America’s Cup“Luna Rossa” macht weiter, Italiens Frauen stark

Tatjana Pokorny

 · 05.10.2024

Cup-Klassiker auch bei den Frauen: Italien vs. Großbritannien
Foto: Ricardo Pinto/America's Cup
Für das Luna Rossa Prada Pirelli Team und Italiens Segelfans kam diese Kunde aus Barcelona wie Balsam auf die Wunden nach dem Aus im Louis Vuitton Cup: Die Azzurri setzen ihre America’s-Cup-Jagd fort. Das gab Team-Präsident Patrizio Bertelli an dem Tag bekannt, an dem die italienischen Seglerinnen zum Auftakt im historisch ersten Women’s America’s Cup glänzten…

Patrizio Bertelli und seine Verbündeten zögerten nach dem Aus im Louis-Vuitton-Cup-Finale nicht lange. Bereits am Tag danach gab der Präsident von Luna Rossa Prada Pirelli auch offiziell bekannt, dass sein Rennstall in Zukunft eine strahlende Kraft im America’s Cup bleiben soll. Das traf sich gut, denn am selben Tag demonstrierte das Frauen-Team der Azzurri beim historischen Auftakt zum Women’s America’s Cup viel Leidenschaft und noch mehr Stärke.

Klassisches Spitzenduell auch bei den Frauen

Die frühere 49erFX-Weltmeisterin, viermalige Olympiateilnehmerin, Erfolgstrainerin und Steuerfrau Giulia Conti und ihre Crew waren zwar mit Rang vier im Feld der sechs Cup-Teams noch etwas holprig in den Tag gestartet. Dann aber ließen sie es mit drei Siegen in Folge krachen. Im Top-Duell mit den Handling-starken wie angriffslustigen Italienerinnen konnten auch die souveränen Siegerinnen von Lauf eins die Italienerinnen nicht stoppen: Doppel-Olympiasiegerin Hannah Mills und das Athena Pathway Team (29 Punkte) mussten sich am Samstagabend zunächst knapp hinter dem Luna Rossa Prada Pirelli Team (33 Punkte) einreihen.

Das Ringen um den Gruppensieg erinnerte stark an den gerade zu Ende gegangenen Louis Vuitton Cup. Auf Platz drei lagen zur Halbzeit der Qualifikationsrunde die co-favorisierten Kiwis vom Emirates Team New Zealand (18 Punkte) um Liv MacKay. Es folgten nach vier von acht Rennen Alinghi Red Bull Racing (15 Punkte), das Orient Express – L’Oréal Racing Women’s Team (11 Punkte) und als Schlusslicht das NYYC American Magic Women’s Team (6 Punkte). Am Sonntag ist erstmals die Qualifikationsgruppe B mit den Frauen vom AC Team Germany gefordert.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Giulia Conti sagte nach der mit viel Spannung erwarteten Premiere für den Women’s America’s Cup: “Das war fantastisch! Anfangs herrschten recht komplizierte Bedingungen, der Wind ging rauf und runter. Dann hat sich der Druck zunehmend besser aufgebaut. Die Winde waren aber immer noch drehend bei reichlich Welle.”

Wir sind einfach so begeistert, dass wir hier mir diesen supertollen Frauen aus aller Welt Geschichte schreiben.” Giulia Conti

Zum Zweikampf mit dem britischen Team Athena Pathway sagte Conti: “Wir hatten das Gefühl, dass wir vor dem Wind etwas mehr Speed hatten, ein bisschen weniger am Wind. Aber es war definitiv hart.” Das können die italienischen Senioren nach ihrem Aus im Louis-Vuitton-Cup-Finalduell mit Ineos Britannia nur bestätigen. Zum Auftakt hat sich im Women’s America’s Cup die Fortsetzung des Herausforderer-Klassikers abgezeichnet.

38. America’s Cup: grünes Licht für “Roten Mond”

Es passte perfekt, dass Patrizio nach dem beendeten siebten Cup-Anlauf am Samstag offiziell in Barcelona den Fortbestand des Rennstalls bestätigte. An der Seite des unermüglichen America’s-Cup-Jägers Bertelli waren dabei auch der geschäfstführende Vizepräsident Marco Tronchetti Provera von Co-Titelsponsor Pirelli. Und ebenso Skipper und Teamdirektor Max Sirena.

Bertelli versicherte, dass “Luna Rossa” ihre America's-Cup-Kampagne unter der Leitung von Max Sirena fortsetzen wird. Zudem bekräftigte der passionierte Rekordjäger sein Vertrauen in das Team, das er 1997 gegründet hat. Er hob in einem Team-Statement die bedeutenden sportlichen Erfolge des Teams hervor, “das Italien von der Peripherie ins Herz des internationalen Segelsports“ gebracht habe. Ebenso unterstrich Bertelli die Rolle des Teams bei der Förderung neuer Talente.

Wir haben eine solide Grundlage, um unsere nächste Herausforderung anzugehen.” Patrizio Bertelli

Patrizio Bertelli sagte: „In den letzten drei Jahren haben wir mit Max Sirena ein starkes Team aufgebaut, das an unsere Anfänge im Jahr 2000 erinnert. Es ist ein Team, das sich durch ein starkes Zugehörigkeitsgefühl, Leidenschaft, fortschrittliche Technologie und viele junge Talente auszeichnet - nicht nur Segler, sondern auch technische Experten.”

Zu viele Fehler führten zum Aus

Auch das Aus seines Teams im Louis Vuitton Cup kommentierte der Team-Gründer: „Die Wahrheit ist, dass das Boot, das weniger Fehler macht, weiter kommt. Wir werden noch Zeit haben, um zu analysieren, was passiert ist. Aber das Problem war sicherlich nicht ein langsames Boot. Unseres war sehr schnell, ich glaube sogar, dass es das schnellste Boot ist, das ich bei all meinen Herausforderungen je hatte. So ist das beim America's Cup: Das Niveau der Konkurrenz ist hoch. Wir haben zwei harte Wochen hinter uns und haben Fehler gemacht. Wir sind nicht im Finale, weil wir mehr Fehler gemacht haben als andere.“

Wir müssen anerkennen, dass sich der Segelsport verändert hat.” Patrizio Bertelli

Mit Blick auf die America's-Cup-Zukunft und die foilenden Einrumpf-Rennyachten, stellte Bertelli fest, dass “sich der Cup zu einem Rennkurs ohne historische Präzedenzfälle entwickelt hat, der sich deutlich von den Auflagen in Newport oder Auckland unterscheidet”. Bertelli nannte Boote wie die AC40-Mini-Cupper „eine wichtige Innovation, die jüngere Generationen in den Sport lockt”.

Italiens America’s-Cup-Zukunft hat schon begonnen

Der große Italiener hinter allen “Luna Rossa”-Einsätzen sagte zum America’s Cup der Moderne: “Es ist sinnlos, ihn mit der Vergangenheit zu vergleichen, denn es sind zwei völlig verschiedene Welten. In dieser Hinsicht gibt es meiner Meinung nach kein Zurück mehr.” Vielmehr haben Patrizio Bertelli und sein Team schon jetzt die Zukunft im Visier.

So kündigte Patrizio Bertelli auch gleich an, dass der Silberpfeil “im Sinne der Kontinuität” in der kommenden Woche am Mittwochmorgen mit der Jugendcrew auf dem Wasser sein werde. Zu rechnen ist mit den Jungstars Marco Gradoni und Ruggero Tita, die schon bei einer Vorregatta zu diesem 37. America’s Cup in Aktion waren und als Steuermänner den Sprung ins A-Team schon bei dieser Auflage nur knapp verpasst hatten.

Weiter sagte Bertelli: “Unterstützt werden die Talente von dem Team, das bisher an den Rennen teilgenommen hat, um ihnen die Möglichkeit zu geben, gut an Bord zu kommen und gleichzeitig die Stabilität und Kontinuität des Projekts zu stärken, das wir vor Jahren begonnen haben.“

“Nur eine Niederlage in der Erfolgsgeschichte”

Kernige Worte zur künftigen Partnerschaft fand am Tag nach dem Ausscheiden auch Marco Tronchetti Provera im Namen von Pirelli: „Dies ist nur eine Niederlage in einer Erfolgsgeschichte. Wir werden da sein. Wir werden die Details und die Form bewerten, aber wir werden zu Patrizio Bertelli und ‘Luna Rossa’ stehen.“

Der Rückblick auf eines der spannendsten Rennen zum Auftakt im 1. Puig Women’s America’s Cup:

Meistgelesen in der Rubrik Regatta