Tatjana Pokorny
· 01.04.2015
Patrizia Bertelli hat seine Drohung wahr gemacht und zieht die Herausforderung seiner Luna Rossa Challenge für den 35. America's Cup zurück
Patrizio Bertelli hat nicht lange gefackelt. Der leidenschaftliche italienische Cup-Jäger zieht sein Team wie angekündigt vom 35. America's Cup zurück. Der Prada-Patriarch ist empört über die Vorgehensweise der US-Verteidiger, die mit der einfachen Mehrheit der Herausforderer im laufenden 35. Cup-Zyklus einen Klassenwechsel durchgesetzt und damit in Bertellis Augen gleich gegen mehrere Cup-Regeln verstoßen haben.
Die italienische Luna Rossa Challenge steigt nach eineinhalb Jahrzehnten Engagement vorerst aus dem America's Cup aus. Den am 1. April von den Verteidigern durchgesetzten Klassenwechsel von den ursprünglich geplanten Katamaranen vom Typ AC62 auf kleinere Katamarane mit einer noch festzulegenden Länge zwischen 45 und 50 Fuß beurteilt Bertelli als inakzeptabel. Titelverteidiger USA hatte den Klassenwechsel mit der Zustimmung von nur drei der insgesamt fünf Herausforderer durchgesetzt.
Das Team Luna Rossa wirft den Verteidigern eine Verbiegung des Cup-Protokolls vor und erinnert daran, dass ursprünglich einmal die Zustimmung aller Herausforderer für so drastische Regeländerungen wie den Klassenwechselt im laufenden Wettbewerb notwendig war. Außerdem bemängeln die Italiener, dass sie keine Möglichkeiten hätten, vor ein Cup-Berufungsgremium zu ziehen, denn das befände sich erst jetzt in seiner Konstituierungsphase.
Bertelli sagte in einem Statement der Luna Rossa Challenge: "Ich möchte meinem Team für seine harte Arbeit danken. Bedauerlicherweise sind die Bemühungen von diesem in der Geschichte des America's Cup beispiellosen Manöver nicht belohnt worden." Bertelli, dessen Team im Design-Prozess für die ursprünglich geplanten AC62-Katamarane schon weit vorangeschritten war und als solide finanziert gilt, will die Nachteile einer nachträglichen Klassenregeländerung nicht in Kauf nehmen und wehrt sich mit dem radikalen Ausstieg seines Teams dagegen.
In Bertellis Erklärung heißt es weiter: "Im Sport wie im Leben kann man nicht immer einen Kompromiss nach dem nächsten eingehen. Manche Entscheidungen sind schmerzhaft, müssen aber gefällt werden, weil nur sie jeden auf das Abdriften eines Systems aufmerksam machen und eine Basis für die Zukunft schaffen können: Respekt und Legalität und Sportsgeist." Die umstrittenen Cup-Verteidiger werben für die beschlossenen kleineren Katamarane mit Kostenreduzierung und der Hoffnung auf mehr Teilnehmer. Einen haben sie nun auf halbem Wege zum 35. Cup-Duell erst einmal verloren: Bertelli macht nach 15 Jahren Cup-Jagd vorerst Schluss.