America’s CupMit Bedauern und Verständnis – kein America’s Cup in Auckland

Tatjana Pokorny

 · 31.03.2025

Der America's Cup in Barcelona – hier von Ricardo Pinto in der Sagrada Família fotografiert als "heiliger Gral der Segelwelt".
Foto: Ricardo Pinto/America's Cup
Auch der 38. America’s Cup wird entgegen der Tradition nicht im Heimatrevier der Verteidiger ausgetragen. Das Emirates Team New Zealand sieht trotz aller Bemühungen erneut kein finanzielles Fundament, auf dem die internationale Großveranstaltung zu stemmen wäre. Das gaben die Kiwis am Abend des 31. März bekannt.

Für die vielen Segelfans in Neuseeland ist es keine gute Kunde: Der America’s Cup wird auch für seine 38. Edition nicht ins Land der langen weißen Wolke zurückkehren. Das gaben am späten Montagabend die Verteidiger vom Emirates Team New Zealand bekannt und schlugen dabei sehr moderate und verständnisvolle Töne an, denn die wirtschaftliche Lage in Neuseeland ist angespannt.

America’s Cup: wieder kein Heimspiel für die Kiwis

Die Erklärung des Emirates Team New Zealand zur Ausrichtung des 38. America’s Cup in Auckland:

“Seit dem Gewinn des 37. America's Cup im Oktober letzten Jahres haben die Royal New Zealand Yacht Squadron und das Emirates Team New Zealand die Möglichkeit geprüft, den 38. America's Cup in Auckland auszurichten. Dabei war ihnen bewusst, dass es einer Kombination aus privater Unterstützung, Unterstützung durch die örtliche Regierung sowie durch die Zentralregierung bedarf, um dies zu verwirklichen, jedoch nicht auf Kosten der Finanzierung anderer Prioritäten in einem schwierigen wirtschaftlichen Klima.

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In dieser Zeit wurde das Team Trost durch private Unterstützung ermutigt und hat mit Tātaki Auckland Unlimited zusammengearbeitet, die den Bewerbungsprzess proaktiv angeführt haben. So ist es nun sowohl enttäuschend als auch verständlich, dass MBIE (Redanktion: Ministry of Business, Innovation & Employment – das Ministerium für Wirtschaft, Innovation und Beschäftigung) und die Zentralregierung beschlossen haben, den 38. America's Cup 2027 in Auckland nicht zu unterstützen.

Obwohl die bedeutenden wirtschaftlichen Vorteile der Ausrichtung des America's Cup und anderer Großveranstaltungen beispielsweise durch 1,034 Milliarden Euro (1,9 Milliarden Neuseeland-Dollar) an wirtschaftlichem Nutzen 2024 in Barcelona im Jahr erwiesen sind, verstehen wir, dass es für die neuseeländische Regierung derzeit andere Prioritäten gibt.”

Der Wille war da, die Herausforderung zu groß

Zuletzt hatte der 36. America’s Cup 2021 unter schwierigen Bedingungen in der Corona-Pandemie im neuseeländischen Auckland stattgefunden. Damals besiegten die Kiwis im heimischen Hauraki Golf das italienische Team Luna Rossa Prada Pirelli mit 7:3. Schon der 37. America’s Cup hatte aufgrund von Finanzierungsproblemen nicht mehr in Neuseeland stattfinden können. Barcelona war der europäische Cup-Gipfel 2024. Für die Segelenthusiasten in Neuseeland bedeutet die verständnisvolle Absage erneut einen Verlust.

Die Tageszeitung New Zealand Herald berichtet, dass auch Tātaki Auckland Unlimited (TAU) ein Statement veröffntlich hat, in dem es unter anderem heißt: “Diese Situation verdeutlicht einmal mehr, dass Neuseeland ein langfristiges, nachhaltiges Finanzierungsmodell zur Unterstützung von Großveranstaltungen benötigt. Großveranstaltungen bringen dem Land erhebliche wirtschaftliche, kulturelle und soziale Vorteile, darunter mehr Tourismus, die Schaffung von Arbeitsplätzen und ein internationales Profil.”

Das TAU-Team habe hart daran gearbeitet, diese Chance für Auckland zu nutzen und ließ wissen: “Wir verfügen bereits über die Infrastruktur und das Know-how für Großveranstaltungen und wollten unsere Segler unbedingt in heimischen Gewässern empfangen.” Hier geht es zur Homepage für den 38. America’s Cup.

Bis Juni soll der neue America’s-Cup-Hafen feststehen

Experten gehen davon aus, dass der neuseeländische Segelrennstall zur Finanzierung für die Verteidigung eine Zielsumme von rund 150 Millionen Euro im Visier hat, die durch öffentliche und private Mittel zusammenkommen sollen. Doch die neuseeländische Wirtschaft ist angeschlagen, das Land kann und will sich nicht entscheidend beteiligen, obwohl alle einig sind, dass Neuseeland eine intensive Tourismus-Wiederbelebung nach der schweren Pandemiezeit gut tun würde.

Nach eigener Ankündigung bleibt den Cup-Verteidigern noch bis Juni 2025 Zeit, sich für einen anderen Austragungsort zu entscheiden. Das Protokoll soll noch vorher veröffentlich werden. Ursprünglich waren als mögliche Austragungsorte für den 38. America’s Cup neben dem nun endgültig gestrichenen Auckland auch Valencia und Dschidda im Gespräch.

Offiziell hatte neben Auckland nur Rio de Janeiro Interesse an einer Bewerbung bekundet. Darüber hatte zuerst die italienische Tageszeitung La Stampa berichtet. Doch es kursierten auch Gerüchte über mögliche Austragungsorte in Italien oder sogar Griechenland. Hier geht es zum ersten Ausblick, den die Verteidiger im November vergangenen Jahres auf den 38. America’s Cup gegeben hatten.

Der Countdown läuft

Dass Auckland nun ganz offiziell nicht mehr in Frage kommt, kann auch ein Hinweis darauf sein, dass Verhandlungen mit einem anderen Gastgeber vor dem Abschluss stehen und die Kiwis vor diesem Hintergrund noch einen letzten Versuch unternommen hatten, die Entscheider in Neuseeland doch noch zum Heimspiel zu bewegen, während die Countdown-Uhr zunehmend lauter tickt. Wenn es so war, dann ist nun final klar, dass es dieses Comeback vorerst nicht geben wird.

Momentan herrscht im America’s Cup Druck bei der Planung an Land. Einige der intensivsten Segelmomente in der America’s-Cup-Geschichte zeigt dieser Clip:

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