America's Cup"Wir müssen uns nicht verstecken"

Tatjana Pokorny

 · 21.05.2017

America's Cup: "Wir müssen uns nicht verstecken"Foto: Gilles Martin-Raget/americascup.com
Beim Red Bull Youth America's Cup ist auch ein deutsches Team am Start

Beim großen Cup spielt Deutschland nicht mit, aber beim kleinen: Das SVB Team Germany will im Red Bull Youth America's Cup für den deutschen Segelsport werben

Sie stehen vielleicht noch nicht ganz da, wo einige andere der Top-Nachwuchs-Teams stehen. Aber sie sind viel weiter gekommen als gedacht und haben nun große Pläne für den Red Bull Youth America's Cup: Das SVB Team Germany vertritt die deutschen Farben bei der zweiten Auflage des Jugend-America's-Cup für Segler im Alter von 18 bis 24 Jahren. Skipper Max Kohlhoff, Steuermann Paul Kohlhoff, der dritte Bruder Johann Kohlhoff (alle Kieler Yacht-Club), Finn-Steuermann Phillip Kasüke (Verein Seglerhaus am Wannsee), die Trimmer Moritz Burmester (Seglervereinigung Itzehoe) und Magnus Simon (Mühlenberger Segel-Club) sowie Freddie Eichhorst (Potsdamer Yacht-Club) bilden das siebenköpfige Segel-Team. Im Einsatz sind jeweils sechs Segler. Als Coach ist der erfahrene Brite Mark Bulkeley dabei. Ausgetragen wird der Red Bull Youth America's Cup auf Highperformance-Katamaranen der AC45-F-Klasse, also jenen Booten, auf denen die America's-Cup-Teams zuvor zwei Jahre lang die Regatten ihrer Weltserie ausgesegelt hatten.

Die Direktoren und prominente Segler wie Cup-Verteidiger Jimmy Spithill erklären die Faszination Red Bull Youth America's Cup

Der Trailer, den das Team bereits Ende 2016 gedreht hat, bietet Einblicke ins Foiling-Training der Mannschaft

Sieben der insgesamt zwölf qualifizierten Jugend-Teams werden auf Bermuda direkt von den America's-Cup-Teams aus ihren jeweiligen Ländern betreut. Die Titelverteidiger vom Oracle Team USA stehen mit den Mannschaften Next Generation USA und Team BDA aus Bermuda gleich zwei jungen Mannschaften als Paten bei. Diesen Vorteil genießen weder das deutsche Team noch die Mannschaften aus Dänemark (Youth Vikings Denmark), aus der Schweiz (Team Tilt), aus Spanien (Spanish Impulse Team) und aus Österreich (Candidate Sailing Team). Doch immerhin eine Woche lang wird das deutsche Team vor Ort einen der AC45-F-Katamarane im Training segeln können, bevor der Red Bull Youth America's Cup am 12. Juni mit der zweitägigen Qualifikationsrunde für die Gruppe B beginnt. Das SVB Team Germany ist bei der Auslosung in Gruppe A gelandet und startet am 15. Juni in die zweitägige Qualifikation der Gruppe A. Das ist auch deshalb angenehm, weil das Segelzeitfenster für die Gruppe A mit 19 bis 21 Uhr deutscher Zeit früher angesetzt ist als das der Gruppe B (22 bis 24 Uhr).

DIE QUALIFIKATIONSGRUPPEN

GRUPPE A

Artemis Youth Racing (Schweden)

Team France Jeune (Frankreich)

Kaijin Team Japan (Japan)

Youth Vikings Denmark (Dänemark)

Team Tilt (Schweiz)

SVB Team Germany (Deutschland)

GRUPPE B

Team BDA (Bermuda)

NZL Sailing Team (Neuseeland)

Land Rover BAR Academy (Großbritannien)

Spanish Impulse Team (Spanien)

Next Generation USA (Amerika)

Candidate Sailing Team (Österreich)

DER ZEITPLAN

Qualifikationsrunde Gruppe B: 12. und 13. Juni, jeweils 22 bis 24 Uhr dt. Zeit

Qualifikationsrunde Gruppe A: 15. und 16. Juni, jeweils 19 bis 21 Uhr dt. Zeit

Finale Top 8 (beste 4 Teams aus jeder Vorrundengruppe): 20. und 21. Juni, jeweils 19 bis 20.30 Uhr dt. Zeit

Das Ziel des SVB Team Germany ist klar gesteckt. Steuermann Paul Kohlhoff sagt: "Wir wollen ins Finale und glauben, dass wir das schaffen können. Wir müssen uns vor niemandem verstecken. Klar, mehr Geld hilft immer und eine Notspritze könnten wir noch gebrauchen, aber wir haben mit SVB und Flightright zwei starke Partner und auch sonst sehr viel Unterstützung aus unserem Umfeld, von den Familien, Freunden und Clubs erfahren."

  So könnte der AC 45 F von SVB Team Germany aussehen, wenn die Mannschaft am 15. Juni im Red Bull Youth America's Cup durchstartetFoto: YACHT
So könnte der AC 45 F von SVB Team Germany aussehen, wenn die Mannschaft am 15. Juni im Red Bull Youth America's Cup durchstartet

Nach dem Team-Namensgeber SVB, einem Spezialversand für Yacht- und Bootszubehör, war das Unternehmen Flightright als zweiter Partner zum jungen deutschen Team ins Boot gestiegen. Weil Flightright-Gründer Philipp Kadelbach (Verein Seglerhaus am Wannsee) das Thema Segeln als Sprößling einer bekannten Berliner Segel-Familie am Herzen liegt, hatte er zugunsten des Engagements entschieden: "Wenn ein so dynamisches Team wie die Jungs vom SVB Team Germany in Bermuda mit Flightright-Unternehmenslogo auf der stolzen Brust gewinnen, ist das auch für uns ein Mega-Gewinn und macht uns bekannter. Es bringt das Thema der Fluggastrechte mehr Menschen näher."

Kadelbach begrüßt vor allem das Ziel der Mannschaftsmitglieder, die mit der Teilnahme am Red Bull Youth America's Cup einen Schritt in Richtung Profikarriere wagen und mit dem Foilen auf Katamaranen dafür sorgen wollen, dass Deutschland wieder Anschluss als Top-Segelnation bekommt. Segel-Bundesliga-Steuermann Kadelbach erklärt: "Das junge Start-Up Flightright versteht sich als Pionier des Legal Tech und revolutionierte die Anwaltsbranche. Es hilft jedem Fluggast, zu seinem Recht zu kommen. Genau wie Flightright revolutionierte die Foiling-Technologie den Segelsport. Es ist ein schneller und harter Extremsport. Das Next Generation Team Germany will bei dieser Revolution eine aktive Rolle spielen. Wie überall im Sport ist das Thema Finanzierung ein Hindernis. Sponsoren sind wichtig. Flightright möchte die Nachwuchssportler bei ihren ambitionierten sportlichen Zielen unterstützen."

  Erfolgshungrig und hoffnungsfroh: das SVB Team GermanyFoto: Felix Diemer Photography.com/SVB Team Germany
Erfolgshungrig und hoffnungsfroh: das SVB Team Germany

Rund 75.000 Euro sind allein für die Katamaran-Charter, Meldegelder, Versicherungskosten und Branding zu berappen. Hinzu kommen der logistische Aufwand, Trainingseinsätze, Betreuer-Honorare und einiges mehr. Die Segler selbst verdienen kein Geld mit diesem Einsatz – für sie ist es ein Zukunfts-Investment. Etwa 25 Tage haben sie auf ähnlichen Katamaranen vom Typ GC32 trainieren und an Regatten teilnehmen können. "Vor allem die Teilnahme an der Regatta im Oman hat uns vorangebracht", erklärt Kohlhoff, der zu Beginn des Jahres einige Zeit auf Bermuda verbracht hat und dort mit dem schwedischen Team Artemis gearbeitet hat. Das SVB Team Germany musste auch hart arbeiten, um das Limit von 480 Kilogramm Crew-Gewicht nicht zu überschreiten. Weil damit pro Segler im Schnitt nur 80 Kilogramm erlaubt sind, mussten vor allem die beiden Finn-Segler Kasüske und Kohlhoff einige Kilos lassen.

  Das SVB Team Germany bei der GC32-Meisterschaft im OmanFoto: Jesús Renedo/GC32 Championship 2017
Das SVB Team Germany bei der GC32-Meisterschaft im Oman

Mit Blick auf die physische Fitness sei sein Team aber im Top-Bereich anzusiedeln, so Kohlhoff. Andere Teams dagegen hätten mehr Rennpraxis auf den AC45-F-Katamaranen. Die gelte es bestmöglich auszugleichen. Dabei sollen auch die sieben intensiven Trainingstage im Cup-Revier beitragen. Zu den Top-Favoriten im Kampf um den Sieg im Red Bull Youth America's Cup zählt Kohlhoff die Schweden, die Neuseeländer und das erfahrene Schweizer Team Tilt mit 49er-Steuermann Sébastien Schneiter. Über seine Kontakte auf Bermuda konnte Kohlhoff ein Haus für die gesamte Mannschaft mieten. Es wird die Herzschlagkammer der ehrgeizigen deutschen Mannschaft sein.

Der große Cup-Guide: Im America's-Cup-Spezial in YACHT 12/2017 finden Sie alle Infos und Hintergründe zum Segelevent des Jahres. Ab 24. Mai am Kiosk oder hier digital.