America’s CupSpannung vor dem Showdown im Louis Vuitton Cup – Bruni: “Träumt mit uns!”

Tatjana Pokorny

 · 25.09.2024

Die Finalisten im Louis Vuitton Cup: "Britannia" vs. "Luna Rossa"
Foto: Ian Roman/America's Cup
Die Herausforderer-Runde zum 37. America’s Cup tobt der Entscheidung entgegen. Am 26. September beginnt das Finale um den Louis Vuitton Cup. Mit Ineos Britannia und Luna Rossa Prada Pirelli treffen zwei dem Anschein nach ebenbürtige Teams aufeinander. Beide sind aus guten Gründen sehr hungrig auf den Sieg.

Vier gut aufgelegte Steuermänner standen am Tag vor dem ersten Startschuss zum Finale um den Louis Vuitton Cup bei der großen Pressekongferenz auf Barcelonas Cup-Bühne Rede und Antwort.

Für Ineos Britannia greifen die Co-Piloten Sir Ben Ainslie (4. America’s Cup) und Dylan Fletcher-Scott (1. America’s Cup) mit ihrem Team nach dem Sieg. Und nach dem damit verbundenen Recht, Neuseelands Cup-Verteidiger im 37. Match um den America’s Cup herausfordern zu dürfen. Für Ben Ainslie läuft nach dem legendären Comeback-Cup-Sieg 2013 mit dem Oracle Team USA der dritte Versuch mit eigenem Team unter britischer Flagge.

Es liegt eine brillante und ziemlich brutale Poesie darin, dass sowohl Italien als auch Großbritannien den America’s Cup bislang noch nie gewonnen haben.” Jesse Tuke

Nur der Sieger darf mit den Kiwis um den Cup kämpfen

Für Luna Rossa Prada Pirelli steuern Jimmy Spithill (8. America’s Cup) und Francesco Bruni (6. America’s Cup). Beide Teams – Briten und Italiener – starten hungriger denn je in den Showdown. Beide wollen den America’s Cup erstmals für ihr Land gewinnen. Die Azzurri versuchen es in Regie von Patrizio Bertelli mit dem Team Luna Rossa Prada Pirelli im siebten Anlauf. Doch Einlass ins Cup-Match ab 12. Oktober wird nur dem siegreichen Herausforderer gewährt.

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Das Finale im Louis Vuitton Cup hat einen großen Ruf im internationalen Segelsport. Es zu erreichen, ist für jedes Team eine großartige Leistung. Aber wir wollen mehr.” Ben Ainslie

Ausgetragen wird das Finale im Louis Vuitton Cup im “First to win 7”-Modus. Wer im maximal 13 Duelle andauernden Louis-Vuitton-Cup-Finale zuerst sieben Siegpunkte erringen kann, zieht ins 37. Cup-Match ein. Beide Teams haben zumindest öffentlich versichert, dass sie die anstehende Duellserie als eine Partie auf Augenhöhe betrachten. “Die Teams liegen viel dichter beisammen als in der Vergangenheit. Das kann nur großartiges Racing ergeben”, sagte Jimmy Spithill. Auch Ben Ainslie sagte: “Wir glauben, es sind zwei gleichwertige Teams. Es wird ein fantastisches Finale werden.”

Jedes der beiden Teams steht dem anderen beim Gipfelsturm breitschultrig im Weg. Die Italiener waren brillant in den Louis Vuitton Cup eingestiegen, hatten sich bei der letzten Vorregatta und in der doppelten Round-Robin-Runde als eine starke Kraft gezeigt, mussten aber am Ende der Qualifikation die Briten knapp vorbeiziehen lassen. Im umkämpften Halbfinale gegen NYYC American Magic hatte “Luna Rossa” mehr zu kämpfen: mit den phasenweise sehr starken amerikanischen Gegnern, mit eigenen Fehlern und Bruch an Bord. Die Azzurri setzten sich schließlich mit 5:3 durch.

Ineos Britannia mit größtem Entwicklungssprung

Ein etwas leichteres Spiel hatte zunächst Ineos Britannia im Halbfinale gegen Alinghi Red Bull Racing. Doch auch hier kamen die Schweizer plötzlich in leichten Winden immer besser in Form, forderten die Favoriten. Die Eidgenossen konnten den Briten zwei Siegpunkte abtrotzen, bevor Ben Ainslie, Dylan Fletcher-Scott und ihre Crew die Begegnung mit 5:2 für ihr Team entschieden. Nicht erst seit diesen Wacklern wird den Briten eine leichte Schwäche in flaueren Winden bei ruppigerem Seegang zugeordnet.

Technisch hat der America’s Cup 1851 in britischen Gewässern rund um die Isle of Wight begonnen. Bekanntermaßen haben wir ihn seitdem nicht wiedergesehen. Das ist die Motivation für unser Team.” Ben Ainslie

Der britische “Challenger of Record” hat zuletzt viel Momentum entwickelt. Die Experten sind sich einig, dass Ineos Britannia von der noch wenig überzeugenden Leistung und Platz vier bei der Vorregatta im August bis zum Sieg in der Herausforderer-Qualifikation und darüber hinaus den größten Entwicklungssprung vollzogen hat.

Sogar Gegner Jimmy Spithill sagte: “Die Briten haben einen starken Job gemacht. Sie haben zwischen der Vorregatta und jetzt klar einen großen Schritt nach vorne gemacht. Ich erwarte einen echten Fight. Da werden zwei sehr, sehr ebenbürtige Teams aufeinander treffen. Das ist es, was wir wollen: einen Herausforderer ins Match gegen die Kiwis schicken, der sehr gut vorbereitet ist und den Job zu Ende bringt.”

Wer gewinnt den Louis Vuitton Cup: Briten oder Italiener?

Auch unter den Fans beider Teams steigen Anspannung und Vorfreude. Francesco Bruni sagte in Barcelona: “In Italien ist der America’s Cup ein großer Traum. Wir jagen diesen Traum seit sehr vielen Jahren. Schon, bevor ich geboren wurde. Wir haben jetzt eine Chance und müssen diese Kugel nutzen.” In Richtung Fans sagte Checco Bruni: “Träumt weiter mit uns! Das ist es, was wir brauchen. Wir brauchen die Unterstützung der italienischen Fans. Sie waren immer an unserer Seite. Wir müssen zusammen gewinnen.”

Als entscheidenden Faktor im Kampf um den Louis Vuitton Cup beschrieb “Checco” Bruni die “beste Leistung”. Der siebenmalige Weltmeister sagte bei seinem fünften Einsatz für Luna Rossa Prada Pirelli: “Wenn wir unsere beste Leistung bringen, dann gewinnen wir. Wenn nicht, dann werden wir verlieren. So einfach ist das.”

Das Finale im Louis Vuitton Cup ist etwas Fantastisches! Es gibt dir die Möglichkeit, dich für den America’s Cup zu qualifizieren.” Francesco Bruni

Für den ersten Tag im Finale des Louis Vuitton Cup dürfte es nach der Wetterprognose vom Mittwoch keine allzu großen Sorgen geben. Erwartet werden Winde zwischen 12 und 18 bis 20 Knoten. Kommt es so, steht zwei rasanten und spektakulärem Auftaktrennen am Donnerstag wenig entgegen. Dabei treffen langjährige Weggfährten und Rivalen auf dem Wasser aufeinander, die sich und ihre Stärken wie Schwächen gut kennen.

Langjährige Weggefährten, alte Rivalen

Ben Ainslie erinnert sich: “Checco und ich haben bei den Olympischen Spielen 1996 im Laser gegeneinander gesegelt.” Ainslie gewann damals bei seinen ersten Spielen Silber, bevor er bis 2012 bei den Heimspielen vor Weymouth viermal Gold folgen ließ und zum erfolgreichsten Olympiasegler der Sportgeschichte aufstieg. Francesco Bruni segelte bei Olympia 1996 vor Savannah auf Platz zwölf. “Auch mit Jimmy verbindet mich ein langer Weg im Matchracing, Regatten mit und gegen ihn. Jimmy und Checco sind sehr erfahrene Profis in unserem Sport.”

Ich glaube, dass wir das Zeug haben, den ganzen Weg zu gehen.” Dylan Fletcher-Scott

Neu im Spiel ist Dylan Fletcher-Scott als Co-Pilot von Ben Ainslie. Der 49er-Olympiasieger, dessen ehemaliger Vorschoter Stuart Bithell dem Germany SailGP Team um Erik Heil angehört, bestreitet seine Premiere als Steuermann in einem America’s-Cup-Zyklus. Der 36-Jährige sagte: “Ich bin sehr glücklich, Teil dieses Teams zu sein. Es ist fantastisch zu sehen, wer hier dabei ist, wie viele Olympia-, WM und EM-Medaillen sie gewonnen haben. Es war immer mein Traum, Teil eines britischen Cup-Teams zu sein.”

Forderndes America’s-Cup-Revier

Beide Finalisten waren am Mittwoch noch einmal zum Testen und Warmlaufen auf dem Wasser, bevor am Donnerstag um 14.10 Ihr der Startschuss zum Louis-Vuitton-Finale fällt (hier geht es zur Live-Übertragung). Ben Ainslie erinnerte noch einmal daran: “Das hier ist ein sehr, sehr forderndes Revier. Da ist nicht nur die Windvorhersage, sondern auch die Auswahl von Groß- und Vorsegeln von entscheidender Bedeutung. Die meisten Teams haben vier oder fünf verschiedene Vorsegel, unter denen sie wählen müssen. Das richtig zu entscheiden, ist ziemlich schwierig hier.”

Nicht ganz leicht waren offenbar auch die Verhandlungen hinter den Kulissen darüber, wann genau das Finale im Youth America’s Cup zwischen Italien und dem US-Team ausgetragen werden soll. Ursprünglich war die Idee, es zwischen den beiden ersten Donnerstag-Rennen im Louis-Vuitton-Cup-Finale auszutragen. Nun ist es für den 26. September um 12.20 Uhr und damit vor Beginn des ersten Rennens der großen AC75er angesetzt.

Zum Replay der Pressekonferenz mit den Skippern und Steuermännern der Finalisten im Louis Vuitton Cup:

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