America’s Cup“Mit großer Enttäuschung” – das Cup-Aus für Alinghi Red Bull Racing

Tatjana Pokorny

 · 19.04.2025

Alinghis Segel-Crew um Skipper Arnaud Psarofaghis im 37. America's Cup.
Foto: Ivo Rovira/America's Cup
Tagelang waren die Gerüchte schon durch die Segelwelt gegeistert. Nun ist es offiziell: Auch das Schweizer Team Alinghi Red Bull Racing zieht sich aus dem America’s Cup zurück. Nach Sir Jim Ratcliffe entzieht mit Ernesto Bertarelli ein zweiter potenter und erfahrener Cup-Jäger und Milliardär der ältesten und wichtigsten Regatta des Segelsports sein Engagement.

Der America’s Cup ist 174 Jahre nach seiner Premiere wieder einmal in schweres Fahrwasser geraten. Den Verteidigern kommen die potenten Herausforderer abhanden. Nach dem Rückzug von Sir Jim Ratcliffe und seinem Team Ineos Britannia in Folge interner Auseinandersetzungen mit CEO und Skipper Sir Ben Ainslie und dessen Team Athena Racing Ltd. ist ein weiterer prominenter Cup-Jäger mit seinem Team abgesprungen.

America’s Cup: keine Einigung mit den Verteidigern

Ernesto Bertarellis Team Alinghi Red Bull Racing hat in Verhandlungen mit den den neuseeländischen Verteidigern keine Grundlage finden können, die eine Folgekampagne des Schweizer Rennstalls aus ihrer Sicht sinnvoll erscheinen lassen.

Den “Schwarzen Peter” dafür bekamen die Kiwis, mit denen im Ringen um den künftigen Cup-Kurs aus dem Blickwinkel der Eidgenossen keine Einigung möglich schien. Während es dazu zunächst keine ausführliche Pressemitteilung gab, so liegt YACHT online jedoch ein kurzes Statement vom Schweizer Teams vor. Darin heißt es:

“Trotz aller Bemühungen konnten wir – Alinghi Red Bull Racing – keine Einigung mit dem Titelverteidiger des America's Cup über die Zukunft der Veranstaltung erzielen. Wir hätten uns mehr Verantwortungsbewusstsein, mehr Transparenz und neue Möglichkeiten gewünscht, nicht nur individuell, sondern als Gruppe zu agieren. Auf diese Weise hätten wir alle gemeinsam eine kommerziell tragfähige Veranstaltung auf die Beine stellen können, die weltweite Fernsehübertragungen, Zuschauer und Sponsoren angezogen hätte.

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Daher haben wir mit großer Enttäuschung begonnen, das Alinghi Red Bull Racing Team ordnungsgemäß aufzulösen.” Alinghi Red Bull Racing

Die Marken, die dieses Team gebildet haben, werden immer Teil der Geschichte des America's Cup bleiben, und die letzten Jahre waren eine unglaubliche Reise. Wir danken jedem Teammitglied, jedem Sponsor und jedem Unterstützer für sein Vertrauen, seinen Glauben und sein Engagement während dieser Zeit.”

Weniger statt mehr Teams für den America’s Cup

Nachdem das Emirates Team New Zealand selbst gerade den Abgang von seinem Star-Steuermann Peter Burling zu verkraften hat, fehlt nun auf dem Weg zum 38. America’s Cup ein weiteres prominentes Team. Der Traurigkeit und Enttäuschung einzelner Teammitglieder ist im Gespräch anzumerken, dass dieser Rückzug keinesfalls von langer Hand geplant war. Ob die Forderungen der Schweizer überhöht waren oder aus Eigeninteresse der Kiwis nicht erfüllt wurden, ist ohne die inhaltlichen Details der Auseinandersetzung schwer zu beurteilen.

Die Entscheidung des America’s-Cup-Teams Alinghi Red Bull Racing steht im krassen Gegensatz zu dem immer wieder erklärten Vorhaben der Verteidiger, künftig wieder mehr Teams ins Cup-Boot holen zu wollen. Der neuseeländische Teamchef Grant Dalton hatte nach dem Sieg seines Emirates Team New Zealand in Barcelona anderes gehofft. Im Oktober noch hatte Dalton gesagt: “Wir wissen, dass wir (Red.: mit dem America’s Cup) über eine Reihe wertvoller Güter verfügen, die wir weiter ausbauen möchten.”

Diese Aussage hatte Dalton nach dem gewonnenen Cup-Duell gegen Ineos Britannia auch präzisiert und gesagt: “Wir sind offen für Vorschläge, wie wir dies am besten mit einem oder mehreren Veranstaltungsorten erreichen können, die den 38. America's Cup mit einer größeren globalen Präsenz, mehr Teams und insgesamt besseren Expansionsmöglichkeiten bereichern können.” Den jüngsten Cup-Hafen Barcelona hatte man unter anderem deshalb wieder verlassen, weil er nicht mehr Teams als zuletzt erlebten sechs hätte aufnehmen können.

Rückschläge auf dem Weg in die Cup-Zukunft

Wie sehr sich das kurze und für viele Teammitglieder und Fans enttäuschende Abschieds-Statement von Alinghi Red Bull Racing auf Daltons Aussage bezieht, zeigt auch dieser von Grant Dalton nach dem 37. America’s Cup gesagte Satz: “Nach ersten Gesprächen mit den Teams besteht der gemeinsame Wunsch, das kommerzielle Wachstum des America's Cup im Einklang mit anderen führenden globalen Sportarten fortzusetzen.” Genau diese erhoffte Möglichkeit sehen die Schweizer nach ihren Verhandlungen mit den Neuseeländern nicht mehr.

Weil bereits in gut zwei Monaten das neue Cup-Protokoll und der künftige Austragungsort von den Verteidigern bekanntgegeben werden sollen, ist auch nicht ausgeschlossen, dass der Hafen für den 38. America’s Cup bereits gefunden ist – und diese Wahl womöglich nicht allen Teams in die eigenen Wünsche und Pläne passt. Weitere Ausflösungen seitens der Verteidiger werden dazu alsbald erwartet.

Für Rennstallbesitzer Ernesto Bertarelli ist es bereits der zweite Rückzug aus dem America’s Cup. Nach den beiden Cup-Siegen 2003 und 2007 und dem 2010 gegen BMW Oracle Racing verlorenen ungleichen “Deed of Gift”-Match hatten sich die Schweizer schon einmal von der Cup-Bühne zurückgezogen. Das Comeback war nachhaltiger und langfristiger geplant als es nun mit einem Einsatz war.


Einen Rückschlag hatten die Kiwis auch selbst schon zu verkraften – sie müssen ihre Crew nach der Trennung von Star-Steuermann Peter Burling sportlich neu formieren:

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