American Magic und NYYC nach Scheidung wiedervereintAmerikaner bereit für den nächsten Cup-Angriff

Tatjana Pokorny

 · 08.01.2022

American Magic und NYYC nach Scheidung wiedervereint: Amerikaner bereit für den nächsten Cup-AngriffFoto: American Magic/Dylan Clarke
Hoch geflogen und tief gefallen: Im 36. America's Cup lief es in Neuseeland nicht rund für das amerikanische Team. Trotzdem haben sich der New York Yacht Club und der Rennstall American Magic nun wieder zum Griff nach der wichtigsten Trophäe des Segelsports zusammengerauft

Die goldenen Zeiten der Rekordsieger und ihres „Mr. America’s Cup“ Dennis Conner liegen eine Weile zurück. Mit vereinten Kräften soll nun das Comeback gelingen

Der 1844 gegründete New York Yacht Club (NYYC) und das Team American Magic haben sich wieder zusammengerauft. Nach dem frühen Ausscheiden in der Herausfordererrunde zum 36. America's Cup Anfang 2021 und der Trennung waren der berühmte Segelverein und der US-Segelrennstall zunächst getrennte Wege gegangen. Alles hatte darauf hingedeutet, dass sich die Cup-Rekordsieger vom New York Yacht Club eher in Richtung des neuen US-Teams Stars & Stripes orientieren und American Magic sich einen neuen Club-Partner suchen würde. Angebote dafür hatte es von einigen namhaften amerikanischen Vereinen gegeben. Die Trennung von NYYC und American Magic hatte aber innerhalb des Clubs für Aufruhr gesorgt. Nun ist seit wenigen Wochen der ehemalige Vize-Commodore Paul M. Zabetakis zum neuen Commodore des New York Yacht Clubs aufgestiegen. Er hat die Wogen offenbar glätten können und die Weichen neu gestellt. Die Wiederveinigung von NYYC und American Magic verkündeten sowohl der Verein als auch der Rennstall nun ganz offiziell und mit einigem Stolz.

  Ehrgeizig in den 36. America's Cup gestartet, aber schon in der Herausfordererunde ausgeschieden: die amerikanische "Patriot"-CrewFoto: SEBASTIAN SLAYTER / AMERICAN MAGIC
Ehrgeizig in den 36. America's Cup gestartet, aber schon in der Herausfordererunde ausgeschieden: die amerikanische "Patriot"-Crew

"Da ist noch eine Rechnung offen"

Das Team ließ wissen: „Wir beabsichtigen, am 37. America’s Cup teilzunehmen und sind hungrig und hochmotiviert, auf dem Wasser und an Land das innovativste Team zu sein.“ Weiter hieß es in einer Presseverlautbarung: „Wir sind stolz darauf, wie unser Team im 36. America’s Cup wieder aufgestanden und zurückgekommen ist. Aber da ist noch eine Rechnung offen, und wir sind entschlossen, so in Technologie, Design, Innovation und Talent zu investieren, dass wir in die bestmögliche Position kommen, um den America’s Cup nach Hause zu bringen.“ NYYC-Mitglieder hatten die Trophäe bei der Premiere 1851 mit dem Schoner "America" in einem Rennen um die britische Isle of Wight gewonnen, sie daheim nach dem Namen ihres Siegerbootes in "America's Cup" umbenannt und später die bis heute gültige Cup-Stiftungsurkunde kreiert. 25 Male gelang den Amerikanern die Verteidigung, bevor sie die "bodenlose Kanne" 1983 an Australien verloren. Seitdem hat der NYYC bis einschließlich 36. Cup-Auflage vier weitere Herausforderungen auf den Weg gebracht, blieb jedoch erfolglos.

Vielen Cup-Fans ist die spektakuläre Kenterung der amerikanischen Cup-Yacht "Patriot" im 36. America’s Cup vor Auckland noch in lebendiger Erinnerung. Da war es der neuseeländische Steuermann Dean Barker, der die Einwände seines britischen Flügeltrimmers Paul Goodison in den Wind schlug und nach Rundung einer Marke ein zu gewagtes Manöver riskierte, in dessen Folge "Patriot" kenterte – und mit dem Boot wohl auch Barkers Zukunft als Steuermann für die Amerikaner. Hier geht es zum Video-Clip von der "Patriot"-Kenterung (bitte anklicken!).

  Das Camp der Amerikaner im 36. America's Cup in AucklandFoto: American Magic/Sailing Energy
Das Camp der Amerikaner im 36. America's Cup in Auckland
  Mit "Patriot" war auch der Stolz der Amerikaner im 36. America's Cup gekentert Studio Borlenghi Foto: COR 36
Mit "Patriot" war auch der Stolz der Amerikaner im 36. America's Cup gekentert Studio Borlenghi

Es scheint nur folgerichtig, dass der dreimalige Mottenweltmeister und Laser-Olympiasieger Paul Goodison nun die Rolle als Skipper und Steuermann für die Amerikaner übernehmen soll. Er zählt zu den besten Seglern der Welt, hat nach seinem Einsatz 2017 für das schwedische America’s-Cup-Team Artemis im 35. America’s Cup, Gastspielen für Sir Ben Ainslies britisches Team im SailGP, einem spektakulären Sieg beim SSL Finale vor Nassau 2017 an der Seite von Frithjof Kleen (siehe Kleen-Porträt in YACHT 2/2022) und der Erfahrung mit American Magic im 36. America’s Cup die notwendige Expertise für die Führungsposition gesammelt.

Noch unklar ist, ob Terry Hutchinson als CEO bleibt. Darüber hinaus hält sich hartnäckig das Gerücht, dass auch Tom Slingsby womöglich noch zu den Amerikanern stoßen wird. Der gerade erst zum Weltsegler des Jahres 2021 gekürte Ausnahmesportler soll neben seinem australischen Pass auch einen amerikanischen – möglicherweise via Green Card – halten. Paul Goodison dagegen ist laut Reglement als Brite deshalb zum Segeln für die Amerikaner qualifiziert, weil er schon bei der letzten Auflage Teammitglied war.

  Beherrscht sein Metier meisterlich: der britische Olympiasieger und dreimalige Motten-Weltmeister Paul GoodisonFoto: Javier Salinas for SailGP
Beherrscht sein Metier meisterlich: der britische Olympiasieger und dreimalige Motten-Weltmeister Paul Goodison

"Der America's Cup bleibt der höchste Gipfel im Segelsport"

Doug DeVos, vermögender 58-jähriger amerikanischer Geschäftsmann, leidenschaftlicher Regattasegler, engagierter TP52-Eigner und Steuermann sowie Teamchef von American Magic, sagte: „Wir sind glücklich, bei unserem Streben danach, den America’s Cup seinen ursprünglichen Champions zurückzubringen, den New York Yacht Club als längsten Treuhänder des America’s Cup und als unseren wertgeschätzten Partner im 36. America’s Cup erneut zu repräsentieren.“ Hap Fauth, neben Doug DeVos zweiter Teamchef von American Magic, ergänzte: „Wir beabsichtigen, am 37. America’s Cup teilzunehmen. Wir sind hungrig und hochmotiviert, auf dem Wasser und an Land das innovativste Team zu sein.“

Auch der neue Commodore des NYYC ließ sich einen Kommentar nicht nehmen: „Der America’s Cup bleibt der höchste Gipfel im Segelsport und eine der schwierigsten Herausforderungen der Sportwelt. Die Lehrstunden unserer früheren Kampagne werden in Kombination mit den physischen und intellektuellen Möglichkeiten und der Verpflichtung zu mehreren Zyklen sichern, dass wir mit einer starken Chance in die Herausforderung einsteigen, den ultimativen Preis im Segelsport gewinnen zu können."

Wo der 37. America's Cup im Jahr 2024 ausgetragen wird, ist immer noch unklar. Das Revier soll nach zwei Verschiebungen der Ankündigung nun bis Ende März dieses Jahres bekanntgegeben werden.