America's CupZweikampf

Carsten Kemmling

 · 21.10.2003

Valencia und Lissabon haben die besten Chancen, America's-Cup-Ausrichter zu werden

Etwa einen Monat vor der Bekanntgabe des America's-Cup-Austragungsortes gibt es zahlreiche Spekulationen über den möglichen Gewinner.

Die größte Schweizer Tageszeitung "La Tribune" veröffentlichte gestern eine eigene Bewertung der vier Bewerberstädte und sieht demnach die besten Chancen bei Lissabon. Valencia könne man zwar noch nicht abschreiben, aber Neapel und Marseille seien fast schon aus dem Rennen.

Die italienische Zeitung "La Citta di Salerno", die sich auf interne Informationen beruft, sieht dagegen Valencia vorn. Sie ist sich jedenfalls sicher, dass Neapel keine Chance mehr hat und titelte: "Napoli, addio Coppa America".

Auch der französische ultrarechte Skandal-Politiker Jean-Marie Le Pen weiß offenbar mehr als der Rest der Welt. Er äußerte vergangene Woche im Rahmen seines Wahlkampfes für die Präsidentschaft der Region Provence-Alpes- Côte d'Azur : "Marseille hat jetzt schon verloren. Diejenigen, die den Cup als Sprungbrett für ihre Wahlkampagne nutzen wollen, werden enttäuscht sein. Marseille war nie so ein offener Welthafen wie die spanischen und portugiesischen." Le Pen werden gute Chancen eingeräumt, die Präsidentschaftswahl im Frühjahr zu gewinnen.

Mit eingeschränkter Akzeptanz bei den Politikern muss sich auch Valencia herumschlagen. Laut der Schweizer Tageszeitung "Le Temps" wird die spanische Bewerbung zwar von der konservativen Regierungspartei Partido Popular mit Premierminister José Maria Aznar unterstützt, die Opposition kämpft allerdings dagegen. Nicht gegen die Bewerbung als solche, sondern gegen die beschleunigte Umsetzung eines Plans zur Errichtung von Wasserkraftwerken am Ebro. Die Elektrizität soll wichtig sein, um die Anforderungen des America's-Cup-Managements zu erfüllen. Viele spanische Wissenschaftler, Akademiker und Politiker versuchen aber massiv das Projekt zu stoppen.

Lissabon und Neapel sollen dagegen uneingeschränkt Opposition und Regierungspartei auf ihrer Seite haben. Ihre Politiker sind beeindruckt von den Zahlen, die die Projektleiter vorlegten. Die Portugiesen erwarten zwischen 2004 und 2007 für die Region zusätzliche Einnahmen von mindestens 1,5 Milliarden Euro. Dagegen soll die Fußball Europameisterschaft 2004 in Portugal nur 850 Millionen Euro bringen.

Außerdem erhofft sich Lissabon bis 2007 12.000 bis 15.000 neue Jobs. Valencia rechnet mit 10.000 Arbeitsplätzen und einer Finanzspritze von 1 Milliarde Euro, die Franzosen glauben an 6.000 Jobs und 1,5 Milliarden Euro.

Die endgültige Entscheidung des America's-Cup-Managements wird im Laufe des Novembers erwartet, spätestens am 15. Dezember.