Dieter Loibner
· 15.01.2013
Schnell, riesig und teuer: AC72-Kats sind unbeliebt. Dennoch hat Team New Zealand gestern das zweite und endgültige Gefährt übernommen
„That’s it”! So lautete der Kurzkommentar von Teamchef Grant Dalton bei der Übernahme der Rümpfe des zweiten AC72-Kats, der bei der Cookson-Werft für Team New Zealand gebaut wurde. „Wir werden das Boot wohl schneller machen, aber die Form bleibt. Ob wir Recht haben, werden wir dann im September sehen.” Klingt vollmundig, was Dalton da von sich gibt. Denn implizit geht er offensichtlich davon aus, den Louis Vuitton Cup, also die Qualifikation der Herausforderer gegen Luna Rossa, die nur ein Boot bauen, und gegen Artemis zu gewinnen. "Unsere Hoffnungen ruhen auf diesem Boot”, präzisierte der technische Direktor Nick Holroyd. „Mit ein bisschen Glück ist dieses Boot gut genug, dass wir das alte (dekommissionierte) nicht aus dem Schrank holen müssen.” In den kommenden Wochen wird zusammengeschraubt, bevor es im Februar zur Jungfernfahrt kommen kann.
„Generell hat Team New Zealand ein gutes, geradliniges und konservatives Boot mit viel Volumen und einer erprobten Struktur”, erklärt Mike Drummond, einer der ehemaligen Designer von Oracle Team USA, auf der Webseite von Sail-World in einem ausführlichen Interview zu den verschiedenen AC72-Designphilosophien. „Der Wing ist eine Weiterentwicklung der C-Klasse (Kats), und sie haben korrekterweise den Anhängen mehr Aufmerksamkeit geschenkt.” Drummond gibt allerdings zu bedenken, dass Boote mit hohem Volumen auch hohen Luftwiderstand aufweisen, was bei den gesegelten Geschwindigkeiten vor allem bei leichteren Winden bis zu 5 Prozent Speed kosten könnte.
Es gehe dabei nicht nur um Verwirbelungen, sondern auch um aerodynamische Effizienz, die durch die vielen Verstrebungen und die Y-förmigen Träger unter dem Trampolin bei Team New Zealand leidet und zudem durch den großen Abstand von Wing-Unterkante zur Wasseroberfläche beeinträchtigt werde. Oracle begegnet diesem Problem mit einem glatten und ansehnlichen Pod zwischen den Rümpfen, der nicht nur tragende Funktion hat, sondern auch den Wing quasi nach unten, Richtung Wasseroberfläche, verlängern soll. Dabei vergaß Drummond nicht zu erwähnen, dass seine Landsleute von Team New Zealand alle verfügbaren Segeltage zum Testen nutzten und so Erfahrung sammeln konnten, die ihnen bei der Weiterentwicklung des zweiten Boots zugute kommen dürfte.
Ungeachtet der Spekulationen, welches Design-Team aufs richtige Pferd gesetzt hat, äußerte sich Prada-Boss Patrizio Bertelli, der Luna Rossa sponsert, abfällig über die AC72-Kats. „Der 34. Cup wird der einzige sein, der mit diesen Booten gesegelt wird”, wurde er vom italienischen Magazin Vela zitiert. „Es geht nicht um Mono- oder Multihulls. Kats sind attraktiv, doch diese AC72 sind ein Irrwitz, den man mit 40 Leuten zu Wasser bringen muss.”
Team New Zealand übernimmt zweites Boot