briten hinter “BotaOne” durchgehen, machten aber weiter Druck. Die Eidgenossen – als Team Alinghi 2003 und 2007 zweimal America’s-Cup-Sieger, bei dieser Edition aber mit neuem Segelteam am Start – rundeten die erste Marke trotzdem mit elf Sekunden Vorsprung. Dass der Führungswechsel auf dem ersten Vorwind-Abschnitt kam, überraschte wenig. “Britannia” hatte schon in den letzten Tagen der Round-Robin-Runde ihren Ruf als Vorwind-Rakete unter den Herausforderern zementiert.

Auch an diesem ersten Halbfinaltag entzauberten die Briten ihre Gegner damit im Eiltempo. Zur Rennhalbzeit hatten sie sich einen Vorsprung von 42 Sekunden auf Alinghi Red Bull Racing ersegelt. Dass “BoatOne” dann noch von den Foils fiel und sich massive Verluste einfing, sorgte im Ziel für einen “Britannia”-Vorsprung von dominanten 2 Minuten und 5 Sekunden.

Kurz von den Foils gefallen

Nicht ganz die Rennverläufe, aber die Ergebnisse wiederholten sich in den jeweils zweiten Matches der Halbfinal-Begegnungen. Im erneuten Aufeinandertreffen von “Patriot” und “Luna Rossa” ging es wieder spannend zu. Das amerikanisch-italienische Foiler-Duell servierte klassisch-packenden Matchrace-Sport. Man merkte beiden Crews aber auch an, dass sie in den unbeständigen flauen Winden längere Schläge, mehr Präzision beim Treffen der Anlegelinien und möglichst wenige Manöver bevorzugten.

Bei der ersten Annäherung ans Leetor aber fiel “Patriot” in der letzten Halse trotzdem kurz von den Foils. Mehr brauchte es für die schnelle “Luna Rossa” nicht: Die Italiener schlossen auf, übernahmen die Führung auf dem zweiten Amwind-Abschnitt und gaben sie nicht mehr her. Trotzdem war es sehenswert, wie die “Patriot”-Crew bis ins Ziel nicht aufhörte zu attackieren und zu kämpfen. Ihre 18 Sekunden Rückstand klangen nach mehr als das, was sie auf dem Kurs gezeigt hatten.

Die zweite Begegnung zwischen Ineos Britannia und Alinghi Red Bull Racing, die in den flauen Winden nach kurzer Startverschiebung beide mit ihren größten Vorsegeln unterwegs waren, konnte nicht an diese Spannung anknüpfen. Die Eidgenossen fielen bereits in der Vorstartphase von den Foils und kassierten zwei Vorstadt-Penalties. Von diesem Rückschlag erholten sie sich nicht mehr. Im Ziel trennten Briten und Schweizer 1 Minute und 39 Sekunden.

Es ist noch nicht vorbei.” Maxime Bachelin

2:0 stand es am Samstagabend in beiden Halbfinal-Begegnungen. In beiden Duellen haben die Favoriten den Bug vorne. Ob es so weitergeht, werden die Rennen 3 und 4 am Sonntag (15. September) ab 14.10 Uhr zeigen. Hier geht es zur Live-Übertragung im America’s-Cup-Kanal bei YouTube. Setzen die Favoriten ihre Siegserien fort, könnte die eine oder andere Halbfinal-Begegnung bereits am Montag zu Ende gehen.

Die Halbfinal-Duelle im Replay

Louis Vuitton Cup, Halbfinale, Luna Rossa Prada Pirelli vs. NYYC American Magic, Rennen 1

Louis Vuitton Cup, Halbfinale, Ineos Britannia vs. Alinghi Red Bull Racing, Rennen 1

Louis Vuitton Cup, Halbfinale, Luna Rossa Prada Pirelli vs. NYYC American Magic, Rennen 2

Louis Vuitton Cup, Halbfinale, Ineos Britannia vs. Alinghi Red Bull Racing, Rennen 2

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