Tatjana Pokorny
· 24.01.2017
Fünf Cup-Teams inklusive Verteidiger haben sich auf die Rahmenbedingungen für zwei weitere Cup-Auflagen geeinigt. Aber Team New Zealand spielt nicht mit
Lange haben sie hinter geschlossenen Türen an dieser Einigung über die Rahmenbedingungen für die beiden kommenden beiden Cup-Auflagen gearbeitet: Der America's Cup soll endlich verlässlicher und planbarer werden. Heute stellten die aktuellen America's-Cup-Teams ihre Ideen von verlässlichen Parametern für die 36. und die 37. Cup-Auflage in London vor. Danach soll der Kampf um die älteste und wichtigste Segelsporttrophäe künftig berechenbarer und in schnellerer Abfolge ausgetragen werden, zugunsten von Sportlern, Fans und Sponsoren. Die beteiligten Teams nennen ihre Vereinbarung ein "Win-Win"-Zukunftsmodell für alle Beteiligten. Doch ein Team macht bei diesem schönen Planspiel nicht mit: Das Emirates Team New Zealand blieb den Verhandlungen und auch der heutigen Ankündigung fern. Damit ist die Vereinbarung bislang nur dann etwas wert, wenn nicht die Neuseeländer den 35. America's Cup gewinnen und möglicherweise ganz andere Vorstellungen von der Austragung der nächsten Cup-Auflage umsetzen. Denn eines wird sich entsprechend der Cup-Stiftungsurkunde "Deed of Gift" nie ändern: Der Sieger im America's Cup bestimmt beim nächsten Mal die Regeln.
Den Teams, die sich für das Abkommen einsetzen und die sich zur Unterzeichnung entschieden haben, geht es um Konstanz und Planbarkeit. Zu oft haben Rechtsstreitigkeiten, unterschiedliche Auffassungen über den Austragungsrhythmus und andere Vorfälle den Cup durcheinandergewirbelt, zu "Miss-Matches" geführt, manchmal sogar über Jahre auf Eis gelegt und viele Teams ihrer Teilnahmechancen beraubt. So "starb" vor neun Jahren auch die bereits angelaufene zweite deutsche Cup-Kampagne. Das soll sich nach dem Willen von Cup-Verteidiger Oracle Team USA sowie den Herausforderern Land Rover BAR (Großbritannien), Team France (Frankreich), Team Artemis (Schweden) und dem SoftBank Team Japan (Japan) künftig ändern. Einer der wichtigsten Beschlüsse: Dem in diesem Jahr im Juni anstehenden 35. Cup-Duell sollen die beiden kommenden Cup-Auflagen bereits 2019 und 2021 folgen.
Zu den Architekten der Vereinbarung zählt der ehemalige Formel-1-Manager Martin Whitmarsh, der sich mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung für die Absichtserklärung eingesetzt hat. Land Rover BARs CEO sagte: "Heute können wir verkünden, dass wir eine Rahmenvereinbarung für die kommenden beiden America's-Cup-Zyklen, ihre Protokolle und die Klassenregeln getroffen haben." Artemis-Rennstallbesitzer Torbjörn Törnqvist sagte: "Diese Vereinbarung ist im Wettbewerbssegeln seit langem überfällig. Die Boote und die Wettfahrten sind überaus spannend zu beobachten – ob du nun selbst ein Segler bist oder nicht. Das wird den America's Cup als führenden Grand Prix im Segelsport stärken." Zustimmung kam auch vom französischen Volvo-Ocean-Race-Gewinner Franck Cammas, der in diesem Zyklus erstmals ein Team in den America's Cup führt: "Es ist wichtig für die Teams zu wissen, wie der America's Cup in Zukunft aussieht. Das ist mit dieser Vereinbarung nun klar. Das ist gut für alle, aus kommerzieller Sicht und für die Langzeitplanung."
Dass die Neuseeländer die Vereinbarung nicht mittragen, hat viele Gründe. Zum einen sind sie im laufenden Zyklus als Veranstalter einer Regatta der America's-Cup-Weltserie ausgebootet worden. Zum anderen hätten sie im Falle ihres Sieges voraussichtlich andere Vorstellungen von der künftigen Cup-Austragung. Auch sind Grant Dalton und sein Team dafür bekannt, gerne ihre Unabhängigkeit zu wahren. Hinzu kommen heftige Differenzen zwischen Dalton und dem früheren Team-New-Zealand-Star Russell Coutts, der heute als CEO der America's Cup Event Authority (ACEA) die Fäden in der Organisation und Ausrichtung des America's Cup zieht: Das Emirates Team New Zealnd ist erklärter Gegner des aktuellen Cup-Novums, nach dem die amerikanischen Verteidiger bereits an der Herausfordererrunde teilnehmen dürfen, bevor sie direkt ins Cup-Finale einziehen und dort später auf der Sieger der Herausforderer-Playoffs treffen.
Auch ohne Votum der Neuseeländer sagte Jimmy Spithill als Skipper der Verteidiger optimistisch: "Ich glaube, dass diese Ankündigung als einer der entscheidenden Momente in die Geschichte des America's Cup eingeht. Sie ist großartig für Fans, Athleten und auch aus kommerzieller Sicht. Ein Gewinn für alle. Sie markiert einen großen Schritt vorwärts – mit dem Himmel als Grenze." Oder den Neuseeländern.