Tatjana Pokorny
· 31.03.2015
Die Cup-Verteidiger haben ihre Ankündigung wahr gemacht und mit einer Mehrheit der Herausforderer den Umstieg auf kleine Boote durchgesetzt
Die Cup-Verteidiger haben auf halbem Wege zum 35. Duell um den America's Cup 2017 den angekündigten Klassenwechsel von den zunächst geplanten großen AC62-Katamaranen auf eine kleinere Version zwischen 45 und 50 Fuß durchgesetzt. Eine Mehrheit der Herausforderer unterstützte den amerikanischen Vorstoß bei einer Abstimmung. Der Beschluss wird nun von den Initiatoren als "neue Ära" und "Kostensparmaßnahme" gefeiert. Was sich zunächst wie ein Aprilscherz liest, ist seit Monaten in Vorbereitung und wurde heute in einem Statement verkündet. Darin heißt es: "Die America's-Cup-Teams haben Änderungen mit dem Ziel beschlossen, die Kosten für den America's Cup 2017 deutlich zu reduzieren."
Kern der Vereinbarung stellt die Einführung einer neuen Cup-Klasse mit einigen One-Design-Komponenten vor. Es soll ein Tragflächen-Katamaran mit Flügelsegel in einer Länge von 45 bis 50 Fuß werden." Cup-Vermarkter Harvey Schiller sagte: "Der Wechsel in die neue America's-Cup-Klasse bedeutet für den America's Cup einen großen Schritt vorwärts." Laut Schiller hätten die Teams gemeinsam beschlossen, dass die aktuellen laufenden Kosten weder zu rechtfertigen noch tragfähig seien. Eine Mehrheit habe sich laut Schiller darauf geeinigt, zur Kostenreduzierung einen vernünftigen Kurs einzuschlagen. Schiller sagte: "Ich glaube, dass der America's Cup damit für jetzt und die Zukunft auf ein solides Fundament gestellt wird."
Die Cup-Organisatoren hoffen, mit den Veränderungen möglicherweise weitere Teilnehmer gewinnen zu können. Zunächst aber besteht die akute Gefahr, dass sie etablierte starke Kampagnen verlieren. Denn gar nicht erfreut über dieses Wendemanöver im laufenden 35. Cup-Zyklus sind mindestens zwei Teams: Die italienische Luna Rossa Challenge und das Emirates Team New Zealand hatten sich bereits im Vorfeld vehement gegen den Klassenwechsel ausgesprochen.
Für die finanziell solide aufgestellten Italiener, die in ihrer Design-Arbeit für einen AC62-Katamaran weit vorangeschritten waren, bedeutet der Klassenwechsel einen schweren Rückschlag. Sie verlieren durch die Entscheidung möglicherweise erarbeitete Vorteile – und das im laufenden Wettbewerb. Die Neuseeländer hadern mit dem Beschluss, dass sich alle Cup-Regatten im Jahr 2017 auf Bermuda konzentrieren sollen. Die Kiwis könnten deswegen die Unterstützung ihrer Regierung und erhoffte Fördergelder verlieren, weil nicht – wie ursprünglich geplant – vor Auckland gesegelt wird.
Freude dagegen herrscht in den Lagern jener Teams, die ihr Budget noch nicht beisammen haben. So sagte der französische Skipper Franck Cammas (Team France): "Um ein globaler Erfolg zu werden, muss der America's Cup für die besten Teams machbar sein. Nicht nur für die größten und reichsten. Also müssen wir uns in dieser Art und Weise verändern." Für Team France bedeutet die Veränderung Hoffnung – für andere jedoch einen Rückschlag.
In der Pressemitteiling der amerikanischen Cup-Verteidiger wird auch der deutsche Olympia-Dritte Roland Gäbler als Initiator einer deutschen Cup-Kampagne zitiert: "Es ist wahr, dass es einige Kritik an dem Manöver gibt, doch wir müssen mit der Zeit gehen. Das hier ist eine Regel, die dem America's Cup seine Essenzen beschert: die Design-Herausforderung, den Sport, das athletische Spektakel – und das ohne untragbare Kosten. Ich hatte den nächsten America's Cup ins Visier genommen, doch angesichts dieser Veränderungen sind wir vielleicht imstande, das zu beschleunigen."