Tatjana Pokorny
· 30.10.2018
Das 36. Cup-Duell steigt zwar erst 2021, doch spannend ist es jetzt schon: Das Wettrüsten im Kampf um das schnellste Boot der neuen Klasse hat längst begonnen
"Die erste Herausforderung wird darin bestehen, das Cup-Boot ins Wasser zu bringen", kommentiert Luna Rossas Teamdirektor und Skipper Max Sirena die aktuelle Testphase seines Teams und die im kommenden Frühjahr anstehenden Taufen der neuen foilenden Cup-Maxis. "Es ist eine neue Klasse, es wird ein ziemlich aufregendes Boot, und wir lassen aktuell viele Simulationen durch die Rechner laufen."
Das gilt nicht nur für den italienischen "Challenger of Record", sondern für alle Herausforderer und die Verteidiger vom Emirates Team New Zealand. Sirena erklärt: "Wir haben unser Basiscamp in Cagliari auf Sardinien und freuen uns schon sehr darauf, das echte Boot in voller Größe auf dem Wasser zu erleben." Diese Boote, sagt American-Magic-Skipper und Teamdirektor Terry Hutchinson, "werden sich bei 17 Knoten aus dem Wasser erheben und danach auf 40 Knoten beschleunigen".
Auch Sir Ben Ainslie vom britischen Ineos Team UK schwärmt vom aktuellen Solent-Training im kleineren Testboot und der Vorstellung vom baldigen Umstieg auf den foilenden Einrumpfer für den America's Cup: "Das ist ein ziemlich unglaubliches Boot!" Die Aufgabe für die bevorstehende Cup-Auflage ist für Ainslie einfach definiert: "Du musst das schnellste Boot haben, um den Cup zu gewinnen. Das ist die Herausforderung!" Zu bauen, bändigen und optimieren gilt es 75 Fuß lange foilende neue Einrumpfer, die aussehen wie eine Kreuzung aus Riesenspinne und Raumgleiter. "Ich freue mich auf das Speed-Potenzial dieser Boote. Es sind Boote, die man so nie zuvor gesehen hat", frohlockt nicht nur Terry Hutchinson etwas weniger als 900 Tage vor Beginn der nächsten Cup-Regatta.
In mehr oder weniger geheimen Fahrten probieren alle Teams bis auf die neuseeländischen Verteidiger aktuell auf ihren jeweils unter zwölf Meter langen Testbooten – mehr Länge erlaubt das Cup-Protokoll nicht – technische Entwicklungen aus. Die Amerikaner tun das seit der offiziellen Vorstellung ihres am 26. Oktober in Newport (Rhode Island) vorgestellten Testbootes, das eine ganz andere Rumpfform aufweist als die stark modifizierte ehemalige Quant 28 der Engländer. Die Briten sind schon seit Juni mit ihrem "T5" im Einsatz. Ainslie und seine Männer waren bei der letzten Cup-Auflage zu spät dran und hatten dafür beim 35. Cup-Kräftemessen vor Bermuda mit Geschwindigkeitsproblemen ihres Katamarans teuer bezahlt. Diesen Fehler hat das Team, das mit einem imposanten Ineos-Budget von rund 126 Millionen Euro potent agieren kann, nicht wiederholt. Wer ab dem erlaubten Datum vom 31. März 2019 als Erster sein Boot in voller Cup-Größe zum Einsatz bringt, wird spannend zu beobachten sein.