America’s CupZum Foil-Crash fehlten Zentimeter, Kiwis dominant

Tatjana Pokorny

 · 13.10.2024

Hier wäre es in der Vorstartphase von Rennen 3 fast zum Foil-Crash gekommen, bevor die beiden Boote wieder auseinanderstoben. Den Penalty kassierten die Briten
Foto: Ian Roman/America's Cup
Der Kampf um den America’s Cup blieb auch am zweiten Tag vorerst eine einseitige Angelegenheit. Neuseelands Verteidiger gingen im Duell mit Sir Ben Ainslies Team Ineos Britannia 3:0 in Führung. War es das schon von den Briten oder kommt da noch was? In Barcelona demonstrierte Ainslie Optimismus.

Ein Penalty stand am Sonntag im Mittelpunkt des Renngeschehens auf dem America’s-Cup-Kurs vor Barcelona. Das Emirates Team New Zealand gewann das dritte Rennen nach einer blitzschnell und smart provozierten Strafe gegen die Briten in der Vorstartphase. Was war in der Startbox passiert?

“Britannia” segelte bei etwa 27 Knoten Speed ohne Wegerecht auf der linken Seite der Startbox. “Taihoro” kam mit gut 24 Knoten und Wegerecht von rechts auf “Britannia” zu. Alles lief auf einen klassischen Dialdown hinaus. Die Kiwis erreichten schnell 27 Knoten. “Britannia” schaffte es nicht, “Taihoro” vor dem Bug zu passieren und war somit ausweichpflichtig.

Ein sehr enger Dialdown

Es kam zu einem sehr engen Dialdown. Ben Ainslie sprach am Abend davon, dass “nur Zentimeter zwischen den beiden Foils” lagen. Die Schiedsrichter entschieden in diesem Fall, dass “Britannia” ihrer Ausweichpflicht nicht genügend nachgekommen sei. Man sieht im Replay des Rennen, dass beide Boote kurz nach dem Dialdown zwar wieder auseinanderstreben, doch das kam für die Unparteiischen auf dem Cup-Kurs offensichtlich zu spät.

Ben Ainslie reflektierte die Bestrafung gegen sein Team am Abend in Barcelona detaillierter: “Der Penalty war eine harte Entscheidung. Es war offensichtlich eine Backbord-/Steuerbord-Vorfahrtssituation im Dialdown. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns freigehalten haben. Aber die Schiedsrichter haben es anders gesehen und wir haben Zuschlag erhalten.”

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Weiter sagte der starke Matchracer Ben Ainslie: “Ich habe mir die Szene mit unserem Matchrace-Coach Ian Williams nach dem Rennen angesehen. Ich meine, es ist 50:50, aber nicht ähnlich wie die Entscheidung im Duell mit Alinghi im Louis-Vuitton-Cup-Halbfinale. Und das war eine grüne Flagge.” Die hätte sich der 47-jährige CEO, Skipper und Steuermann von Ineos Britannia auch in diesem Fall gewünscht.

Kiwi-Studien zahlen sich aus

Stattdessen sahen die Kiwis gut aus. Dabei hatten sich die Vorstarts in den Round-Robin-Rennen, an denen die neuseeländischen Verteidiger im Louis Vuitton Cup noch hatten teilnehmen dürfen, noch eher als minimale Schwäche der Crew um Peter Burling und Nathan Outteridge ausmachen lassen. Davon war an diesem Sonntag in der Barcelona-Arena nichts mehr zu sehen. Es waren nun die offensichtlich erstarkten Kiwis, die ihre Hausaufgaben gründlich gemacht hatten und Ben Ainslie und seinen Co-Piloten Dylan Fletcher in der bisherigen britischen Paradedisziplin vorführen konnten.

“Wir haben sie definitiv studiert, haben uns sehr genau angesehen, wie sie sich vorbereiten, wie sie sich aufstellen. Heute ging es darum, eine Chance zu nutzen, als sie sich uns bot, und sie in einen Rennsieg umzumünzen”, sagte “Taihoro”-Co-Pilot und 49er-Olympiasieger Nathan Outterdige zum gelungenen Schachzug. Und weiter: “Wir haben uns vorgenommen, dass wir solche Gelegenheiten zur Kontrolle der so wichtigen Starts wahrnehmen wollen, wenn sie sich uns bieten. Es ist ja recht offensichtlich, dass sich die Boote ziemlich ebenbürtig sind.”

Unter den Beobachtern hält sich in Barcelona hartnäckig die Frage, was passiert wäre, wenn vielleicht die Briten den besseren Start erwischt hätten? Nach wie vor beharren sowohl die Kiwis als auch die Briten in Einzelgesprächen darauf, dass das Speedpotenzial ihrer Boote nicht so weit auseinanderliegt. Auf dem Kurs sah es auch am Sonntag anders aus. Die Kiwis dominierten das Rennen, brachten ihren Start-Ziel-Sieg eindrucksvoll kontrolliert, mit makellosen Manöver und immer wieder herausragenden Positionieren ins Ziel, als sei es Parkspaziergang gewesen.

“Taihoro” dominiert America’s-Cup-Duell

Knapp 700 Meter und 52 Sekunden, also fast eine Minute, betrug “Taihoros” Vorsprung im Ziel. Auch Ben Ainslie erkannte die starke Leistung der Neuseeländer an, sagte: “Sie haben gut verteidigt und eine gute Leistung hingelegt. Sie waren nach dem Start vergleichbar mit uns unterwegs. Danach waren es die feinen Unterschiede, seien es die besseren Manöver oder das Finden von mehr Druck, um besser über den Kurs zu kommen.”

Ich glaube nach wie vor, dass es eng ist.” Sir Ben Ainslie

Was er seinem Team beim Stand von 0:3 am Abend sagen wolle? “Ich glaube, es ist wahrscheinlich an der Zeit für einen Neustart in Bezug darauf, wie wir gesegelt haben, wie wir das Segeln angehen, wie wir mehr Leistungsvermögen im Boot finden. Wir wussten immer, dass das hier der ultimative Kampf wird. Und das ist er nun. Ich glaube, dass wir – wenn wir am Start vorne sind – sie auch hinter uns lassen und ihnen einige Rennen abnehmen können.”

Das werden die Briten am Nachsitzmontag zeigen wollen. Das am Sonntag in zu leichten Winden nicht mehr ausgetragene Rennen 4 wird am 13. Oktober ab 14.10 Uhr nachgeholt, bevor am Dienstag ein Ruhetag greift. Die Live-Übertragung beginnt am Montag wie gewohnt um 14 Uhr. Das 37. Match um den America's Cup gewinnt das Team, das zuerst sieben Siege holt. Sollte es mit dem glatten Durchmarsch der Kiwis weitergehen, könnte dieses Duell um die wichtigste Silberkanne des Segelsports bereits am Freitag zu Ende gehen.

DER PENALTY! Hier spektakulär von der “Britannia”-Heckkamera aufgezeichnet:

Das 37. Match um den America’s Cup, Rennen 3:

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