Tatjana Pokorny
· 13.02.2010
Gewinnt BMW Oracle heute den America’s Cup oder kann Alinghi zurückschlagen?
Cara a cara. Face to face. Von Angesicht zu Angesicht. So hatten es sich Segler und Fans nach zweieinhalb Jahren zermürbender Gerichtsschlacht herbeigesehnt. Und so steht es auf vielen Plakaten im Cup-Hafen in Valencia. Nun ist er vielleicht gekommen, der Tag der Entscheidung.
Matchpunkt für BMW Oracle Racing. Verteidiger Alinghi liegt vor dem zweiten Duell im 33. Americas Cup 0:1 hinten und steht mit dem Rücken zur Wand. Der nächste Sieg beschert den Amerikanern „ihren“ Americas Cup nach 15 Jahren zurück. Vielleicht schon heute. Einzige Hoffnung im Schweizer Lager: die vorhergesagten sehr leichten Winde. Die Frage des Tages, die so viele Emotionen freisetzt: Können Ernesto Bertarelli und sein Team ihren Rückstand noch egalisieren? Haben sie nach der vernichtenden Niederlage am vergangenen Freitag noch ein As im Ärmel, mit dem niemand rechnet?
Das Wetter zumindest scheint vor dem möglicherweise letzten Showdown der Cup-Giganten am Sonntag auf Schweizer Seite. Flaue Winde um vier Knoten könnten den Katamaran „Alinghi 5“ beflügeln, der vor zwei Tagen im ungleichen Duell gegen den Flügel-Trimaran „USA“ das Bild einer lahmen Ente abgab. „Der heutige Tag bringt uns Hoffnung, die Prgnose ist eher auf der leichten Seite“, sagte Alinghis spanischer Navigator Juan Vila kurz vor Ablegen im Basiscamp der Eidgenossen. „Wir werden sehen, ob wir es besser als am Freitag machen können. Die Stimmung im Team ist jedenfalls gut“, gab Stratege Murray Jones zu Protokoll.
Pünktlich um 10.30 Uhr lief am Sonntagmorgen auch Larry Ellisons 138 Meter lange Luxusyacht „Rising Sun“ aus. Der Start war zu dem Zeitpunkt bereits auf frühestens 12 Uhr verschoben. Eifrig suchten Beobachter mit ihren Ferngläsern die Zuschauerboote der Amerikaner nach möglicherweise „verdächtigen“ Gäste an Bord ab. Zwar war das Duell noch nicht gelaufen, doch die Frage nach dem künftigen „Challenger of Record“ der möglicherweise siegreichen Amerikaner war bereits an diesem Wochenende das zentrale Thema im Cup-Hafen.
Diesen Challenger of Record wählt sich der Sieger im modernen Cup-Zeitalter nach Vorverhandlungen selbst. Üblicherweise sitzen dann Anwälte und Teamvertreter von Sieger und künftigem ersten Herausforderer während des potenziell letzten Rennens gut geschützt vor Einmischung Dritter auf einem Boot und unterschreiben die notwendigen Papiere mit dem Zieldurchgang in der entscheidenden Wettfahrt.
Am genauesten schaute ein italienischer Kollege der Gazzetta dello Sport hin und — machte eine bahnbrechende Entdeckung: Er sah Alessandra Pandarese, die Anwältin des italienischen Teams Mascalzone Latino. Und das, obwohl sich Signora Pandarese sinnigerweise mit BMW Oracle Racing-Mütze, Jacke und Hose gut „verkleidet“ hatte, um nur ja nicht zu früh aufzufallen. Das ging schief und nun scheint zumindest klar, wer im 34. Cup-Zyklus BMW Oracle Racings Verhandlungspartner auf Seiten der Herausforderer sein soll, wenn das US-Team tatsächlich gewinnen kann.
Die Amerikaner legten am Morgen mit ganz besonderen Wünschen ab: „Mr. Americas Cup“ Dennis Conner hatte Larry Ellisons Mannschaft am Wochenende das riesige über 100 Meter lange US-Banner geschickt, dass 1988 bei seinem eigenen Sieg mit dem Katamaran „Stars & Stripes“ im US-Basiscamp in San Diego wehte.