Tatjana Pokorny
· 17.02.2015
Die Neuseeländer starten womöglich ohne Skipper Dean Barker in den 35. America's Cup. Als Nachfolger wird der junge Peter Burling gehandelt
Die Gerüchte schwelen seit langem. Doch nun verdichten sie sich. Team New Zealand wird möglicherweise ohne Skipper Dean Barker in den 35. America's Cup starten. Der 42-jährige Skipper und Steuermann der Neuseeländer hatte zuletzt 2013 den ersehnten Cup-Sieg mit den Kiwis verpasst, obwohl sein Team im Duell mit den amerikanischen Verteidigern bereits scheinbar uneinholbar mit 8:1 in Führung lag. Das Jahrhundert-Comeback durch das Oracle Team USA mit Skipper Jimmy Spithill hat möglicherweise schon vor eineinhalb Jahren Barkers Schicksal besiegelt. Der smarte Segler aus gutem Hause konnte die wichtigste Trophäe des internationalen Segelsports in drei Anläufen unter seiner Führung nicht zurückgewinnen.
Team New Zealand dementierte zwar umgehend den Rausschmiss Barkers, schloss ihn allerdings auch nicht aus. Die Mannschaftsleitung wies lediglich auf eine "nicht akkurate Berichterstattung" hin und erklärte, dass die Leistungsanalyse durch alle Bereiche des Teams noch laufe und Entscheidungen erst im Anschluss fallen würden. Die neuseeländische Tageszeitung "New Zealand Herald" allerdings berichtet heute bereits unter der Überschrift "Team NZ feuert Dean Barker als Steuermann" ohne Fragezeichen über die schlagzeilenträchtige Personalie.
Als Nachfolger wird schon seit Monaten der erst 24 Jahre alte neuseeländische Shooting-Star Peter Burling gehandelt. Burling hatte als jüngster 49er-Segler im Alter von 21 Jahren bei den Olympischen Spielen 2012 mit Blair Tuke Silber gewonnen. Zuvor hatte er 2008 als 17-Jähriger im 470er bei den Olympischen Spielen Platz elf im 470er erkämpft, war damit der jüngste Sportler, der je sein Land bei den Spielen vertreten hatte. Ebenfalls als jüngster Starter der Geschichte gewann Burling als 15-Jähriger die 420er-Weltmeisterschaft. In seinem Heimatland der langen weißen Wolke gilt Burling längst als Jahrhundert-Talent. Zuletzt gewann der sympathische große Athlet 2014 die 49er-Weltmeisterschaft 2014 und die Weltmeisterschaft der Motten 2015, gilt als Top-Favorit für die olympische Regatta 2016 vor Rio de Janeiro. Peter Burlings Vater Richard bezeichnete die Berichte über seinen Sohn als "Spekulation" und wies lächelnd darauf hin, dass dieser gerade mit Freunden in Auckland surfen würde.
Parallel zum sich nun immer schneller drehenden Personalkarussell wird in Neuseeland mit Spannung erwartet, mit welcher finanziellen Unterstützung die Regierung ihren Cup-Helden im 35. America's Cup beistehen wird. Im 34. America's Cup hatte Team New Zealand von der Regierung knapp 24 Millionen Euro erhalten. Insider gehen davon aus, dass die Förderung für die nächste Cup-Auflage knapper ausfallen wird. Das bestätigte auch Wirtschaftsentwicklungs-Minister Steven Joyce gegenüber dem "New Zealand Herald".
In einigen Blogs kursierte dazu am Mittwoch das Gerücht, Dean Barker könnte zum italienischen Cup-Team Luna Rossa wechseln. Dafür gab es zunächst allerdings keine Bestätigung. Der Neuseeländer, der seit 1995 im America's Cup aktiv ist, hatte beim Sieg der Kiwis im Jahr 2000 das Steuer im letzten Rennen der gelungenen 5:0-Serie übernommen und war in der Folge zur Nummer eins im Team New Zealand aufgestiegen, nachdem sein Vorgänger Russell Coutts samt Wegbegleitern die Fronten gewechselt und sich vom Schweizer Team Alinghi hatte anwerben lassen. Ein Cup-Sieg in eigener Regie war Barker und seinem Team zwar nie gelungen, sportliche Glanzlichter allerdings immer wieder. Der Generationswechsel mag nun unverzichtbar erscheinen. Der Verzicht auf Barkers Erfahrung allerdings könnte schmerzliche Folgen haben.