YACHT Online
· 26.08.2005
Die deutschen Herausforderer holen gegen Team China ersten Punkt - Ein Crewmitglied muss verletzt geborgen werden
Der erste deutsche Herausforderer in der Geschichte des America’s Cup hat im schwedischen Malmö den ersten Sieg im Rahmen des Louis Vuitton Act 6 eingefahren. Im vierten Rennen der Matchrace-Serie setzte sich das „United Internet Team Germany“ mit einem Vorsprung von sechs Minuten und 32 Sekunden erfolgreich gegen „China Team“ durch.
Dank einer exzellenten Leistung in der Startphase, einer gut gewählten taktischen Linie und den massiven Problemen der Kontrahenten auf dem Kurs konnte die „GER-72“ ihren Erfolg von Valencia gegen das französisch-chinesische Syndikat wiederholen. Überschattet wurde das Ergebnis von einem Unfall nach dem Großsegelbergen, bei dem sich Segler Christian Buck im Mast verletzte.
Den Grundstein für den Erfolg legte der erfahrene Matchracer Jesper Bank in der bislang aggressivsten Startphase der ersten beiden Tage des Louis Vuitton Act 6. Zunächst sah alles nach einer klaren Sache für das französisch-chinesische Syndikat aus, da die „GER-72“ sehr spät in die Startbox eintauchte und fast von der „CHN-69“ am Eintritt gehindert worden wäre.
Doch der dänische Skipper schlüpfte noch im letzten Augenblick auf der linken Seite der Startbox durch und nutzte im Anschluss ein Begleitboot, um den Verfolger abzuschütteln. Im weiteren Verlauf verwickelte Bank den Gegner in ein taktisches Klein-Klein nahe der Startlinie. Mit Erfolg: Kurz vor dem Start war der französische Steuermann Pierre Mas auf Höhe der Startlinie und überquerte diese zu früh.
Diesen Fehler nutzte „United Internet Team Germany“ und setzte sich mit vier bis fünf Bootlängen — dank des notwendigen Zweitstartes ihres Gegners — auf der linken Kursseite ab. Die gewählte Linie erwies sich dann auf der Startkreuz als ideal, da der deutsche Herausforderer im Duell der bis dato sieglosen Teams die günstigeren der vermehrt auftretenden Winddreher nutzen konnte.
Bis zur ersten Luvmarke, die aufgrund der starken Winde (bis zu 20 Knoten) sehr vorsichtig und konservativ gerundet wurde, konnte das Überraschungsteam von Valencia seinen Startvorsprung auf 55 Sekunden ausbauen.
Auf der Vorwindstrecke sorgte „China Team“ dann für angehaltenen Atem auf allen Begleitbooten, als bei einer Halse der Spinnaker aufgrund einer Bö den Americas Cupper auf unglaubliche Weise krängte und der Mast fast auf die Wasserlinie gezogen wurde.
Dadurch geriet das Boot unter chinesischer Flagge kurzzeitig außer Kontrolle, wodurch sich nicht nur der Vorsprung der Deutschen auf komfortable fünf Minuten und 32 Sekunden am Leetor vergrößerte, sondern auch die Vorentscheidung in diesem Rennen fiel.
Nach dem Sieg verblasste die Freude allerdings schneller als sie aufgekommen war. Denn Crew-Mitglied Christian Buck verletzte sich nach dem Bergen des Großsegels. Als der 27-Jährige Rostocker aus dem Mast herunter gelassen wurde, konnte er sich nach einem harten Wellenkontakt des Cuppers nicht mehr halten und wurde gegen den Jumper geschleudert, der dadurch brach.
Buck wurde sofort geborgen und ins Krankenhaus von Lund transportiert, wo er derzeit behandelt wird. Über die Schwere der Verletzungen gab es zunächst keine Informationen.