Dieter Loibner
· 06.07.2013
Langes Wachbleiben lohnt heute nicht: Die Italiener treten zum ersten Lauf nicht an und sorgen so für den nächsten Eklat beim Cup
Nach dem gestrigen Absturz einer Passagiermaschine am Flughafen von San Francisco stürzt nun auch der Louis Vuitton Cup in ungeahnte Tiefen. Erstmals in der Geschichte dieser Ausscheidungsregatta zum America’s Cup findet eine Eröffnungswettfahrt (12:15 Ortszeit, 21:15 MESZ) mit nur einem Boot statt.
Denn Luna Rossa, das italienische Team, das von Prada gesponsert wird und das am Samstag noch fleißig trainierte, wird heute zur Wettfahrt gegen Team New Zealand nicht auslaufen, weil man die Entscheidung der internationalen Jury betreffend den Protest abwarten will, der am 2. Juli eingereicht wurde. Die Jury soll am Montag zusammentreten. "Nicht unerwartet, aber dennoch enttäuschend” nannte es Stephen Barclay, der Chef der Event Authority. "Es ist ein Fall von Unwilligkeit, nicht Unfähigkeit.”
Die Italiener, die Regattadirekor Iain Murray der Überschreitung seiner Kompetenzen beschuldigen, weil er ohne Zustimmung aller Teams die Klassenregeln zugunsten von größeren Trimmklappen an den Rudern änderte, berufen sich dabei auf Artikel 4 der Klassenbestimmungen. Der soll verhindern, dass der Verteidiger oder eine dritte Partei die Regeln kurzfristig und unilateral ändern können. Das Team von Modezar Patrizio Bertelli zweifelt, dass die Regeländerungen im Dienste der verstärkten Sicherheitsmaßnahmen nötig seien.
Diese Haltung der Italiener ist ein weiterer schwerer Schlag für die Cup-Veranstalter. Schon am Freitag beim Eröffnungsspektakel durften die AC72 weder zum Paradesegeln noch zum Zeitfahren raus, da (für sie) zu viel Wind herrschte. Auf der Strecke bleibt das Publikum, das bisher in diesem Durcheinander noch Geduld beweist, aber viel mehr noch die Sponsoren, die für ihren Einsatz bisher wenig geboten bekommen haben.
Die Neuseeländer, die ebenfalls gegen die Regeländerungen protestiert haben, wollen trotzdem segeln, um sich den Punkt zu sichern, der für einen Sieg – mit oder ohne Gegner – gutgeschrieben wird. Vielleicht fassen sie es als Training für die Wettfahrten gegen Artemis auf, die ja ebenfalls nicht antreten …
Apropos Artemis: Teamchef Paul Cayard deutete gegenüber "Sail Racing Magazine" an, dass sein Team unter Umständen ganz ausscheiden könnte, sollte die Jury für Team New Zealand und Luna Rossa entscheiden. Der Grund: Artemis könne die von den Kiwis und Italienern geforderten Ruder mit kleineren, asymmetrischen Trimmklappen in der Eile nicht bauen, zumal man dem zweiten Boot auch noch das Foilen beibringen müsse …