America's Cup"Noch nicht alle Karten auf dem Tisch"

Tatjana Pokorny

 · 29.04.2017

America's Cup: "Noch nicht alle Karten auf dem Tisch"Foto: Hamish Hooper/Emirates Team New Zealand
Emirates Team New Zealand vor Bermuda

Mit dem guten Gefühl einiger Testserien-Siege, aber auch einer Niederlage gegen den eigenen Ex-Skipper ist Team New Zealand vor Bermuda offiziell durchgestartet

Längst laufen in der Vorbereitung auf den 35. America's Cup zwei Rennen: das auf dem Wasser und die Verbalschlacht an Land. Alle Teams kämpfen um Duellsiege in den laufenden Testserien und darum, ihre Ergebnisse in den Vergleichsrennen positiv zu interpretieren und öffentlich einen starken Eindruck zu machen. Erstmals hat an diesem Wochenende nun auch das Emirates Team New Zealand an einer solchen Testserie teilgenommen. Der mit Spannung erwartete Einsatz der Co-Favoriten hat zumindest eines gezeigt: Die Kiwis können der Konkurrenz zum jetzigen Zeitpunkt gut Paroli bieten.

Im Duell mit dem bislang in den Testserien vor Bermuda so stark auftretenden schwedischen Team Artemis Racing konnten sich Neuseelands Steuermann Peter Burling und sein Team durchsetzen. Als "starkes Statement" wurde der Auftritt nicht nur in der Heimatpresse der Kiwis bezeichnet. Anschließend gelang ein Sieg über das französische Groupama Team France. Die Paarungen waren zuvor ausgelost worden. Doch ausgerechnet im Duell mit Neuseelands geschasstem Ex-Skipper Dean Barker, der im 35. America's Cup das SoftBank Team Japan anführt, kassierte das Emirates Team New Zealand seine erste Niederlage.

  Schnell unterwegs vor Bermuda: das Emirates Team New Zealand mit Steuermann Peter BurlingFoto: Hamish Hooper/Emirates Team New Zealand
Schnell unterwegs vor Bermuda: das Emirates Team New Zealand mit Steuermann Peter Burling
  Jimmy SpithillFoto: Alexander Hassenstein
Jimmy Spithill

Eilig versicherten die Neuseeländer im Anschluss an diese Aufwärmrunden, dass sie sehr zufrieden mit den Ergebnissen des Kräftemessens seien. Dem neuseeländischen Radiosender Newstalk ZB sagte Barker-Nachfolger Peter Burling: "Uns sind da ein paar kleine Schnitzer unterlaufen, aber das Team Japan ist heute auch sehr gut gesegelt. Sie haben auch Jimmy Spithill und die Oracle-Jungs ziemlich deutlich geschlagen." Spithill ließ es sich seinerseits nicht nehmen, die neuseeländische Niederlage gegen die Japaner zu kommentieren: "Dean Barker und das SoftBank Team Japan waren gut anzusehen, als sie Team New Zealand und Peter Burling mit einem gesunden Abstand geschlagen haben."

  Peter BurlingFoto: Giles Martin-Raget/ACEA
Peter Burling

Burling zog für das Emirates Team New Zealand eine erste positive Zwischenbilanz: "Es war für uns ein guter Check-In, um sicherzustellen, dass wir in Sachen Speed im Spiel sind. Das sieht so aus. Also sind wir zufrieden damit. Tage wie diese beleuchten aber auch die Bereiche, in denen du dich noch verbessern musst." Wie die Konkurrenten versicherte auch Burling: "Wir haben bislang noch nicht alle unsere Karten auf den Tisch gelegt. Doch wir glauben, dass wir uns in einer guten Position befinden, von der aus wir weiterarbeiten und uns verbessern können."

Vor dem Durchstart der Neuseeländer hatte Artemis Racing den stärksten Eindruck in den Testserien hinterlassen. Die letzte Runde vor den Begegnungen der Teams an diesem Wochenende hatten Artemis-Steuermann Nathan Outteridge, Taktiker Iain Percy und ihr Team mit 9:0 Siegen eindrucksvoll dominiert. Dabei hatten sie sich gleich viermal gegen die amerikanischen Verteidiger durchsetzen können. Danach hatte der fünfmalige America's-Cup-Gewinner, Oracle-Dirigent und Veranstaltungsboss Russell Coutts gesagt: "Das Top-Team ist derzeit Artemis. Wenn wir heute um den America's Cup segeln würden, dann wären sie die Favoriten."

  Immer ein spannendes Duell in den Testserien vor Bermuda: Verteidiger Oracle Team USA gegen das schwedische Team Artemis RacingFoto: Austin Wong/ACEA 2017
Immer ein spannendes Duell in den Testserien vor Bermuda: Verteidiger Oracle Team USA gegen das schwedische Team Artemis Racing
  Sir Ben AinslieFoto: Lloyd Images/Land Rover BAR
Sir Ben Ainslie

Gleichzeitig hatte Sir Ben Ainslies britisches Team Land Rover BAR noch keinen ganz zwingenden Eindruck hinterlassen. Doch der viermalige Olympiasieger und Steuermann Ainslie wusste das klug zu kommentieren: "Unser Team kann viel nachlegen, was die Verbesserung des Bootes und seines Leistungsvermögens betrifft. Das werden wir mit Blick auf die bisherigen Einsätze auch brauchen, das liegt in der Natur neuer Teams im America's Cup. Es ist eine Herausforderung, aber wir sind überzeugt, dass zwischen jetzt und dem Cup noch ein großer Potenzialgewinn liegt." Bis zu den Eröffnungsrennen der Qualifikationsrunde zum 35. America's Cup ist noch eine weitere Testserie geplant.

  Hier arbeitet das britische Team Land Rover BAR für den Erfolg im America's CupFoto: Austin Wong/ACEA 2017
Hier arbeitet das britische Team Land Rover BAR für den Erfolg im America's Cup