Mathias Müller
· 01.05.2005
Presse-Reaktionen zur deutschen Teilnahme am 32. America's Cup
Der Hype beginnt. So wollen wir Segler jedenfalls hoffen. Mit der endgültigen Bestätigung der Teilnahme eines deutschen Syndikats beim America's Cup zumindest, ist die Aufmerksamkeit der Medien unserem Sport gegenüber stark gestiegen.
Neben dem Engagement, das künftig die ARD und das ZDF im Segelsport zeigen, wenn sie den America's Cup 2007 in Valencia samt aller vorher stattfindenden Pre-Regatten (Act's) covern, äußerten sich auch die deutschen Tageszeitungen am Wochenende von der deutschen Kampagne begeistert. Quer durch den Blätterwald der Presse wurde das Thema in aller Breite erörtert, das gibt einen Vorgeschmack darauf, was uns in Zukunft hoffentlich noch bevorsteht. Der Segelsport im Aufwind.
"Segel-Sensation" - so feiert die größte deutsche Tageszeitung "Bild" das Zustandekommen der deutschen Kampagne. Und die "Financial Times Deutschland"("FTD"), Wirtschaftszeitung mit Seriösitätsanspruch, titelt auf der zweiten Seite sogar "Das Wunder von Montabaur" und hebt damit vor allem auf den Unternehmer aus Montabaur, Ralph Dommermuth ab, der das Syndikat mit angeblich 25 Millionen Euro unterstützt und infolgedessen dem Team den Namen "United Internet Team Germany" verliehen hat. Die "FTD" spricht gar von dem "Mann, der den Traum nun möglich macht".
"20 Millionen Euro für den großen Segeltraum", überschreibt "Die Welt" ihren Artikel über United Internet Team Germany. Die "Welt am Sonntag" zitiert Finanzier Dommermuth in einem halbseitigen Artikel mit den Worten: "Ich bin Unternehmer, das Sportliche übernehmen andere", und "Ich habe sehr überschaubare Kenntnisse" (als Segler, Anm. d. Red.). Hier wird herausgestellt, dass Dommermuth nicht nur als Segel-Enthusiast ins Scheinwerferlicht tritt, sondern vor allem auch als kalkulierender Geschäftsmann. Man müsse Emotionalität rauslassen, so der Geldgeber, schließlich gehe er mit Geldern von Aktionären um. Und er fühle sich wahrlich nicht als Retter des deutschen Segelsports.
Ein wenig so sehen es jedoch die "Kieler Nachrichten" ("KN"), die dem Thema United Internet Team Germany insgesamt eine ganze Seite widmen. "Dommermuth will auf seinen Internet-Portalen für eigenständige, aktuelle Berichterstattung sorgen. Damit allein erreicht er die Hälfte der deutschen Internet-Nutzer - immerhin bis zu 16 Millionen Menschen." Eine etwas kritische, vielleicht auch eher aufrüttelnde Seite beleuchtet "KN"-Redakteur Ralf Abratis in seinem Kommentar: "Das deutsche Team ist am Start, am Ziel ist es noch lange nicht." Damit spielt er auf die großen organisatorischen Aufgaben an, die nun auf das Team zukommen, wie zum Beispiel, das Zusammenstellen einer schlagkräftigen Segelcrew und das Finden, Bauen, bzw. Ankaufen von einen oder mehreren Trainings- bzw. Wettkampfbooten.
Geradezu schwärmerisch kommentiert Christian Zaschke von der "Süddeutschen Zeitung" ("SZ") das Geschehen. Zwar weist er auf die Gefahr hin, das Geld aus dem Fenster zu werfen bzw. wie er meint, es in eine Loch im Wasser verschwinden zu sehen. Dann jedoch bricht er eine Lanze für das Segeln: "Einen America's-Cupper in voller Fahrt auf dem Meer zu sehen ist ein fantastischer Anblick, 17 Männer arbeiten hart an Bord, und das Ergebnis ist im Idealfall eine wunderbare Leichtigkeit. Da die Deutschen es geschafft haben, eine Kampagne auf die Beine zu stellen, wird man diese Bilder hierzulande künftig häufiger sehen. Wer Segeln mag, kann deshalb recht froh über das Investment des Internet-Millionärs Dommermuth sein, ganz egal, ob es sinnvoll oder rentabel ist, sein Geld in ein Loch im Wasser zu werfen." Die "SZ" widmet dem Thema im Übrigen eine halbe Seite!
FAZ.NET schreibt: " Die Überlegung des deutschen Syndikats, auf eine Teilnahme im übernächsten Monat zu verzichten (beim ersten Act, Anm. d. Red.) und dafür lieber eine Strafgebühr in Kauf zu nehmen, könnte gefährlich werden, würde sich das Team doch juristisch angreifbar machen. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich ein Teilnehmer im komplizierten Reglement des America's Cup verfängt - mit Folgen, die bis zum Ausschluss reichen können. Doch Freude und Hoffnung sollten erst einmal alle Bedenken überwiegen."
Das "Hamburger Abendblatt" widmet dem Ereignis überdies eine ganze Seite und titelt: "17 Mann greifen nach der legendären 'Kanne'."
Abschließend noch ein Auszug aus dem Kommentar von Tina Kaiser in der "Welt am Sonntag": "Zum ersten Mal startet damit 2007 eine Rennyacht unter heimischer Flagge. Das finden wir gut. Immerhin hätte der Mann sich auch einen Raketentrip mit den Russen oder einen Fuhrpark kaufen können. ... Dommermuth zeigt Patriotismus - bei der Heuschreckenplage ein seltener Segen. Wir wünschen uns mehr Dommermuths."