Das italienische Luna Rossa Prada Pirelli Team lässt vor Barcelona seine Muskeln spielen: An Tag drei der Herausforderer-Runde zum 37. America’s Cup holten die Azzuri zwei Siegpunkte gegen ihre stärksten Gegner. Am Samstagabend hatten Italiens America’s-Cup-Jäger die alleinige Führung in der Herausforderer-Runde zum 37. America’s Cup übernommen.
Als einziges Team unter den fünf möglichen Herausforderern für Neuseelands Cup-Verteidiger noch ungeschlagen, gewann das Luna Rossa Prada Pirelli Team seine Duelle gegen die anderen beiden Schwergewichte unter den Challengern: NYYC American Magic und Ineos Britannia. Briten und Amerikaner folgen im Zwischenklassement der internen Herausforderer-Wertung nach drei von acht Renntagen der doppelten Round-Robin-Runde mit jeweils zwei Siegen.
Neben ihrem sehr schnellen Boot zeigen die Azzurri vor Barcelona makellose Segelleistungen und bislang auch keine Anfälligkeiten gegen die Tücken der leichten Barcelona-Sommerwinde. “Luna Rossa” flog vorwärts und nicht von den Foils wie so manches andere Team am erneut schwachwindigen dritten Renntag. Match des Tages war gleich die erste Begegnung zwischen “Luna Rossa” und “Patriot”. Die Top-Teams der Vorregatta lieferten sich nach ihrem Split-Tack-Start ein packendes Duell mit drei Führungswechseln.
Fast simultan erreichten sie nach einer nicht ganz sauberen ersten Wende der Italiener und stark umkämpften ersten Kursabschnitt das erste Tor. Auf etwa der Hälfte des zweiten Kursabschnitts übernahmen “Patriots” Co-Piloten Tom Slingsby und Paul Goodison mit ihrem Team die Führung, nur um sie sich auf Abschnitt drei wieder abjagen zu lassen. Der packende Zweikampf hat demonstriert, wie spannend dieser America’s Cup werden kann, wenn ebenbürtige Gegner aufeinander treffen – und der Wind mitspielt.
Der dritte Tag im Louis Vuitton Cup zeigte aber auch die große Abhängigkeit der Cup-Spannung vom möglichen und gelungenen Foiling der AC75-Boliden. Gleich mehrfach holten die Top-Teams ihre Gegner durch gut gesetzte Manöver schon in den Vorstartphasen von den Foils. Daraus entstanden ungleiche Matches, erbarmungswürdige Szenen und Spannungsabfälle.
Zu den Leidtragenden zählte erneut das Team Alinghi Red Bull Racing. Im Schweizer Duell mit “Britannia” ging die britische Leichtwindtaktik ging auf, als sie auf dem Weg zurück zur Linie direkt vor Alinghi Red Bull Racing halsten und einen heftigen Flügelschlag voller Abwinde in Richtung „BoatOne“ abfeuerten. Die Schweizer fielen in den dünnen Winden sofort von den Foils.
Während die Eidgenossen qualvoll lange brauchten, um wieder auf die Beine zu kommen, startete “Britannia” solo und baute einen gewaltigen Vorsprung von über 1000 Metern auf. Bei der Höchstmarke betrug der Vorsprung der beiden Steuermänner Sir Ben Ainslie und Dylan Fletcher-Scott mit ihren sechs Mitstreitern zwei Minuten und 10 Sekunden. Zwar kam Alinghi Red Bull Racing am Ende des Rennens noch einmal stark auf. Doch die nach ihrer vorletzten Halse selbst kurz von den Foils gefallene “Britannia” brachte ihre erleichterte Crew nach dem Last-Minute-Wackler siegreich über die Linie.
Es ist Teil des Spiels.” Sir Ben Ainslie
Lachend räumte Ben Ainslie im Ziel ein: “Das war ein großartiges Beispiel dafür, dass du hier kein Rennen als gelaufen ansehen darfst. Wir lagen weit in Führung, als der Wind bei der vorletzten Halse für uns leichter wurde. Die Schweizer kamen dann schnell auf. Ich habe mich so geärgert in dem Moment. Aber was kannst du machen? Du musst ruhig bleiben. Zum Glück kamen wir schnell wieder hoch und konnten die letzte Halse sauber setzen.”
“BoatOne”-Steuermann Arbaud Psarofaghis wusste später, was sich für sein Team ändern muss, damit es endlich Punkte sammeln kann: “Wir müssen das Boot besser segeln. Wir machen es unseren Gegnern etwas zu leicht.” Was aus seiner Sicht am Start falsch lief? “Ganz einfach: Das Boot fiel von den Foils. Wir müssen unsere Starts einfacher halten. Es ist noch nicht vorbei. Wir machen weiter Druck und versuchen, das nächste Rennen zu gewinnen.”
Dieses Ziel verfolgt auch das Orient Express Racing Team. Die Franzosen mussten im geplanten Duell mit den Kiwis zunächst mit technischen Problemen passen und “Taihoro” den Kurs zum Aufwärm-Solo überlassen. Was keine Auswirkungen auf das Punktkonto der Herausforderer-Runde hat, weil Ergebnisse aus Rennen gegen die Cup-Verteidiger im Kampf um den Einzug ins Louis-Vuitton-Cup-Halbfinale nicht zählen.
In ihrem späteren Duell mit NYYC American Magic verkaufte sich der “Orient Express” zunächst gut. Beide Boote waren zu früh dran für den Start, segelten im verzweifelten Bemühen darum, in den wieder leichter gewordenen Winden auf den Foils zu bleiben, an der Startlinie vorbei. Den Amerikanern gelangen Rückkehr, Dip-Start und Auftakt danach schneller.
Bei 48 Sekunden Rückstand auf “Patriot” am ersten Tor, wirkte der “Orient Express” aber einmal mehr sehr schnell auf dem Kurs. Einen Abschnitt später lagen das Schwesterschiff der neuseeländischen “Taihoro” nach deutlichen Gewinnen schon nur noch 28 Sekunden hinter den Amerikanern. Am Ende von Abschnitt drei waren es nur noch 13 Sekunden.
Kommentatoren und Zuschauer hielten den Atem an, als der “Orient Express sich am Ende des vierten Kursabschnitts der Wendemarke in vielversprechendem Winkel näherte. Würden die schnellen Davids den US-Goliath doch noch einfangen können?
Es sah fast so aus, doch dann waren laute Schreie der Frustration von Bord des “Orient Express” zu hören, als der blau-weiß-goldene AC75 in dieser Situation von den Foils fiel – und eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr hochkam, sich nur noch saft- und machtlos durchs Wasser schob. Mit etwa 2.8 Kilometern Vorsprung (!) erreichte “Patriot” danach ungefährdet das Ziel. “Es ist hart hier draußen”, wusste auch Sieger Tom Slingsby.
So empfand es auch Ben Ainslie im zweiten Tagesdduell seines Teams mit Luna Rossa Prada Pirelli. Das begann aus Sicht des viermaligen Olympiasiegers gut, als seine Briten die Italiener schnell zur ersten Wende zwangen und sich einen kleinen Vorteil sicherten. Es endete schlecht, als “Britannia” erst eine schwache Hals absolvierte und dann in den leichten Winden von den Foils fiel. Die Italiener brachten das Rennen mit “Luna Rossa” mit 1 Minute und 24 Sekunden Vorsprung im Ziel souverän zu Ende. Sie kassierten ihren zweiten Siegpunkt an diesem Tag sowie den dritten insgesamt.
Die Zwischenstände in der Herausforderer-Runde ohne die neuseeländischen Verteidiger:
Die Hauptrunde im Louis Vuitton Cup mit insgesamt 30 Matches wird am Sonntag mit weiteren vier Duellen fortgesetzt: Alinghi Red Bull Racing trifft auf das Emirates Team New Zealand. Ineos Britannia bekommt es mit dem “Orient Express” zu tun. Die Schweizer treffen in ihrem zweiten Match des Tages auf Spitzenreiter Luna Rossa Prada Pirelli. Und die Kiwis bestreiten ihr zweites Duell des Tages gegen NYYC American Magic. Der erste der fünf Herausforderer scheidet im Kampf um die vier Halbfinalplätze bereits am 8. September aus.
Louis Vuitton Cup, Tag 3, Rennen 7 – Luna Rossa Prada Pirelli vs. NYYC American Magic
Louis Vuitton Cup, Tag 3, Rennen 8: Frankreich hat vor dem Rennstart aufgegeben.
Louis Vuitton Cup, Tag 3, Rennen 9 – Alinghi Red Bull Racing vs. Ineos Britannia:
Louis Vuitton Cup, Tag 3, Rennen 10 – Orient Express Racing vs. NYYC American Magic:
Louis Vuitton Cup, Tag 3, Rennen 11 – Ineos Britannia vs. Luna Rossa Prada Pirelli