America’s CupVerteidiger dominant, Herausforderer mit Segelfehlern und Pannen

Tatjana Pokorny

 · 24.08.2024

Die Kiwis machen Druck im Duell mit Alinghi Red Bull Racing, die Schweizer parierten gut
Foto: Ricardo Pinto/America's Cup
An Tag drei servierte die letzte Vorregatta zum 37. America’s Cup erneut einige Überraschungen. Die Konstante blieben die neuseeländischen Verteidiger: Das Emirates Team New Zealand holte sich im vierten Rennen den vierten Siegpunkt. Die Herausforderer hatten mehr zu kämpfen. Nur nicht der David im Kampf mit den Goliaths: Das französische Orient Express Racing Team bekam nach der eigenen Aufgabe am Vortag vor dem Endspurt einen Punkt kampflos geschenkt.

Für die Kiwis läuft die dritte und letzte Vorregatta zum 37. America’s Cup bislang wie an der Brotschneidemaschine beim Bäcker. Am dritten der vier Renntage steuerten Peter Burling und Nathan Outteringe “Taihoro” zum vierten Sieg in ihrem vierten Match. Am Samstag ließ das Emirates Team New Zealand seine Muskeln gegen Alinghi Red Bull Racing spielen. Zwar lieferten die Eidgenossen den Neuseeländern eine selbstbewusstes Vorstart-Duell und gingen nahezu gleichauf ins Rennen. Die Neuseeländer jedoch sicherten sich die gewünschte rechte Seite, wie Coach Ray Davies später bestätigte.

“Taihoro” auch in leichten Winden stark

Als die Boote sich in der Kursmitte erstmals wiedertrafen, setzten die Kiwis eine sowohl im Timing als auch in der Positionierung perfekte Wende. Danach ließen sie den Schweizern in ihren Abwinden keine Chance mehr zum Vorbeikommen und bauten ihren Vorsprung im Verlauf des Rennens immer weiter aus. Im Ziel hatte “Taihoro” mehr als einen Kilometer Vorsprung vor Alinghi Red Bull Racings “BoatOne”. “Wir sind mit unserem Boot in allen Windbereichen zufrieden”, sagte Peter Burling nach dem einzigen Lauf seines Teams am Vorschlusstag der America’s-Cup-Vorregatta vor Barcelona.

Der zweimalige Weltsegler des Jahres und das Emirates Team New Zealand haben bis hierhin bei der ersten offiziellen Cup-Regatta mit den neuen AC75-Foilern keine Zweifel an ihrer Souveränität aufkommen lassen. Im Gegenteil: Ihr Spiel wirkt mühelos leicht, und “Taihoro” auch in den bislang leichtesten Winden dieser America’s-Cup-Vorregatta – am Samstag zwischen sieben und elf Knoten – sehr schnell.

Mit vier Siegen in vier Rennen hat das Emirates Team New Zealand sein Finalticket für die Louis Vuitton Preliminary Regatta bereits gelöst. Die Kiwis können nicht mehr schlechter als Zweite werden. Ob sie ihre weiße Weste auch im letzten Rennen vor dem Finale behalten und dem US-Team NYYC American Magic den fünften Siegpunkt in dieser Round-Robin-Runde mit den Verteidigern und fünf Herausforderern abknöpfen können, wird der Endspurt am Sonntag zeigen.

Ruderprobleme auf “Patriot”

Abhängig wird es auch davon sein, ob die Amerikaner mit einem intakten Boot antreten können. Auf “Patriot” hatte sich das Ungemach am Samstag im Tages-Duell gegen das Orient Express Racing Team bereits in der Vorstartphase mit einem lauten Knall angeündigt. Schnell war klar, dass die “Patriot”-Crew den Kontakt zum Ruder verloren hatte. Alles wies auf eine möglicherweise “explodierte” Hebeltechnik des mit dem Elevator ausgestatteten Ruders hin. Das T-Profil am Ruder hilft, das Boot im Flugmodus zu halten.

Das ist frustrierend, weil es ein völlig neues Problem ist. Wir sind hier jetzt sechs Monate gesegelt und hatten das Problem nie.” Tom Slingsby

Die Franzosen starteten solo ins Rennen und nutzten die Chance zu einem Trainingslauf, während die Amerikaner ihre Rennaufgabe bekanntgaben. Balsam auf die Wunden gab es an Regattatag drei zunächst für Sir Ben Ainslie und Ineos Britannia. Nach zwei enttäuschenden Niederlagen in Folge, konnten die Briten gegen Alinghi Red Bull Racing endlich ihren ersten Siegpunkt einheimsen.

Penalties für die Downwind-Rakete “Britannia”

Das Rennen bot ein lange spannendes und umkämpftes Match, das engste bislang. Briten-Coach Rob Wilson sagte zwar, das Team sei “immer noch auf der Suche nach etwas Amwind-Speed”. Auf Downwind-Kursen aber sieht es so aus, als müsse sich “Britannia” vor keinem Boot der aktuellen America’s-Cup-Flotte verstecken. Die britische “Vorwind-Rakete” erreichte die Ziellinie 33 Sekunden vor den Eidgenossen und zauberte den eigenen Coaches und Beobachtern auf dem Begleitboot sichtbare Erleichterung die Gesichter.

Auch Alinghi Red Bull Racings Steuermann Arnaud Psarofaghis war mit dem Rennen nicht ganz unzufrieden: “Der Start war gut. Dann haben wir sie zur Wende gezwungen. Wir haben so hart gepusht wie wir konnten. Doch dann haben sie das Rennen kontrolliert. Wir müssen einfach weiter so schnell wie möglich lernen, bevor es am 29. August los geht.” Ende des Monats schon beginnt in Barcelona die offizielle Herausfordererunde zum 37. America’s Cup. Im Louis Vuitton Cup kämpfen die Herausforderer um das Recht, die Neuseeländer zum Duell um die “Auld Mug” fordern zu dürfen.”

Dem kurzen britischen Höhenflug folgten bei kaum Welle und in leicht abnehmenden Winden ein weiterer Rückschlag. Aus dem potenziell spannenden Match mit dem Luna Rossa Prada Pirelli Team wurde nichts, weil “Britannia” beim Eintauchen in die Startbox die Winzigkeit von 2,4 Meter zu früh dran war. Dafür kassierten sie Penalty Nummer eins. Wenig später überfuhr “Britannia” nach dem Start auch noch die Kursbegrenzung. Dafür gab es Penalty zwei.

Mit goldenem Tipp vom Coach zum Sieg

Während das sehr aktive und flexible Rennmanagement den Kurs auf 1,5 Seemeilen verkürzte, kämpften die Briten, kamen aber nicht mehr an die makellos agierenden Azzurri heran. Im Ziel fehlten “Britannia” satte 46 Sekunden zur Siegerzeit von “Luna Rossa” mit den Co-Piloten Francesco “Cecco” Bruni und Jimmy Spithill.

Wie gefällt Ihnen dieser Artikel?

Bruni freute sich entsprechend und verriet auch einen Schlüssel zum Erfolg: “Wir waren vor dem Rennen nicht sicher, welches Vorsegel wir wählen sollten. Die Wahl war nicht gerade leicht. Wir sind dann mit einer etwas größeren Jib gesegelt, wie Hamish (Red.: Coach Hamish Willcox) es geraten hatte. Wir waren alle sicher, dass er falsch liegt. Aber er lag richtig.”

Die Briten dagegen ärgerten sich über ihren so knappen Vorstart-Patzer mit drastischen Folgen. Co-Steuermann Dylan Fletcher-Scott sagte: “Das ist hart zu schlucken. Wir haben sogar einen technischen Assistenten beim Eintauchen in die Startbox. Wir waren eigentlich sicher, es genau getroffen zu haben. Es war nicht leicht mit dem frühen Penalty und dem falschen Vorsegel.”

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Im Zwischenstand spiegeln sich die Ereignisse des dritten von vier Renntagen vor dem Schlusstag und dem Finale so wieder:

  1. Emirates Team New Zealand: 4 Siege/0 Niederlagen
  2. Luna Rossa Prada Pirelli Team: 3 Siege/1 Niederlage
  3. NYYC American Magic: 2 Siege/2 Niederlagen
  4. Ineos Britannia: 1 Sieg/3 Niederlagen
  5. Alinghi Red Bull Racing: 1 Sieg/3 Niederlagen
  6. Orient Express Racing Team: 1 Sieg/3 Niederlagen

Am Finalsonntag treffen ab 14 Uhr die Kiwis auf die Amerikaner, die Italiener auf die Schweizer und die Franzosen auf die Briten. Nachdem dann jedes der sechs Teams einmal gegen jedes andere angetreten ist, wird abgerechnet: Die beiden Top-Teams bestreiten das Finale ab 15.50 Uhr. LIVE-TIPP: Die Rennen sind via America’s-Cup-Homepage, America’s-Cup-YouTube-Kanal, via America’s-Cup-Facebook-Seite oder bei ServusTV zu verfolgen. Am Samstag war die Übertragungsqualität bei Facebook die beste.

Renntag 3, Rennen 9 – Ineos Britannia vs. Alinghi Red Bull Racing:

Renntag 3, Rennen 10 - NYYC American Magic vs. Orient Express Racing Team:

Renntag 3, Rennen 11 – Luna Rossa Prada Pirelli vs. Ineos Britannia:

Renntag 3, Rennen 12 – Emirates Team New Zealand vs. Alinghi Red Bull Racing:

Meistgelesen in der Rubrik Regatta