America’s CupLetztes Aufbäumen vergeblich – “Luna Rossa” trifft im Finale auf “Britannia”

Max Gasser

 · 19.09.2024

Schenkten sich auch heute nichts: "Patriot" und "Luna Rossa" im Duell
Foto: Ian Roman / America's Cup
Nach dem Traveller-Schaden von gestern kam Luna Rossa Prada Pirelli heute mit einer unerwartet starken Performance zurück. Das Ausscheiden der US-Amerikaner um Superstar Tom Slingsby besiegelt zeitgleich auch bereits den Einzug eines europäischen Teams in das finale America’s-Cup-Match gegen die Verteidiger vom Emirates Team New Zealand

Mit einem Vorsprung von über 600 Metern bereiteten die italienischen Cup-Jäger von Luna Rossa Prada Pirelli dem wohl spannendsten Duell des aktuell laufenden 37. America’s Cup heute ein eindeutiges Ende. Gestern noch konnte die amerikanische Crew auf “Patriot” auf 3:4 verkürzen, nachdem man zwischenzeitlich mit 0:4 zurückgelegen hatte. Erinnerungen an die legendäre Aufholjagd aus dem Jahr 2013, als das Oracle Team USA aus einem 1:8 Rückstand noch einen 9:8-Sieg machte, waren längst wiedererweckt worden. Schlussendlich sollte es aber trotz einer starken Leistung diesmal nicht reichen.

“Gratulation an Luna Rossa, das bessere Team hat gewonnen”, sagte der sichtlich niedergeschlagene Tom Slingsby, Skipper bei den amerikanischen Herausfordern vom New York Yacht Club, in seiner ersten Reaktion auf das Ausscheiden. Nach einem starken Start auf der linken Seite und dem ersten Cross hatte sein Team in Führung gelegen und machte den Eindruck, das Momentum vom Vortag mit auf den Kurs genommen zu haben. In der Annäherung an das erste Luv-Gate wurde es dann allerdings knifflig.

US-Team muss sich trotz Aufholjagd vom America’s Cup verabschieden

“Patriot” hatte “Luna Rossa” knapp vor dem Bug gekreuzt und sich dann deckend in Luv der Italiener gelegt. Als diese mit einem Speedvorteil schon wenige Sekunden später in Lee durchzubrechen schienen, entschied sich American Magic erneut für eine Wende. Als die Boote nach nur je einem weiteren Manöver wieder im Gate aufeinandertreffen, hat Luna Rossa Prada Pirelli bereits einen Vorsprung von 20 Sekunden angesammelt. Auf dem zweiten Amwind-Schlag wird es nochmal eng, doch den US-Seglern gelingt es nicht mehr, die Führung zu übernehmen. Im Ziel beträgt der Rückstand nach einem erneut schwachen Downwind schlussendlich 61 Sekunden.

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“Wir müssen den Kopf hochhalten, auch wenn ich noch über einige meiner schlechten Entscheidungen in diesem Rennen nachdenke. Ein großes Dankeschön an alle in der American-Magic-Familie. Was wir hier geschaffen haben, ist unfassbar”, so Slingsby. Beim eingangs erwähnten America’s Cup 2013 war der damals frisch gebackene Laser-Olympiasieger als Stratege am letzten amerikanischen Triumph bei der prestigeträchtigsten Regatta im Segelsport beteiligt. Sein damaliger Steuermann war mit Jimmy Spithill heute auch maßgeblich für das Scheitern seines aktuellen US-Teams verantwortlich.

Nach Traveller-Bruch: Shoreteam arbeitete die Nacht durch

Als Steuermann von “Luna Rossa” stellte der 45-Jährige erneut seine mentale Stärke mit einem perfekten Rennen unter Beweis. Vom Start weg zeigte sich das italienische Team in den noch immer anspruchsvollen, aber deutlich konstanteren Bedingungen vor Barcelona schnell, agil und nicht ansatzweise nachlässig. Überhaupt ermöglicht wurde dieser Triumph allerdings erst durch einen Kraftakt der Bootsbauer. “Dieser Sieg geht an unser Shoreteam. Sie haben die ganze Nacht durchgemacht und das ist einfach der beste Weg, es ihnen zurückzuzahlen”, so Spithill.

Sein italienischer Co-Steuermann auf der Backbordseite konnte seine Freude derweil kaum zurückhalten. “Ich bin überglücklich, fast noch mehr als, als wir in Auckland 2021 den Prada Cup (Ausscheidung zum 36. America’s Cup; Anm. d. Red.) gewonnen haben”, strahlte Francesco Bruni nach dem Zieldurchgang. Auch vom sechsfachen America’s-Cup-Teilnehmer gab es ein Sonderlob für das Team an Land: “Die letzten 24 Stunden waren für das Shoreteam besonders hart, es war keine leichte Nacht. Psychologisch gesehen war es extrem schwer für das gesamte Team. Ich bin sehr stolz!”

In der zweiten Wettfahrt am gestrigen Mittwoch war es zu einem Schaden am Traveller des silberglänzenden AC75-Cuppers gekommen. Mit einem lauten Knall ermüdete dieser in einem Kopf-an-Kopf-Rennen unter der extremen Last. In unter 24 Stunden gelang es, den Foiler wieder rennbereit zu machen und so die Chance auf den jetzt geglückten Finaleinzug beim Louis Vuitton Cup zu wahren.

Louis Vuitton Cup: Europäisches Duell im Finale

Dort trifft “Luna Rossa” in einem rein europäischen Duell auf Ben Ainslies Mannschaft auf “Britannia”. Diese konnte gestern einen weiteren Sieg gegen die Schweizer von Alinghi Red Bull Racing verbuchen und so ihr Finalticket bereits lösen. Egal ob die Briten als Challenger of Record ihre starke Formkurve ausbauen und auch die nächste Hürde nehmen oder ob Luna Rossa Prada Pirelli nach 2021 erneut ins Match einzieht, wird somit ab dem 12. Oktober ein Team aus Europa gegen die Verteidiger vom Emirates Team New Zealand antreten.

Während es für die Eidgenossen und nun auch US-Amerikaner nach Hause geht, haben die beiden verbliebenen Herausforderer genau eine Woche Zeit, ihre Wunden zu lecken, bevor es ab Donnerstag, dem 26. September, zum Showdown im Louis Vuitton Cup kommt. In der Zwischenzeit krönt der Nachwuchs beim Youth America’s Cup bereits seine Sieger. Das deutsche Team wird erstmals morgen ab 14 Uhr gefordert sein.


Das entscheidende letzte Rennen im Video-Replay:

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