America's CupMit den Verteidigern auf Augenhöhe?

Tatjana Pokorny

 · 06.10.2015

America's Cup: Mit den Verteidigern auf Augenhöhe?Foto: Land Rover BAR
Land Rover BAR hat sein jüngstes Testmodell getauft und die ersten Runden auf dem Solent gedreht

Das britische Team Land Rover BAR hat seinen Testkatamaran T2 ins Rennen geschickt, zieht nun mit den US-Verteidigern und Artemis gleich

  Gut drauf und angriffslustig: Sir Ben Ainslie und sein Team Land Rover BARFoto: Lloyd Images/Land Rover BAR
Gut drauf und angriffslustig: Sir Ben Ainslie und sein Team Land Rover BAR

Der verbale Schlagabtausch bei Facebook und via Twitter klang nach Taufe und ersten Trainingsrunden des britischen America's-Cup-Teams Land Rover BAR mit seinem neuen Testkatamaran T2 vielversprechend. Da posteten Fans der amerikanischen Titelverteidiger geschwind, dass sie ihre Modelle ohnehin für schneller hielten. Die Antwort von Land Rover BARs Skipper Sir Ben Ainslie, dessen Segel-Crew im Gegensatz zum Oracle Team USA sehr national geprägt ist, ließ nicht lange auf sich warten: "Wenn ihr glaubt, dass ihr so schnell seid, warum lasst ihr dann nicht echte Amerikaner segeln?"

  Schüchtern ist Sir Ben Ainslie nicht, wenn es um die Trophäe seiner Begierde geht: Hier antwortet er kess auf amerikanische MuskelspieleFoto: Facebook
Schüchtern ist Sir Ben Ainslie nicht, wenn es um die Trophäe seiner Begierde geht: Hier antwortet er kess auf amerikanische Muskelspiele

Der neue britische Testkatamaran ist eine Weiterentwicklung des vor einem Jahr zu Wasser gebrachten Vorgängers T1, an der auch renommierte Formel-1-Experten und Ingenieure aus der Flugzeugindustrie mitgewirkt haben. Beide Testmodelle basieren auf den AC45-Katamaranen, sind aber deutlich kraftvollere Maschinen, mit denen sich die Teams auf den 35. America's Cup vorbereiten.

  Jüngster Spross der Testfamilie: Mit T2 drehten Sir Ben Ainslie und sein Team Land Rover BAR in dieser Woche ihre ersten Trainingsrunden auf dem SolentFoto: Land Rover BAR
Jüngster Spross der Testfamilie: Mit T2 drehten Sir Ben Ainslie und sein Team Land Rover BAR in dieser Woche ihre ersten Trainingsrunden auf dem Solent

Mit ihrem zweiten Modell agieren die Briten nun auf Augenhöhe mit den amerikanischen Verteidigern und dem schwedischen Team Artemis, die ebenfalls schon mit zweiten Testmodellen im Einsatz sind. Die Nummer zwei der Briten hat zwar die gleiche Länge wie ihr erstes Testmodell, ist aber breiter und verfügt im Gegensatz zum Erstling unter anderem über ein Cockpit und ein Steuerrad für den Steuermann. Auf Foils in der Größe von Wakeboards soll dieser Katamaran ein Gewicht über den Kurs "fliegen", das einem vollbesetzten Londoner Taxi entspricht.

Mit diesem Video stellte das britische America's-Cup-Team Land Rover BAR jetzt seinen zweiten Testkatamaran T2 vor – eine Weiterentwicklung des vor einem Jahr zu Wasser gelassenen Vorgängers T1

Genauere Blicke auf die Weiterentwicklung der Foils und weitere Anhänge suchen die Teams wie in früheren Cup-Zeiten durch Verhüllung zu verhindern. Andy Claughton, Land Rover BARs Leiter der Technologie-Abteilung und zweimaliger America's-Cup-Gewinner, sagt: "Dieses ist das technologisch hochentwickeltste Boot, mit dem ich es je zu tun hatte." Und auch Skipper Sir Ben Ainslie freut sich über das neue Spielgerät: "Wir vom Segelteam sind dankbar und fühlen uns geehrt, dass wir Testflüge mit dieser einzigartigen Flugmaschine absolvieren dürfen." Die Briten nennen dieses Modell "Kampfjet".

Mit T2 verfügt das Team Land Rover BAR nun über drei Boote: das OneDesign-Basismodell AC45f (modifizierte Version des ehemaligen AC45s), mit dem die Mannschaften die dem America's Cup vorgeschaltete America's-Cup-Weltserie bestreiten. Dazu den rund ein Jahr alten Testkatamaran T1, der als erstes Entwicklungsboot diente. Und nun T2 mit seinen mit hochmodernen elektro-hydraulischen Kontrollsystemen, der dem Team neue Horizonte eröffnen soll.

Die späteren Cup-Katamarane, von denen jedes Team nur einen Prototyp bauen darf, werden mit 50 Fuß etwas länger und noch einmal wesentlich kraftvoller ausfallen als die Testmodelle. Sie dürfen maximal 150 Tage vor Beginn der ersten Cup-Rennen fertiggestellt werden und werden damit nicht vor Ende 2016 im Einsatz zu sehen sein. Land Rover BARs Generalmanager Martin Whitmarsh sagte YACHT online, dass die künftigen Cup-Katamarane zwar kleiner, aber voraussichtlich schneller und deutlich wendiger sein werden als jene Giganten, mit denen das Oracle Team USA und das Emirates Team New Zealand 2013 um die Trophäe rangen.

  Fliegen ist schon längst nicht mehr schöner: Mit T2 tasten sich die Briten an ihren Idealkatamaran für den 35. America's Cup heranFoto: Land Rover BAR
Fliegen ist schon längst nicht mehr schöner: Mit T2 tasten sich die Briten an ihren Idealkatamaran für den 35. America's Cup heran