Tatjana Pokorny
· 08.09.2013
Den Verteidigern reichte in Rennen 3 auch ein Penalty nicht zum Stoppen der "Barker Boys". Erst in Rennen vier konnten sie erstmals punkten
Jimmy Spithill hätte am Sonntagmittag in der Bucht von San Francisco vermutlich am liebsten ins Rad gebissen. Da bekam der Steuermann von Cup-Verteidiger Oracle Team USA im dritten Rennen des 34. Match um den America's Cup endlich den ersehnten und hart erfochtenen Penalty gegen die Neuseeländer, doch es reichte noch immer nicht zum ersten Siegpunkt.
Gerade einmal eine Viertelstunde durften die amerikanischen Verteidiger das gute Gefühl des Führenden genießen, bevor die Kiwis am Wind ihre Muskeln spielen ließen, ihr taktisches Können demonstrierten und den Spieß wieder umdrehten. Auf diesem Kreuzkurs egalisierten die Männer um Steuermann Dean Barker einen Rückstand von rund 150 Metern – und gingen mit überragender Geschwindigkeit, besserer Positionierung und makellosen Wenden in Führung. Der Rest des Rennens ist schnell erzählt: Larry Ellisons Elitetruppe hatte in dieser dritten Begegnung keine Chance mehr, die Kiwis noch einmal anzugreifen, konnte auf dem Weg ins Ziel nur folgen. 28 Sekunden trennten den Herausforderer und den Verteidiger im Ziel. Und der Jubel, der nur für die Neuseeländer bestimmt war.
Die Zwischenbilanz von America's-Cup-Sieger und TV-Co-Kommentator Brad Butterworth (Neuseeland) nach drei Rennen: "Die Kiwis haben einfach mehr Power." Als Kommentator Andy Green vermutet, dass "Jimmy schäumen muss", grinst Butterworth und sagt: "Er wollte doch dieses Spiel. Nun ist er mittendrin." Die Beobachter legen sich auch mit Blick auf die Achillesferse im Oracle Team USA fest. Butterworth sagte: "Die Kreuz ist ihre größte Schwäche." Auf die Frage, ob die Amerikaner denn ein Rennen oder gar das Duell um den America's Cup gewinnen könnten, zog Butterworth die Augenbrauen hoch und sagte: "Ja, sie können vielleicht ein Rennen gewinnen. Aber dafür müssen sie ihre Taktik verbessern. Und an ihrer Amwind-Schwäche arbeiten."
Das gelang in Rennen vier bei zunehmenden Winden vorzüglich: Spithill und sein Team gewannen den Start, rundeten die so wichtige erste Marke knapp vor den Kiwis und übernahmen die Kontrolle. Den Amerikanern unterlief zwar noch ein Fehler, der mit einem leichten "Nosedive" bestraft wurde, doch in diesem Rennen geben sie die Führung nicht mehr ab.
Zwar kam es zu spektakulären Wendeduellen und atemberaubenden Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 45,97 Knoten (Oracle Team USA), doch das "Katz-und-Maus Spiel" (O-Ton Barker) ging erstmals zugunsten der Verteidiger aus, die das Ziel zu ihrer größten Erleichterung mit acht Sekunden Vorsprung erreichten. "ich glaube nicht, dass unsere Geschwindigkeit schlecht ist", hatte Spithill vor dieser vierten Begegnung gesagt und sich selbst Recht gegeben. "Ich glaube, dass wir gewinnen können. Wir wollen diesen nächsten Punkt unbedingt." Und sie bekamen ihn. Aufgrund der von der Jury in Folge einer illegalen Bootsmanipulation im Vorfed der Cup-Regatta erteilten Strafe von zwei Minuspunkte liegen die Verteidiger nun nur noch mit -1:3 Punkten zurück. Die Kiwis haben dreimal gewonnen, aber vier Punkte Vorsprung.
"Ich glaube, dass es gut war, dass Team New Zeland diesen Punkt verloren hat", lautete am Ende der Live-Übertragung Brad Butterworths interessante These. "Niederlagen machen dich stärker. Sie (Red.: die Kiwis) werden zurückkommen."